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DemonstrationHunderte Menschen demonstrieren in Refrath gegen Rechts

Lesezeit 3 Minuten
Eine Reihe von Menschen steht vor einem Haus und setzt damit ein Zeichen gegen Rassismus und für Demokratie.

Mehrere hundert Menschen demonstrierten gemeinsam mit den „Omas gegen Rechts“ gegen Hetze und Rassismus.

Für die Demonstration der „Omas gegen Rechts“ in Refrath haben die Menschen eine Kette gebildet, um sich für Toleranz zu einzusetzen.

Einstehen für Demokratie, Toleranz und ein respektvolles Miteinander, aufstehen gegen Ausgrenzung, Hetze und Rassismus. Dazu luden am Samstagvormittag die „Omas gegen Rechts“ auf den Peter-Bürling-Platz um fünf vor Zwölf ein. Dem Aufruf folgten mehrere hundert Menschen und bildeten gemeinsam eine Menschenkette.

Ein buntes Treiben herrschte im Herzen Refraths. Alle Altersklassen hatten sich zusammengefunden, um das Vorhaben der „Omas gegen Rechts“ zu unterstützen und nahmen dann einander an den Händen. So richtig messbar war die Länge der Kette im Nachhinein nicht, aber die Mitglieder der Initiative waren tief beeindruckt von dem regen Interesse für ihr Engagement. Viele Teilnehmer trugen Buttons, mit denen sie ihren Standpunkt klar machten, andere hatten im Vorfeld Plakate gebastelt. Von Kleinkindern bis zu sehr alten Menschen waren alle gekommen, um friedlich Hand in Hand für Demokratie zu demonstrieren.

Erst dachte ich, es wären ein paar hundert Teilnehmer, dann habe ich mich umgedreht und der ganze Platz war voll
Ulrich, „Opa gegen Rechts“

„Grandios, unglaublich, überwältigend“, war es aus allen Ecken zu hören, nachdem sich die Menschenkette aufgelöst hatte und die Teilnehmer wieder ihres Weges gingen. Erkennbar an ihren Westen waren viele Mitglieder der Initiative in Gespräche verwickelt, nahmen positives Feedback der Teilnehmer entgegen. „Jetzt müssen wir uns mal setzen und einen Kaffee trinken“, beschlossen sie nach Ende der Demonstration.

„Erst dachte ich, es wären ein paar hundert Teilnehmer, dann habe ich mich umgedreht und der ganze Platz war voll“, schilderte „Opa gegen Rechts“, Ulrich, die Atmosphäre. „In der letzten Sekunde kamen noch ganz viele dazu“, fuhr er fort. Auch er bedauerte, die tatsächliche Länge nicht messen zu können, denn wer den Anfang sah, konnte das Ende nicht sehen und umgekehrt. „Außerdem standen die Menschen teils in mehreren Reihen hintereinander“, hatte Ulrich beobachtet. „Es ist auf jeden Fall ein riesiger Erfolg, mehr als ich mich getraut habe, zu träumen“, war er euphorisiert.

Vor einer langen Menschenkette, die ein Schild mit der Aufschrift „Aufstehen gegen Rassismus“ hochhält, spricht eine Frau in ein Mikrofon.

Eine lange Menschenkette bildeten die Demonstranten.

Vom Peter-Bürling-Platz aus positionierten sich die Demonstranten in Richtung Marktplatz, auch die Autofahrer waren plötzlich integriert, denn diese mussten stehenbleiben, als die Kette über die Straße führte. Aus den Geschäften heraus beobachteten die Händler interessiert das Geschehen, wie auch Petra Tscharntke aus ihrem Concept Store und war ebenso beeindruckt von der Anzahl der Personen, die sich im beschaulichen Refrath tummelten.

Mit Schildern und einem Megafon machten die „Omas gegen Rechts“ um Doris, Monika, Liesel und Gabi gemeinsam mit vielen weiteren Mitstreitern aus der Initiative Lärm und führten die Menschen an. Der Rap, den sie selbst geschrieben haben, muss allerdings noch warten. Im Vorfeld hatten sie sich viele Gedanken zum Ablauf der Veranstaltung gemacht, getüftelt und gebastelt. Da die „Omas gegen Rechts“ kein Verein sind, zahlen sie alles aus eigener Tasche, sogar die Genehmigung für die Demonstration.

Menschen mit arabischem Background werden oft abgewertet
Sarah, Demonstrantin

Sarah war gleich mit der ganzen Familie gekommen. „Wir wollen daran teilhaben, Refrath lebendig bleiben zu lassen, denn von alleine passiert das nicht. Dass sich auch ältere Menschen wie die „Omas gegen Rechts“ engagieren, das hört man nicht so oft und gerade deshalb sollte man ihnen eine Stimme geben“, fasste sie zusammen und wünschte sich fürs nächste Mal noch eine Parole, um so richtig Stimmung machen zu können. Als junge Mutter macht sie sich Sorgen: „Deutschland soll für Paul ein Land sein, wo er sich wohlfühlt, er hat zwei Staatsbürgerschaften und das Privileg wollen nicht alle Parteien aufrechterhalten“, so die Refratherin. „Menschen mit arabischem Background werden oft abgewertet“, hat sie zudem beobachtet.

Partner Ben ist Franzose, erst kurz in Refrath und war ebenfalls Teil der Menschenkette. „Die Stimmung in Deutschland ist stressig, ähnlich wie in Frankreich“, beschrieb er. „Früher habe ich immer zu ihm gesagt, die Politik ist recht stabil. Schwierig, wenn man dann nach Deutschland kommt und das erlebt“, so Sarah.