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AktionstagWo Menschen mit Behinderung in Bergisch Gladbach Probleme haben

Lesezeit 3 Minuten
Aktion Inklusionsbeirat zum Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung mit einer roten Couch.

Aktion Inklusionsbeirat zum Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung.

Mit einer roten Couch machten Menschen mit Behinderung auf ihre Probleme aufmerksam.

Es ist Freitag, der Europäische Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung. Knapp 30 Menschen sind es, die in der Mittagszeit zum Konrad-Adenauer-Platz gekommen sind, um auf ihre Belange aufmerksam zu machen. Eine der Stimmen gehört Angelika Freimuth, die gerade neben Monika Hiller, Inklusionsbeauftragte der Stadt Bergisch Gladbach, auf dem roten Sofa sitzt.

„In der Stadt muss noch sehr viel passieren“, sagt Angelika Freimuth ins Mikrofon. Das fange mit den Cafés und Restaurants an. „Weil die Barrierefreiheit nicht gegeben ist, kommen Menschen mit Behinderungen oft gar nicht rein“, berichtet sie und klingt dabei zwar nicht verbittert, aber Frust hört man doch heraus. Sehr wichtig ist ihr, auf Einschränkungen wie Autismus oder psychische Erkrankungen hinzuweisen: „Solche Beeinträchtigungen geraten meist in Vergessenheit, weil sie nicht sichtbar sind.“

Mir fällt es schwer, an Haltestellen die kleingeschriebenen Fahrpläne zu lesen
Angelika Freimuth

Die 40-Jährige mit einer Lernbehinderung weiß, wovon sie spricht. „Mir fällt es schwer, an Haltestellen die kleingeschriebenen Fahrpläne zu lesen“, erzählt sie. Hilfen in solchen Situationen gehören für sie zur Achtung der Menschenwürde. Eigentlich sollte es eine Kleinigkeit sein, dies zu ändern, sollte man denken.

Von einer Barrierefreiheit sei Bergisch Gladbach noch „meilenweit“ entfernt, bestätigt Katharina Kaul vom Inklusionsbeirat. Von dem Protesttag verspricht sie sich vor allem eins: „Dass Menschen mit und ohne Behinderung ins Gespräch kommen.“ Denn Menschen mit Einschränkungen fühlten sich oft nicht ernst genommen. Das liege auch daran, dass es wenig Berührungspunkte gebe: „Es gibt zum Beispiel keinen einzigen politischen Fachausschuss, wo ein Mensch mit einer Behinderung sitzt.“

Die meisten Wohnungen sind nicht barrierefrei.
Aisha Rawoofi

Aisha Rawoofi (19) ist auf einen Rollstuhl angewiesen. Im Kaufmännischen Berufskolleg komme sie gut zurecht. Aber in die erste Etage der städtischen Bücherei komme sie nicht. Sie habe auch nur wenige Möglichkeiten, Freunde zu besuchen: „Die meisten Wohnungen sind nicht barrierefrei.“ Bei ihr im Haus gebe es zwar einen Aufzug, aber drei Stufen vor der Haustür. Dieses Hindernis könne sie nur mit Hilfe bewältigen: „Jedes Mal, wenn ich weg will oder heimkomme, brauche ich die Unterstützung meiner Eltern.“

Beate Block-Theißen, Vorsitzende des Blinden- und Sehbehinderten-Vereins Rheinisch-Bergischer Kreis, sagt: „Es kann nicht alles auf einmal passieren, aber es ist wichtig, an einem solchen Tag daran zu erinnern.“ Ihr ist ebenfalls „ein gutes Miteinander“ wichtig, „damit der Zusammenhalt gefestigt wird“.

Tom Auweiler, der jetzt auf dem roten Sofa sitzt, hat das Down-Syndrom . Er zeigt auf das Kopfsteinpflaster: „Da gibt es viele Stolperstellen. Das ist sehr gefährlich.“ Die Inklusionsbeauftragte Hiller stimmt ihm zu. Viel öfter müsste ein Mittelweg gefunden werden. „Wenn nur die Hälftes des Platzes umgestaltet werden würde, wäre schon viel gewonnen.“ Sie wünsche sich mehr Bereitschaft, solche Kompromisse einzugehen.