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„Taschenspielertrick“Anwohner der Blauen Siedlung in Bergisch Gladbach wehren sich gegen Neubau

Lesezeit 3 Minuten
Unterschriftensammlung Blaue Siedlung Schildgen Waldstraße Wolfgang Kiggen

Unterschriftensammlung Blaue Siedlung Schildgen Waldstraße Wolfgang Kiggen

Der Streit in der Blauen Siedlung steht beispielhaft für das Thema Nachverdichtung in weitläufigen Siedlungen der Stad.

Die Anwohner der Blauen Siedlung zwischen Waldsiedlung und Voiswinkler Straße befürchten, dass ein Bauprojekt den Charakter ihrer beschaulichen Wohnsiedlung zerstört und fordern ein Umdenken bei der Stadtverwaltung.

Die neuen Grundstücksbesitzer wiederum wollen sich darauf verlassen können, dass der bereits genehmigte Gebäudekomplex ohne Zeitverzug gebaut werden kann. Im Ausschuss für Anregungen und Beschwerden machten am Mittwochabend beide Konfliktparteien ihrem Ärger Luft.

Was hier passiert, ist völlig unakzeptabel
Wolfgang Kiggen, Anwohner der Blauen Siedlung

Der Streit steht beispielhaft für das Thema der sogenannten Nachverdichtung in den grünen und von Einfamilienhäusern geprägten Vierteln Bergisch Gladbachs, die dieses Gesicht zunehmend verlieren. „Was hier passiert, ist völlig unakzeptabel“, sagte Wolfgang Kiggen, der seit 30 Jahren in der Siedlung wohnt. Wie berichtet, spricht er für viele Nachbarn in Waldstraße, Erlen-, Eichen-, Eschen-, Akazien-, und Platanenweg. 40 Unterschriften erreichten das städtische Bauamt, die ihre Bedenken dokumentieren. Viele Anwohner verfolgten die Sitzung von den Zuschauerplätzen.

Als Hauptkritik führte Kiggen die Genehmigungspraxis der Stadtverwaltung an. „Der Neubau mit sechs Wohnungen ist viel zu massiv“, stellt Kiggen fest. Völlig unverständlich sei, dass es andererseits   benachbarten Eigentümern zuletzt noch nicht einmal gestattet gewesen sei, lediglich das Dach auszubauen: „Und jetzt das.“

Geplanter Bau ist zu groß für Blaue Siedlung

Dass sich der zuständige Beigeordnete Ragnar Migenda mit einem positiven Bauvorentscheid über die Einwände der eigenen Fachleute hinweggesetzt habe, die das Bauvorhaben ablehnen wollten, bezeichnete Kiggen als „Taschenspielertrick“. Der geplante Baukörper sei zu groß für das Grundstück, lauteten die Bedenken der Fachabteilung. „So kann es doch nicht gehen, dass Bedenken einfach weggewischt werden.“

Weiter führte Kiggen an, dass es für dieses Viertel einmal einen Bebauungsplan gegeben habe, zu der Zeit, als Schildgen vor der kommunalen Neugliederung 1975 zur Gemeinde Odenthal gehörte. „Der Bebauungsplan verschwindet doch nicht einfach so. Da muss die Verwaltung doch mal genau in den Archiven suchen“, forderte er.

Gebäude ist vier Meter tiefer als bestehende Gebäude in der Blauen Siedlung

Die neuen Eigentümer betonten, sie wollten an der Waldstraße keinen „Klotz“ errichten: „Wir wollen ein schönes Mehrfamilienhaus bauen, in dem wir selber wohnen wollen.“ Die Eheleute argumentierten, dass sie bei ihrer Planung bewusst vier Meter unter der Höhe bereits bestehender, direkt gegenüberliegender Gebäude geblieben seien. „Wir möchten keinen Streit“, betonte die Ehefrau. „Wir möchten dringend benötigten Wohnraum schaffen.“ Angesichts der explodierenden Grundstückspreise gebe es keine Alternative zur Verdichtung: „Ein freistehendes Einfamilienhaus können wir uns nicht leisten.“

Die CDU vertrat in der anschließenden Debatte die Position, dass die Stadtverwaltung versuchen müsse, den Bebauungsplan ausfindig zu machen. „Hier ist die Besonderheit, dass ein B-Plan existiert und Geltung hat und die Planungen verändern könnte.“

Die anderen Fraktionen stellten sich auf den Standpunkt, es handele sich um einen Nachbarschaftsstreit.

Am Ende fiel das Votum trotzdem einstimmig aus: Die Verwaltung wurde beauftragt, in allen Kellern und Archiven nach dem verschollenen Bebauungsplan zu suchen und auf Gültigkeit zu prüfen.