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KlimawandelDiese tropischen Tierarten kommen nach Bergisch Gladbach und Umgebung

Lesezeit 4 Minuten
Schädlingsbekämpfer in Schutzkleidung gehen gegen ein Nest Asiatischer Hornissen vor.

Bestens geschützt gehen Schädlingsbekämpfer gegen Asiatische Hornissen vor.

Tigermücken und Hornissen aus Asien, Waschbären aus Amerika: Der Klimawandel macht Bergisch Gladbach und Co. für allerlei Getier attraktiv.

Wölfe und Waschbären hier, Asiatische Hornissen und Asiatische Tigermücken dort: Die Veränderungen unserer Umwelt insbesondere durch den Klimawandel stellen die Menschen im Bergischen Land vor immer neue Herausforderungen.

Kaum hat diese Zeitung zuletzt über die Ausbreitung des – anders als der wieder zurückgekommene Wolf - ursprünglich überhaupt nicht nach Mitteleuropa gehörenden Waschbären im Bergischen berichtet, teilt die Kreisverwaltung mit, dass im Rheinisch-Bergischen Kreis erstmals eine Asiatische Tigermücke nachgewiesen worden ist – und dass die Meldungen von Asiatischen Hornissen im Kreis zunehmen.

Undatiertes Foto einer Tigermücke, die zu den Überträgern des Dengue-Fiebers zählt.

Undatiertes Foto einer Tigermücke, die zu den Überträgern des Dengue-Fiebers zählt. Die Europäische Umweltagentur (EEA) hat bereits vor elf Jahren vor zunehmenden Gefahren durch von Menschen verbreitete Tierarten gewarnt. Der Klimawandel begünstigt die Entwicklung.

In Sachen Asiatische Tigermücke schreibt die Kreisverwaltung, dass ein Bürger die Mücke in Rösrath fotografiert und die Aufnahmen zur Artbestimmung bei der „Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage e.V.“ (KABS) eingereicht habe. Die insbesondere im Südwesten Deutschland aktive KABS bestätigte, dass es sich tatsächlich um ein Exemplar der Asiatischen Tigermücke gehandelt habe.

Amtsärztin Dr. Sabine Kieth, die Leiterin des hiesigen Gesundheitsamtes: „Dass diese Stechmückenart auch hier bei uns im Bergischen Land auftauchen würde, war nur eine Frage der Zeit. Die feuchtwarme Witterung mit hohen Durchschnittstemperaturen in den vergangenen Monaten begünstigt das Vordringen dieser Tierart Richtung Norden.“

Asiatische Tigermücke ist potenzielle Krankheitsüberträgerin

Die Asiatische Tigermücke ist potenzielle Überträgerin von verschiedenen tropischen Krankheitserregern. Sie ist auffällig schwarz-weiß gemustert, charakteristisch sind die fünf weißen Streifen an den Hinterbeinen. Die ursprünglich aus Südostasien stammende Tigermücke wurde durch den Menschen in andere Regionen verschleppt und findet bedingt durch den Klimawandel immer häufiger auch in Deutschland klimatisch attraktive Bedingungen.

Zur Fortpflanzung benötigt sie Wasser, beispielsweise aus Pfützen, Wasserresten in Blumenvasen, Eimern oder Regentonnen. Hier legt sie, nachdem sie Blut gesaugt hat, ihre Eier ab.

Wer kann, sollte Wasseransammlungen in Blumenkästen, Eimern, Regentonnen, Gießkannen oder Vogeltränken über den Sommer vermeiden, um so die Ansiedlung und Verbreitung der Mücke einzudämmen.
Kreisverwaltung Rhein-Berg

Kieth und Amtstierarzt Dr. Thomas Mönig sind sich laut Kreisverwaltung einig: „Bei der Asiatischen Tigermücke handelt es sich um eine weitere Stechmückenart, mit deren Vorkommen wir jetzt auch bei uns häufiger rechnen müssen. Der wirksamste Schutz ist, ihnen die Brutmöglichkeiten zu nehmen. Wer kann, sollte Wasseransammlungen in Blumenkästen, Eimern, Regentonnen, Gießkannen oder Vogeltränken über den Sommer vermeiden, um so die Ansiedlung und Verbreitung der Mücke einzudämmen.“

In Sachen Asiatischer Hornissen hat das Veterinäramt des Rheinisch-Bergischen Kreises im August einen deutlichen Anstieg der Meldungen verzeichnet. Bislang seien 15 Meldungen, vor allem aus den Städten und Gemeinden Bergisch Gladbach, Kürten, Leichlingen, Overath und Rösrath, eingegangen. Fast täglich komme eine neue Sichtung hinzu, so die Keisverwaltung. Die Mithilfe der Bürger nennt Amtstierarzt Mönig „vorbildlich“.

Eine Asiatische Hornisse trinkt einen Cocktail aus Bier, Wein und Zuckersirup am Locktopf.

Eine Asiatische Hornisse trinkt einen Cocktail aus Bier, Wein und Zuckersirup am Locktopf.

Viele Bürger sendeten Handyfotos oder -videos der charakteristischen schwarz-gelben Hornissen mit den gelben Füßen auf blühendem Efeu, an Bienenstöcken, aber auch an Bierkrügen – ergänzt durch Angaben zur Flugrichtung – per E-Mail an das Veterinäramt. Diese Informationen seien wichtig, um die Nester zu finden.

Die Lokalisierung und die Beseitigung der Nester sind herausfordernd, aber entscheidend, um die Ausbreitung der Asiatischen Hornisse zu stoppen.
Amtstierarzt Dr. Thomas Mönig

„Die Lokalisierung und die Beseitigung der Nester sind herausfordernd, aber entscheidend, um die Ausbreitung der Asiatischen Hornisse zu stoppen. Wenn die begatteten Jungköniginnen Ende September oder Anfang Oktober ausschwärmen, könnten sie im Frühjahr 2025 neue Hornissenstaaten gründen. Dies gilt zu verhindern“, so Mönig.

Denn die erstmals 2023 im Rheinisch-Bergischen Kreis gesichtete Hornissenart könne die heimische Artenvielfalt und die Ökosysteme auf vielfältige Weise beeinflussen und sei eine potenzielle Gefahr für die heimische Tier- und Pflanzenwelt.

Alkoholisches als Lockmittel für Hornissen

Für die Nestsuche sei keine teure Funk- und Peilausrüstung notwendig. In Bensberg stellten Bürger nach Einweisung durch das Veterinäramt Locktöpfe auf, die einen für die Hornissen unwiderstehlichen Cocktail aus Bier, Wein und Zucker oder alternativ auch Federweißer und Hefe enthalten.

Die Kreisverwaltung: „Fliegen die Hornissen den Locktopf regelmäßig an, verraten Flugrichtung und Rückkehrzeit die ungefähre Position des Neststandorts. Wenn es nicht ausreicht, Baumkronen im Zielgebiet mit Ferngläsern abzusuchen, um die Nester in den belaubten Baumwipfeln zu entdecken, können auch Drohnen zur Nestsuche eingesetzt werden.“

Der Kreis appelliert an die Bürger, wachsam zu bleiben und sich umgehend per E-Mail an zu melden, wenn sie eine Asiatische Hornisse beobachtet haben. Im Internet gibt es einen Flyer zum kostenlosen Download.

Die Ausbreitung der Asiatischen Hornisse (Vespa velutina nigrithorax) in Europa begann laut Kreisverwaltung vor etwa 20 Jahren, als eine einzelne begattete Königin versehentlich über den globalen Warenhandel aus Asien nach Frankreich eingeschleppt wurde. In vielen Teilen Europas, einschließlich Spanien, Frankreich und südlichen Bundesländern Deutschlands, konnte ihre Ausbreitung bislang nicht gestoppt werden.