Der Rheinisch-Bergische-Kreis benennt große Defizite bei den Gladbacher Berufskollegs. Es stellen sich einige Fragen und Probleme.
Anstehende ÜbernahmeKreis sieht immensen Nachholbedarf für die Gladbacher Berufskollegs
Zum 1. Januar 2024 sollen die Berufskollegs in Bergisch Gladbach in die Trägerschaft des Rheinisch-Bergischen Kreises übergehen, das haben die Stadträte der bisher tragenden Kommunen und der Kreistag beschlossen.
Doch es scheint, wie die Kreisverwaltung in ihrer Vorlage zum Ausschuss für Schule, Sport und Kultur darlegte, noch reichlich zu tun zu geben, bis der Übergang in die Hände des Kreises reibungslos gelingen kann. Fachlich, inhaltlich ebenso wie operativ stellen sich so einige Fragen und Probleme, die geklärt werden müssen.
1. Die Finanzen
Übernimmt der Kreis die Berufskollegs, bekommt er mehr Geld vom Land Nordrhein-Westfalen, über die Schulpauschale und die Schlüsselzuweisungen. Deswegen schlägt die Kreisverwaltung vor, die Verbandsumlage und die Kreisumlage, die die Städte und Gemeinden an den Kreis zahlen müssen, entsprechend zu reduzieren.
2. Das Personal
Der Kreis ist bestrebt, das Personal der Berufsschulen zu übernehmen, aktuell wird geprüft, ob die Übernahme der Trägerschaft rechtlich als Betriebsübergang gesehen werden kann, was auch personalrechtlich bedeutsam wäre.
3. Die IT
Bei einer Begehung wurde laut Kreisverwaltung festgestellt, dass in den Berufskollegs ein „nicht unerheblicher Anteil“ an älteren Geräten und unterschiedlicher Hardware-Ausstattung genutzt werde. Es werden nun zeitnah Planungen für einheitliche Qualitäten und Standards erstellt, mögliche Neuanschaffungen und Anpassungen bei der Hard- und Software sollen in die Finanzplanungen mit einfließen.
4. Die Gebäude
Hier schreibt die Kreisverwaltung in ihrem Sachstandsbericht: „Die Gebäudesituation der beiden Berufskollegs in Bergisch Gladbach, das Gewerbliche und das Kaufmännische Berufskolleg, ist nach den ersten Erkenntnissen bedenklich.“ Insbesondere am Kaufmännischen Berufskolleg bestünden erhebliche Mängel in der Bausubstanz, man gehe jedoch davon aus, dass die Betriebssicherheit zum Eintritt in den Mietvertrag sichergestellt sei.
5. Die inhaltliche Entwicklung
Die rheinisch-bergische Kreisverwaltung kritisiert hier, dass die inhaltliche Ausgestaltung der beiden Berufskollegs und deren Verbesserung in den vergangenen Jahren nicht oder nur rudimentär vorgenommen worden sei. Infolgedessen wiesen die beiden Berufskollegstandorte einen Mangel an wichtigen Fachklassen auf, die Anmeldezahlen für diese Fachklassen seien in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen.
Aktuell pendelten 80 Prozent der Auszubildenden aus, weil für sie und ihre Arbeitgeber in Bergisch Gladbach kein passendes Angebot für den theoretischen Teil der dualen Ausbildung vorhanden sei. Das Amt für Bildung und Integration unterstützt nun die Berufskollegs dabei, ihre Angebote auf die Bedarfslagen in der Region und die einzelnen Ausbildungsbetriebe anzupassen.
Anmeldezahlen wurden erhöht
Dadurch seien bereits im ersten Schritt die Anmeldezahlen für die von der Schließung bedrohten Fachklassen „Industriekaufleute“ und „Kaufleute für Groß- und Außenhandel“ erhöht worden und die Unternehmen konnten wieder für eine Ausbildung an den beiden Standorten gewonnen werden.
In diesem Jahr konnten sich die Schülerinnen und Schüler erstmalig elektronisch bei den Berufskollegs anmelden, aktuell liegen 1085 Anmeldungen für die 72 verschiedenen Bildungsgänge an den beiden Standorten vor. Am gewerblich-technischen Berufskolleg haben sich 725 junge Menschen angemeldet, am kaufmännischen Berufskolleg 360.
Die erforderlichen Entwicklungen, so das abschließende Statement der Kreisverwaltung in ihrem Sachstandsbericht, müssten in kleinen Schritten herbeigeführt werden, da in den aktuellen Schulgebäuden der Stadt Bergisch Gladbach nur begrenzte Veränderungsprozesse zur Ausgestaltung der Fachklassen realisiert werden könnten.
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