Restaurant „Zwölf Apostel“ geschlossenRefrather fürchten um Verlust des Kickehäuschen
Bergisch Gladbach – Vor 100 Jahren eine beliebte Sommerfrische, ist das Kickehäuschen ein bekannter Treffpunkt in Refrath geblieben. Doch jetzt ist erst einmal Schluss mit der Ausflugs-Idylle: Das Restaurant „Zwölf Apostel“ hat zugemacht.
Refrather schlagen Alarm. Sie befürchten, dass das traditionsreiche Gebäude für immer von der Bildfläche verschwinden könnte. Doch die Eigentümerin versichert: „Das Haus soll neu verpachtet werden.“
Erste Anlaufstätte für Treffen
Ein schöner Pavillon, oder Sälchen, wie die Refrather sagen, rundherum Sprossenfenster mit Markisen, weiß die Fassade. Und neben dem Haus ein lauschiger Biergarten mit 60 Plätzen, im Sommer immer proppenvoll, mit Aussicht auf den Wald. Irgendwie ist das Kickehäuschen auch Refraths gute Stube. Immer die erste Anlaufstätte für Treffen von Vereinen.
Unzählige Familienfeste wurden in den vergangenen Jahrzehnten dort gefeiert. Die Gäste des benachbarten Hotels waren dort Stammgäste. Und jetzt ist das Traditionslokal plötzlich zu. Von heute auf morgen hat sich Pächter Evangelos Michail von seinen Gästen verabschiedet – mit einer knappen Notiz am Eingang: „Wegen Vertragsablaufs wurde das Restaurant geschlossen.“
Geburtshaus retten
„Das ist mein Geburtshaus“, berichtet Eigentümerin Inge Trepel aus Wiesbaden, „meinem Vater habe ich das Versprechen gegeben, das Haus zu erhalten.“ Mit der Verpachtung betraut ist die Firma Fako-M, Getränkegroßhändler aus Neuss. „Es haben sich schon drei Interessenten gemeldet“, sagt Geschäftsführer Jürgen Siebigteroth. Parallel müsse noch geklärt werden, an welchen Stellen Sanierungsbedarf bestehe. Es sei also noch zu früh, einen Termin zu nennen, wann das Haus wieder eröffnen könne.
Der Refrather Bürger- und Heimatverein drängt allerdings trotzdem auf einen raschen Schutz für das Gebäudejuwel. „Hier in Refrath ist es nicht ausgeschlossen, dass plötzlich der Bagger anrollt und das Haus wegräumt“, sagt Hans-Peter Müller vom Heimatverein. In der heutigen Bausituation sei es sehr verlockend, ein großes Grundstück zu besitzen. Der Trend zur Verdichtung sei an vielen Stellen zu beobachten. Gleich nebenan vom Kickehäuschen seien zwei weiße „Wohnklötze“ gebaut worden, die sich überhaupt nicht in die Wohnbebauung einfügen würden.
Gesellschaftliche Bedeutung
Abgesehen davon sei es auch von gesellschaftlicher Bedeutung, dass das Kickehäuschen bestehen bleibe. „Sonst würde es nur noch einen einzigen Saal für Versammlungen oder Feste in der Gaststätte Ewige Lampe geben“, sagt Müller. Die Räumlichkeiten im Haus Steinbreche in Alt-Refrath seien zu groß für Vereinstreffen oder Familienfeiern. Zudem gebe es hier keine Bewirtung.
„Das Haus ist einzigartig“
Unter Denkmalschutz steht das Kickehäuschen nicht. Bei seinen Stadtrundgängen für die Erstellung eines Denkmalpflegeplans hat der Architekt Michael Werling das Gebäude als „erhaltenswert“ eingestuft. „Von außen betrachtet erfüllt das Gebäude nicht die Kategorie »denkmalwürdig«“, sagt Werling. Um aber Zweifel auszuräumen, habe er den Fall bereits an den Landschaftsverband Rheinland weitergegeben. „Sollte das Denkmalamt zu dem Ergebnis kommen, das Haus sei als Denkmal zu schützen, würden wir das mitragen“, meint Werling. Abgesehen von seiner städtebaulichen Bedeutung habe das Kickehäuschen auch eine soziale Funktion für die Refrather.
Für Ex-Pächter Michail sei es ein trauriger Einschnitt. „Das Haus ist einzigartig. Ich bin extra deswegen aus Düsseldorf hierhingezogen.“ Doch für ihn habe es sich am Ende einfach nicht mehr gerechnet. Die Pacht sei zu hoch gewesen, obwohl die Standards in der Gastronomie schon lange nicht erfüllt würden. „Es gibt einen großen Sanierungsbedarf“, berichtet Michail, der im Restaurant Mayflower’s in der Peter Bürling-Passage eine neue Stelle als Geschäftsführer angetreten hat.
Von der Trinkhalle zum Restaurant
Die Geschichte des Kickehäuschens geht auf den Anfang des 19. Jahrhunderts zurück. Am Anfang stand auf der Kicke nur eine kleine Trinkhalle aus Holz, die der Bensberger Gerhard Neu und seine Frau Gertrud eröffnet haben, um von dem Ausflugstourismus aus Köln zu profitieren. Hans-Peter Müller hat die Geschichte des Hauses in Band II „Refrath gestern und heute“ beschrieben.
1913 legte der Geschäftsmann Neu dann den Grundstein für das jetzige Kickehäuschen. Es war zunächst eine Kaffeewirtschaft. Besondere Spezialität: der Käsekuchen von Tante Lena aus Köln, die auch im Backraum aushalf. Zum Wald hin entstand ein Biergarten, für Kinder gab es ein Karussell. Nach dem Anbau des Saales im Jahr 1928 nutzten viele Vereine den Raum für ihre Treffs.
Gerhard Neu führte die Wirtschaft bis 1949. Mit 70 Jahren übergab er sie seinem gleichnamigen Sohn, der die Gaststätte bis 1983 leitete und dann an Richard Arzt, den Inhaber des Tannenhofs an der Lustheide, verkaufte. Als Richard Arzt im Jahr 1988 starb, erbte seine Tochter Inge Trepel das Kickehäuschen.
Der Name geht auf den Besuch einer Schulklasse aus Köln-Klettenberg im Jahr 1921 zurück. Schulleiter Heimbach schlug „Kickehäuschen“ vor, mit der Begründung: „Es liegt auf der Kicke. Der Name ist einprägsam, auch Kinder können ihn sich gut merken.“ (ub)
Das könnte Sie auch interessieren: