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KlimawandelBürger-Energie Bergisch Gladbach wartet auf neue Aufträge

Lesezeit 4 Minuten
Zu sehen ist das Dach der Turnhalle, das mit Solarmodulen belegt ist.

Die erste Solar-Anlage der Bürger-Energie Bergisch Gladbach liefert Strom vom Dach des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums.

Die beiden ersten Solaranlagen der Bürger-Energie sind am Netz. Der Vorstand wünscht sich von der Stadt ein schnelleres Ausbau-Tempo.

In den Ausbau der erneuerbaren Energien in der Stadt kommt jetzt Bewegung. Dies freut besonders die Bürgerenergie-Genossenschaft Bergisch Gladbach, die sich für die Energiewende in Bergisch Gladbach einsetzt. Stefan Häusler vom Vorstand sagt aber auch: „Es muss noch viel passieren.“

Knapp ein Jahr nach der Gründung der Bürger-Energie Bergisch Gladbach (BEG) geht die erste Photovoltaik-Anlage auf dem Dach der Zweifach-Sporthalle des Dietrich Bonhoeffer-Gymnasiums in Heidkamp ans Netz – nach nur vier Monaten Bauzeit. 198 Module bringen insgesamt eine Höchstleistung von 82,17 Kilowatt in der Stunde. Pro Jahr wird ein Ertrag von 65,736 Kilowattstunden erwartet. Dies entspricht laut BEG einer geschätzten jährlichen CO2-Einsparung von 28,3 Tonnen.

Stadt muss Ausbau-Tempo steigern

Parallel arbeitete die Bürger-Energie an ihrem zweiten Projekt, der Anlage auf dem Dach der Grundschule in Odenthal Neschen. Sie liefert ebenfalls bereits Solarstrom. (siehe Infokasten).

Jahrelang ist der Ausbau der erneuerbaren Energien in Bergisch Gladbach nur schleppend vorangegangen. Bei der Ausstattung der eigenen städtischen Immobilien mit Photovoltaik hat Bergisch Gladbach einen Nachholbedarf. Nur 2,9 Prozent der Energie stammt aus regenerativen Quellen, sagte Bürgermeister, als er im September 2023 den Vertrag mit der Bürger-Energie unterzeichnete, auf dem Dach der Turnhalle des Dietrich-Bonhoeffer Gymnasiums zu errichten. Um das ehrgeizige Ziel zu erreichen, bis 2045 klimaneutral zu sein, muss die Stadt das Ausbau-Tempo steigern.

Wir sind noch in Verhandlung mit der Stadt zu drei weiteren Dachflächen.
Stefan Häusler, Vorstand Bürger-Energie Bergisch Gladbach

Dabei übernimmt die Bürger-Energie aktuell die Hauptrolle. Sie entlastet die Stadtverwaltung, indem sie als Investor, Organisator und Betreiber auftritt – getragen unter großem zeitlichen Einsatz der ehrenamtlich arbeitenden fachkundigen Mitglieder. Die Kosten für Anschaffung und Installation der PV-Anlage trägt BEG ebenfalls: Beziffert werden sie mit rund 100 000 Euro – finanziert mithilfe der Beiträge der fast 400 Mitglieder.

In die Ausarbeitung des Vertrags für das Pilotprojekt hatte die Stadtverwaltung damals viel Zeit investiert. Denn er soll als Blaupause dienen, um weitere Projekte zügig ohne bürokratische Hemmnisse umsetzen zu können. Trotzdem steht das nächste Projekt der BEG noch nicht fest. „Wir sind noch in Verhandlung mit der Verwaltung zu drei weiteren städtischen Dachflächen“, berichtet Häusler.

Genug Kapital für neue Projekte ist vorhanden

Deshalb könne er zum jetzigen Zeitpunkt noch nichts Konkretes bekannt geben. Kapital sei ausreichend vorhanden, um alle drei Dächer mit PV-Anlagen auszustatten. „Wir könnten sofort loslegen“, meint Häusler, „das würde den Nachhaltigkeitszielen der Stadt sehr entgegenkommen.“

In diesem Sinne würde sich die Bürger-Energie wünschen, dass die kommenden Dachpachtverträge seitens der Verwaltung schneller bearbeitet werden – auch um das bürgerschaftliche Engagement, das unendlich viele Stunden in Anspruch nehme, zu würdigen.

Auf der ersten Generalversammlung Ende April werden die möglichen neuen Projekte sicher auch eine wichtige Rolle spielen, sagt Jennifer Vollmer vom Vorstand. Jedes Mitglied hat eine Stimme, unabhängig von der Anzahl der Genossenschaftsteile. Für interessierte Neu-Mitglieder soll es im Laufe dieses Jahres eine Veranstaltung zur Entwicklung der Bürger-Energie geben. Auf der Homepage finden sich weitere Informationen.


Das zweite Projekt in Odenthal

Den Vertrag mit der Gemeinde Odenthal zur Errichtung einer Photovoltaik-Anlage auf dem Dach der Grundschule in Neschen hat die Bürger-Energie Bergisch Gladbach (EGB) im Dezember 2023 unterschrieben. Früher als gedacht konnte die Anlage bereits jetzt im April ans allgemeine Netz gehen.

Hier sind es 232 Module mit einer Spitzenleistung von 98 Kilowatt , die einen jährlichen Ertrag von 78 400 Kilowattstunden bringen. Die CO2-Ersparnis gibt die BEG mit voraussichtlich 33,7 Tonnen an. Die Investitionskosten der Bürger-Energie belaufen sich auf rund 100.000 Euro.

„Die Zusammenarbeit mit der Gemeinde Odenthal war von Anfang an sehr partnerschaftlich und zielorientiert. Es ist für uns ein weiterer Meilenstein, neben Bergisch Gladbach auch in der Region Rhein-Berg mit unseren Lösungen zu wirken“, betont Christian Mettenaus, Vorstand der Genossenschaft.

Für ein Drittel der Dachfläche der Grundschule Neschen hat sich die Gemeinde Odenthal eigene Pläne vorbehalten. An der besonders für Solaranlagen geeigneten Südseite des Daches überlege die Gemeinde, dieses Jahr selbst aktiv zu werden und nach Möglichkeit eine Photovoltaik-Anlage zum Eigenverbrauch zu errichten. (ub)