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Täglich 2529 AutosLaurentiusstraße in Bergisch Gladbach wird zur Fahrradstraße

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Mittelfristig soll die Gladbacher Laurentiusstraße zur Fahrradstraße werden.

Bergisch Gladbach – Die Laurentiusstraße soll Fahrradstraße werden. Die Stadtverwaltung drückt aufs Tempo und legt einen neuen Vorschlag vor, wie das umstrittene Projekt konkret umgesetzt werden kann. Demnach soll die Einbahnstraße in einem ersten Schritt noch in diesem Jahr für den entgegenkommenden Radverkehr geöffnet werden. Erst in einem zweiten Schritt sollen die Radler dann endgültig Vorrang bekommen. Aus Sicht der Verwaltung sind so die bisherigen Tücken bei der Umsetzung bekämpft.

Die neue zweistufige Strategie der Verwaltung basiert auf Basis eines für 8000 Euro beim Büro AB Stadtverkehr in Auftrag gegebenen Gutachtens. Am kommenden Dienstag, 14. September, wird es dem Ausschuss für Stadtentwicklung und Mobilität zur Beratung vorgelegt. Bisher gibt es im Stadtgebiet noch keine einzige Fahrradstraße.

Täglich 2529 Autos

Die Öffnung der Einbahnrichtung für Radfahrer als Zwischenschritt wird als günstige und kurzfristige Lösung angesehen. Im Gegensatz zur Fahrradstraße: Denn wenn die gesamte Fahrbahn der Laurentiusstraße zum Radweg wird, sind umfangreiche bauliche Maßnahmen auch an den zuführenden Straßen notwendig. Die detaillierten Planungen beabsichtigt die Verwaltung deshalb ebenfalls extern zu vergeben.

Unfallrisiken

Laut Gutachten besteht mit der Einführung der Einbahnstraßenregelung auf der Laurentiusstraße an der Kreuzung Am Broich das größte Unfallrisiko: Denn bisher hatte der einbiegende Kfz-Verkehr uneingeschränkte Vorfahrt. Nun muss dem bergabfahrenden Radfahrer Vorrang eingeräumt werden.

Dies soll mit Verkehrsschildern sowie einem temporären Hinweis „Geänderte Verkehrsführung“ gewährleistet werden. Zusätzlich prüft die Verwaltung, ob an der gegenüberliegenden Mauer ein Banner angebracht werden kann. Auch in Höhe der Einmündung zur Hornstraße muss die Vorfahrt der Radler mit Verkehrszeichen geregelt werden. (ub)

Nicht abzusehen sind die Auswirkungen auf das umliegende Straßennetz. Laut Empfehlung der Gutachter soll zum Beispiel die Paffrather Straße ab Stationsstraße nur noch für Anlieger-, Bus- und Taxiverkehr freigegeben werden – mit dem Ziel, Schleichverkehre auf der Laurentiusstraße zu unterbinden. Die Verbindungsstrecke zwischen Rathaus und Odenthaler Straße wird täglich von 2529 Kraftfahrzeugen genutzt. Allerdings fand die Verkehrszählung mitten in der Pandemie vom 7. bis 14. Januar 2021 statt und ist damit nicht aussagekräftig.

Frei nur noch für Anlieger und Parkhaus-Nutzer

Das zweistufige Vorgehen erfüllt wohl vor allem den Zweck, Zeit zu gewinnen: Denn in dem neuen, vom Bundesrat verabschiedeten Entwurf der Verwaltungsvorschrift zur Straßenverkehrsordnung fällt die bisher geltende Vorschrift weg, dass auf einer Fahrradstraße der Radverkehr die vorherrschende Fortbewegungsart sein muss. Eine Bedingung, die die Laurentiusstraße aktuell nicht erfüllt. Wann der beschlossene Entwurf in Kraft treten wird, steht zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht fest. Das Gutachterbüro empfiehlt deshalb, die Ausweisung der Fahrradstraße erst in einem bis zwei Jahren.

Eine als Fahrradstraße umgewidmete Laurentiusstraße dürfte dann nur noch von Anliegern und deren Besuch, Liefer- und Handwerkerbetrieben sowie Nutzern des Parkhauses Marienberg sowie der Parkplätze an der Buchmühle befahren werden. Dabei müssen sich Autofahrer in der Geschwindigkeit nach den Radfahrern richten, die zum Beispiel auch nebeneinander fahren dürfen.

Sechs Parkplätze müssen an Engstellen wegfallen

Die Einbahnstraße Laurentiusstraße vorab für den Radverkehr in beide Richtungen zu öffnen, gilt aber nicht nur als Zeitpuffer. Das Projekt wird auch als Übung für Autofahrer und Radfahrer angesehen: „Umso mehr Radfahrer die Straße nutzen, umso größer sind die Zeiteinbußen für den Kfz-Verkehr.“ Die Experten vom Büro AB Stadtverkehr gehen davon aus, dass die Autofahrer „motiviert werden, die Laurentiusstraße zu umfahren.“

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Um die Laurentiusstraße für den entgegenkommenden Radverkehr freigeben zu können, soll bergab ein Schutzstreifen eingerichtet werden, um für mehr Sicherheit der Radfahrer zu sorgen. Denn die Laurentiusstraße gilt sonst aufgrund ihrer Steigung, leichten Kurvenlage und teils schlechten Sichtbeziehungen als gefährlich. Das einfache Aufmalen von Piktogrammen reiche laut Verwaltung nicht aus. Zudem müssten an Engstellen und Einmündungen insgesamt sechs Parkplätze wegfallen. Ersatzweise sollen Anwohner kostenpflichtige Dauerparkplätze auf der Parkpalette Buchmühle nutzen können.

Die Verwaltung verspricht, alle Anwohner rechtzeitig über den Umbau zu informieren. Vorgesehen sei eine digitale Informationsveranstaltung mit der Möglichkeit, Fragen zu stellen.