AboAbonnieren

Bergisch GladbachAnwohner wehren sich gegen Umwandlung der Laurentiusstraße

Lesezeit 3 Minuten

Umstritten ist die Umwandlung der Laurentiusstraße zur Fahrradstraße.

Bergisch Gladbach – Streitpunkt Laurentiusstraße: Anwohner argumentieren engagiert gegen den Umbau der Straße zur Fahrradstraße. „Die Umwidmung dieser Straße ist überflüssig, schädlich für die Geschäftsleute und Arztpraxen und sogar gefährlich für die Radfahrer“, sagt Felix Nagelschmidt, Immobilienmakler.

Beim Treffen auf der Laurentiusstraße schaltet sich ein Passant ein. „Geht es um die Laurentiusstraße? Das ist keine gute Idee, was die Stadt hier vorhat“, kritisiert Gerd Broich, „hier gibt es einfach zu viel Anliegerverkehr und viel zu viele Tiefgaragenausfahrten.“ Kämen noch mehr Fahrradfahrer dazu, sei dies sehr gefährlich. „Aber die Stadtväter wissen ja mal wieder alles besser“, winkt er ab.

Freigabe für Radfahrer könnte gefährlich werden

Wie zum Beweis fährt in diesem Moment eine Briefzustellerin auf ihrem Fahrrad vorbei, bergab gegen die Einbahnstraße. Das ist illegal, aber nicht mehr lange geht es nach den Plänen der Stadtverwaltung: Denn bis zum endgültigen Umbau zur Fahrradstraße soll die Laurentiusstraße in einem ersten Schritt noch in diesem Jahr für den entgegenkommenden Radverkehr geöffnet werden.

Felix Nagelschmidt schlägt die Odenthaler Straße als alternative Rad-Route vor.

Als ein Lkw bergauf gefahren kommt, wird richtig deutlich, wie eng es auf der Fahrbahn wird. Der 1,50 Meter-Abstand beim Überholen, eines Fahrrads könnte keines Falls eingehalten werden. Erst recht nicht, wenn in Gegenrichtung bergab auf einem Schutzstreifen gleichzeitig ein weiterer Radfahrer unterwegs sein sollte.

Täglich hunderte Patientinnen und Patienten

„Das ist reine grüne Symbolpolitik“, kritisiert Nagelschmidt. In Gladbach gebe es so viele Straßen, die attraktiv für den Radverkehr gestaltet werden könnten. Aber die Laurentiusstraße – steil, kurvig, eng und mit Einmündungen – eigene sich grundsätzlich nicht für das Pilotprojekt. Er befürchtet zudem ein Ladensterben, wenn wie geplant, mindestens sechs Parkplätze wegfallen. Direkt betroffen wären zum Beispiel ein Blumengeschäft, ein Reiseveranstalter und eine Heilpädagogische Praxis in der Nähe der Einmündung Hornstraße.

Und ein weiterer Punkt sei bis her nie beachtet worden, bemängelt Frank Dobers, Internist in der hausärztlichen Gastroenterologischen Praxis an der Laurentiusstraße 95: Die Straße sei vermutlich die im ganzen Stadtgebiet für medizinische Dienstleistungen am meisten frequentierte Straße . „In unserer Praxis werden täglich 400 Patienten behandelt“, berichtet Dobers. Die benachbarte Montanus-Apotheke habe in den vergangenen Monaten bis zu 700 Corona-Bürgertests pro Tag durchgeführt.

Nicht nur Ablehnung, aber weiterer Handlungsbedarf

„Zwar bieten wir in unserer Tiefgarage 20 kostenlose Parkmöglichkeiten an.“ Aber viele Kunden seien aufgrund von eingeschränkter Mobilität auf Parkplätze entlang der Straße angewiesen: „Die Stadt diskutiert am Bedarf vorbei.“ Dobers hätte sich im Vorfeld einen Austausch mit der Stadtverwaltung gewünscht. Doch ein entsprechendes Angebot, gemeinsam mit dem Inhaber der Apotheke sowie mit dem ärztlichen Direktor des Marienkrankenhauses ausgesprochen, sei vom Bürgermeister bis heute unbeantwortet geblieben.

Das könnte Sie auch interessieren:

Michael Uhl, Inhaber von MS Elektronik, einem Computerfachgeschäft, hat rechtzeitig bevor die Fahrradstraße kommt, die Flucht ergriffen. Er ist aus seinem Ladenlokal ausgezogen: „Nicht auszuhalten, wie hier systematisch der Handel kaputt gemacht wird.“ In seiner Branche sei er auf Parkplätze in der Nähe angewiesen: „Den Kunden ist es nicht zuzumuten, zehn Kilo schwere Computer oder Drucker weit zu schleppen“, sagt er. Außerdem frage er sich, ob die Stadtplaner bedacht hätten, dass Paketdienste die Fahrradstreifen blockieren?

Aber es gibt auch Befürworter einer Fahrradstraße: „Wir haben nichts dagegen“, sagen Daniela Herbst und Christina Kombüchen, Inhaberinnen des Cafés Tilda. Allerdings finden die Unternehmerinnen auch: Bei anderen Straßen bestehe ein dringender er Handlungsbedarf in puncto Fahrradfreundlichkeit: „Den Radweg auf der Paffrather Straße sollte sich die Stadt zuerst ansehen“, rät Kombüchen.

Heute Abend, 17 Uhr, Bensberger Ratsaal, steht der Fahrradstraßen-Plan der Stadtverwaltung auf der Tagesordnung des Ausschusses für strategische Stadtentwicklung und Mobilität.