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„Wir sind nicht gegen Radfahrer“Gladbacher Inklusionsverein über Stress in der Stadt

Lesezeit 3 Minuten

Mehr Rücksichtnahme forderten die Teilnehmer der Demo, um eine sichere Nutzung der Fußgängerzone für alle zu erreichen.

Bergisch Gladbach – Der inklusive Gladbacher Verein „einfach gemeinsam“ hat anlässlich des Europäischen Protesttags für Menschen mit Behinderung mit zwei Aktionen auf die Konflikte zwischen Radfahrern und Fußgängern in der Fußgängerzone aufmerksam gemacht. Hildegard Allelein (70), stellvertretende Vereinsvorsitzende und ehemalige Behindertenbeauftragte der Stadt, zieht ein Resümee.

Es gab einen Demonstrationszug, eine Podiumsdiskussion und ein Fest. Hat sich der Aufwand gelohnt?

Allelein: Es war wahnsinnig viel Arbeit über viele Wochen. Aber für uns hat es sich gelohnt. Wir fühlen uns ernstgenommen. Wichtig ist uns, dass wir die Themen nicht im Streit, sondern lösungsorientiert diskutieren. Wir sind nicht gegen Radfahrer.

Hildegard Allelein.

Wie könnte man Menschen mit Handicap vor Gefahren in der Fußgängerzone bewahren?

In der Diskussion, die mit Prominenz aus Verwaltung, Kandidaten der Landtagswahl sowie Herrn Peters der IG-Stadtmitte besetzt war, wurden verschiedene Vorschläge gemacht. Die Beschilderung ist irritierend. Das muss verbessert werden. Selbst Radfahrer, die sich an die Regeln halten wollen, verstehen sie nicht. Mehr Kontrollen in der Fußgängerzone könnten ebenfalls helfen. Mehr Öffentlichkeitsarbeit. Denn es gibt immer wieder Raser. Darunter auch E-Roller-Fahrer, die sich mit Fahrradfahrern gleichstellen.

„einfach gemeinsam“

Der Verein hat sich zum zweiten Mal am Protesttag beteiligt

Der 2019 gegründete inklusive Verein „einfach gemeinsam“ setzt sich für die Belange von Menschen mit und ohne Behinderungen sowie chronisch Erkrankte in Bergisch Gladbach und im Rheinisch-Bergischen Kreis ein. Gleichzeitig sieht er sich als Anlaufstelle, um die Arbeit vieler Initiativen und Selbsthilfegruppen zu vernetzen. Aktuell hat der Verein 80 Mitglieder. Treffpunkt ist das Vereinsheim an der Bensberger Straße 180.

Der Verein hat sich zum zweiten Mal an den bundesweiten Aktionen zum Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen beteiligt. Dabei geht es darum, die Kluft zwischen dem im Grundgesetz verankerten Anspruch der Gleichberechtigung aller Menschen und der Lebenswirklichkeit Stück für Stück zu überwinden. Das diesjährige Motto lautete „Tempo machen für Inklusion – barrierefrei zum Ziel“. Der Gladbacher Verein „einfach gemeinsam “ machte gleich zweimal auf diesen Tag und auf zwei Barrieren aufmerksam: mit einer Demonstration auf dem Fahrradweg entlang der Straße Gohrsmühle sowie einer Diskussion über die Gefahren durch den Radverkehr in der Fußgängerzone. Zur Unterhaltung traten unter anderem der MVE Musikverein Einigkeit Olpe, die Bergischen Ohrwürmer und die „Bülos“ auf. (ub)

Konnte Ihr Verein die Vertreter der Stadtverwaltung davon überzeugen?

Das Fazit unserer Podiumsdiskussion lautet, dass wir uns alle gemeinsam Lösungsvorschläge überlegen. Der Beigeordnete Ragnar Migenda hat am Ende zu mir gesagt: „Wir sehen uns wieder.“

Was sind Ihre Hauptkritikpunkte am Blindenleitsystem in der Fußgängerzone?

Die Kombination aus Regenrinne und Blindenleitweg wird als solche nicht wahrgenommen. Mülltonnen, parkende Autos oder Stühle von Cafés werden achtlos direkt daran gestellt. Unser Verein unterstützt den Blindenverein bei der Forderung, neue Blindenleitwege in der Stadt künftig farblich deutlicher erkennbar zu machen.

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Trotz aller Probleme wurde aber auch gefeiert?

Ja, und wie! Es war eine entspannte und heitere Atmosphäre mit vielen Gesprächen und tanzenden Zuschauern. Das Glücksrad mit den vielen Spenden wurde kräftig gedreht. Ich hatte den Eindruck, dass alle aufatmeten: Endlich konnte man sich wieder gegenüberstehen. Es war ein toller Tag.