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Protest gegen FunkmastAnwohner lehnen den Standort in Neuenhaus ab

Lesezeit 4 Minuten

Anwohner der Siedlung Neuenhaus im Gladbacher Stadtteil Moitzfeld haben eine Fotomontage auf Grundlage von Google Earth angefertigt, die die Dimensionen des 30 Meter hohen Funkmastes (rechts) zeigt.

Bergisch Gladbach – Die kleine Siedlung an der Straße Neuenhaus im Stadtteil Moitzfeld ist noch ein richtiges Idyll: etwa 20 Häuser entlang eines Höhenzugs, eingebettet in Felder und Wälder, keins höher als drei Stockwerke. Doch jetzt gibt es im Paradies Ärger. Die Anwohner protestieren gegen den Bau eines 30 Meter hohen Mobilfunkmasts, den ein Tochterunternehmen der Deutschen Telekom direkt neben Wohngebäuden errichten will. Doch die Aussichten scheinen gering.

Für Franz-Albert Krämer und seine Nachbarn in Neuenhaus wäre es ein Alptraum, wenn so ein riesiger Betonmast errichtet würde. „Dieser Funkmast wird ein optisches Monstrum“, sagt er. „Und der bleibt bis in die Ewigkeit.“ Innerhalb von zwei Tagen sind schon 44 Unterschriften auf der Protestliste zusammengekommen. Das Ziel: Die Stadtverwaltung soll die Baugenehmigung zurücknehmen.

„Warum muss der Mast mitten in einer Wohnsiedlung platziert werden?“

Das Orts- und Landschaftsbild würde durch einen so hohen Betonmast mit Aufbauten in einer Breite von vier Metern verschandelt und zerstört. Ein weiteres wichtiges Argument ist der der aus Sicht der Anwohner viel zu geringe Abstand zur Wohnbebauung. „Zu den nächsten beiden Gebäuden sind es nur ein paar Meter“, schildert Krämer die Situation. Er will wissen: „Warum muss der Mast mitten in einer Wohnsiedlung platziert werden?“ Im näheren Umfeld gebe es vermutlich deutlich weniger konfliktträchtigere Standorte. Aber so dränge sich der Verdacht auf, dass hier allein den wirtschaftlichen Interessen des Telekommunikationsunternehmens entgegengekommen werden sollte, nur weil es zufällig im Besitz des Grundstücks sei. Dies könne aber kein Maßstab der Stadtplanung sein.

Ein Versuchsmast lieferte der Telekom den Beleg, dass der Standort geeignet ist.

Nach Meinung der Anwohner ist der Mobilfunkmast nicht nur optisch problematisch, sondern könnte aufgrund von Strahlenbelastungen auch gesundheitsgefährdend sein. „Wir würden gerne wissen, wie die Strahlenintensität bemessen worden ist“, fordert Krämer.

Kaum Hoffnung auf Verlegung des Mastes

Von dem Bauvorhaben haben die Bewohner in Neuenhaus erst erfahren, als die Bagger vor zwei Tagen vor der Tür standen. Bauarbeiter berichteten, was hinter den Arbeiten steckt. Und genau diese „Heimlichkeit“ ist es, weshalb Krämer so richtig der Kragen platzt: „Wir sind fassungslos, dass die Stadtverwaltung uns Anwohner über ein solches Mammutprojekt nicht informiert hat. Das zeigt die Ignoranz gegenüber den Interessen der Bürger.“ Die Menschen in Neuenhaus wünschen sich, dass der neue Bürgermeister Frank Stein, der ja explizit mit dem Versprechen für Transparenz und eine größere Bürgerbeteiligung angetreten sei, diese auch sicherstellen werde.

Ausbau der Mobilfunkversorgung

Mit der Realisierung des 30 Meter hohen Funkturms will die Deutsche Telekom im LTE- Netz bis zu fünffach höhere Datenraten für die Siedlungen bei Moitzfeld ermöglichen als bisher. Dies geht aus der Begründung im Bauantrag hervor. Am Mobilfunkstandort in Neuenhaus steht seit einigen Wochen ein Versuchsmast, etwa 15 Meter hoch. Durch diesen provisorischen Mast habe laut Telekom belegt werden können, dass der gewählte Standort eine Verbesserung der Netzversorgung gewährleiste. Einen brauchbaren Alternativstandort habe es hierzu nicht gegeben.  Eine Sprecherin der Deutschen Funkturm GmbH, die den Mast im Auftrag der Telekom baut, betont, dass das Bundesimmissionsschutzgesetz eine direkte Information der Bürger durch den Bauherrn nicht vorsehe. (ub)

Doch allzu viel Hoffnung auf die angestrebte Verlegung des Mastes werden sich die Neuenhauser wohl nicht machen können: Denn die städtische Bauaufsicht hat die Baugenehmigung für den 30 Meter hohen Mobilmast bereits im Oktober 2020 noch unter der Regie von Bürgermeister Lutz Urbach gemäß Paragraf 34 Baugesetzbuch erteilt. Nach umfassender Prüfung habe die Baugenehmigung erteilt werden müssen, da keine öffentlich-rechtlichen Gründe entgegengestanden hätten, heißt es in der knappen Stellungnahme der Stadtverwaltung. Der Bauherr habe einen Rechtsanspruch auf Erteilung der Baugenehmigung gehabt. Dennoch kündigt Bürgermeister Stein an, die betroffenen Anwohner sowie das zuständige Bauunternehmen die Deutsche Funkturm GmbH, Teil der Deutschen Telekom-Gruppe, zu einem Gespräch einzuladen, aber ohne einen Termin zu nennen.

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Dabei eilt es. Denn die Bauarbeiten haben schon begonnen: „Die Parkverbotsschilder am Straßenrand sind schon aufgestellt, die Stahlplatten als Untergrund für den Kran schon geliefert“, berichtet Krämer.