Nach dem Anschlag von Solingen schützt auch Bergisch Gladbach seine Großfeste, Overath hatte Sicherheitsmaßnahmen schon verschärft.
Nach Messerangriff von SolingenMassiver Polizeischutz für Feste in Rhein-Berg
Die Kirmes in Rhein-Bergs zweitgrößter Stadt wirkt auch am Montag (26.8.) wie eine Hochsicherheitsveranstaltung: Die Innenstadtmeilen in Wermelskirchen sind abgeriegelt, Sicherheitskräfte kontrollieren Personen und Taschen, die Polizei, die bereits am Wochenende ihre Einsatzkräfte verdreifacht hatte, hat zum Wochenbeginn zusätzlich eine Einsatzhundertschaft zur Verstärkung geholt.
Mehrere Städte im Norden des Bergischen Landes wie Haan und Hilden hatten nach der Bluttat von Solingen am Freitagabend ihre fürs Wochenende geplanten Stadtfeste kurzfristig abgesagt oder früher beendet. Die zweitgrößte Kirmes im Rheinisch-Bergischen Kreis und der dazugehörige Krammarkt in Wermelskirchen fanden hingegen statt – unter verstärktem Schutz durch Sicherheitskräfte.
Dazu wurden am Samstagmorgen sogar Polizisten aus dem Wochenende zurück in den Dienst beordert, um dann in Wermelskirchen auf Streife zu gehen. Laut Stadt wurden die Polizeikräfte „nahezu verdreifacht“.
Bei Fest in Wermelskirchen wurden Messer aus dem Angebot genommen
Vier Händler aus Solingen und ein weiterer Händler, die Messer und Stahlwaren im Angebot hatten, nahmen diese Produkte laut Stadtsprecherin Kathrin Kellermann umgehend aus dem Programm. Der Messerschleifer aus Solingen hatte für Samstag seinen Stand auf dem Krammarkt geschlossen.
Lange sei diskutiert worden, ob die Kirmes nach den tragischen Ereignissen abgesagt werden solle, so Kellermann. „Wir haben uns schließlich dagegen entschieden, weil wir damit auch der Angst die Stirn bieten wollen. Ansonsten müsste jede Veranstaltung abgesagt werden“, sagt Bürgermeisterin Marion Lück. „Wir haben aber die bereits geplanten Sicherheitsmaßnahmen deutlich erweitert und zusätzliche Maßnahmen initiiert, um die Sicherheit für die Besucherinnen und Besucher zu erhöhen.“
Die Händlerinnen und Händler aus Solingen, die von den Einschränkungen persönlich betroffen seien, hätten „vollstes Verständnis dafür gehabt, ihre Produkte nicht anzubieten oder gar den Stand zu schließen“, so Paul Engelbracht vom Wermelskirchener Ordnungsamt.
Wermelskirchen richtet Waffenverbotszone in der Innenstadt ein
Für den Kommunalen Ordnungsdienst (KOD) waren weitere Kräfte zur Unterstützung aus den umliegenden Städten angefordert worden – auch für die weiteren Kirmestage bis zu diesem Dienstag. Zusätzlich dazu habe die Stadt Wermelskirchen zwei private Sicherheitsdienste beauftragt, die noch weitere Einsatzkräfte zur Verfügung stellen, so Stadtsprecherin Kathrin Kellermann.
Von Montagmittag bis Dienstagfrüh richtete die Stadt zudem eine Waffenverbotszone für das gesamte Kirmesgelände und den Krammarkt in der Innenstadt sowie für das Gelände der Kattwinkelschen Fabrik und alle von dort öffentlich zugänglichen Flächen ein. „Gefährliche Werkzeuge, Schusswaffen und Schreckschusswaffen dürfen dort ebenso wenig mitgeführt werden wie Hieb-, Stoß- und Stichwaffen sowie Messer aller Art“, erläutert Stadtsprecherin Kellermann am Mittag.
Bergisch Gladbach erörtert Sicherheitsmaßnahmen für Strundetal- und Stadtfest
„Solingen zeigt, wie schnell es ernst werden kann – auch für engagierte ehrenamtliche Einsatzkräfte“, hatte Bergisch Gladbachs Bürgermeister Frank Stein am Samstag bei den Feierlichkeiten zum 125-jährigen Bestehen der Feuerwehr in Refrath nachdenklich gesagt.
Auch Gladbach plant große Feste Zur gleichen Zeit stehen auch in der Kreisstadt Bergisch Gladbach die Verantwortlichen von Ordnungsamt und Veranstalter in enger Abstimmung mit Polizei und Sicherheitsbehörden wegen der anstehenden Feste wie dem Strundetal-Fest am kommenden Sonntag, 1. September, und dem Gladbacher Stadtfest am darauffolgenden Wochenende.
„Was in Solingen geschehen ist, ist furchtbar“, sagt Stadtsprecherin Daniela Fobbe-Klemm, „aber hundertprozentigen Schutz kann es nicht geben“. Das bestätigt auch Rhein-Bergs Polizeisprecher Christian Tholl. Gegebenenfalls gebe es auch noch eine Anweisung aus dem Innenministerium, wie nun mir Stadtfesten und Co. zu verfahren sei. „Wir haben ja doch einige in den kommenden Wochen.“
Zu konkreten Sicherheitsmaßnahmen für die Feste in Bergisch Gladbach sei man unterdessen „noch in der Abstimmung“, so Stadtsprecherin Fobbe-Klemm. Voraussichtlich bis Mittwoch werde man Genaueres sagen können.
Overath hatte Sicherheitsmaßnahmen für sein Stadtfest schon verschärft
Bereits vor vier Wochen hatten die Veranstalter des Overather Stadtfests am kommenden Wochenende (30. August bis 2. September) verschärfte Sicherheitsmaßnahmen angekündigt: „Verstärkte Sicherheitskontrollen an den Zugängen zum Eventgelände sollen dieses Jahr dazu beitragen, dass die Veranstaltung geordnet abläuft “, so Andreas Koschmann vom Overather Stadtmarketingverein OV-Plus schon Ende Juli.
Mit einem Anschlag wie in Solingen rechnete damals noch niemand. Koschmann und seine Mitstreiter wollten trotzdem auf Nummer sicher gehen. „Wir schauen uns alles immer sehr genau an und sind in der Veranstaltungsbranche so etwas wie die Seismographen der aktuellen Lage“, erklärt er im Gespräch mit dieser Zeitung. Denn: „Unser Herzensanliegen ist, dass sich in Overath alle Gäste wohl und zu jeder Zeit sicher fühlen“ so Organisator Andreas Koschmann weiter.
Nach dem Terroranschlag von Solingen sei der Ordnungsdienst gleichwohl nochmals verstärkt worden und auch das Deutsche Rote Kreuz werde sein Personal vor Ort noch aufstocken, sagte Andreas Koschmann.