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Umdenken oder wichtiger Baustein?Radstreifen auf der Buddestraße – Pro und Contra

Lesezeit 4 Minuten

In Zweierreihe auf der Buddestraße - im Augenblick noch verboten, aber vielleicht bald wieder erlaubt.

Bergisch GladbachDie Ampelkoalition in Bergisch Gladbach ist der Empfehlung der Verwaltung nicht gefolgt und hat die Entscheidung über den Radstreifen auf der Buddestraße zunächst vertragt. Bevor eine endgültige Entscheidung getroffen werden kann, sollen weitere Prüfungen angestellt werden; etwa zu Alternativrouten für Radfahrerinnen und Radfahrer in der Stadt. Was heißt das für den Verkehr in Bergisch Gladbach? Matthias Niewels (Contra) begrüßt den Kurswechsel der Ampel und fordert mehr Pragmatismus, Thomas Rausch (Pro) sieht den Radstreifen als sinnvollen Lückenschluss für das Radnetz. Eine Diskussion.

Contra: Zeit zum Umdenken

Von Matthias Niewels

Für alle Verkehrsteilnehmer von Gladbach ist der Kurswechsel bei der Ampelkoalition (SPD, Grüne, FDP) bei der Buddestraße eine gute Nachricht. Es wird dort der Stau – ohnehin schon lang genug – nicht noch zusätzlich durch einen Radstreifen verschärft. Fahrradfahrer, das hat die Studie eindeutig gezeigt, nutzen diese Straße nicht und Anwohner von bislang ruhigen Nebenstraßen berichten von einem nie dagewesenen Durchgangsverkehr, der eindeutig auf den Stau in der Buddestraße zurückzuführen ist.

In die Erleichterung über den Kurswechsel mischt sich allerdings auch eine große Portion Misstrauen. Denn bei vielen, insbesondere bei den Grünen, wird der „Rückzieher“ rein machtpolitisch erklärt. Der Radstreifen auf der Buddestraße sei – so die Argumentation – im Sinne einer Verkehrswende richtig und wichtig.

Grundsätzlicher Konflikt ist ungelöst

Denn man könne ja nicht darauf warten, bis es mehr Räder als Autos gibt, sondern müsse schon jetzt eine Infrastruktur schaffen, die das Rad gegenüber dem Auto bevorzugt. Ärgerlicherweise, so die Klage in diesem Lager, sieht ein Großteil der Bevölkerung nicht ein, dass diese – und nur diese – Argumentation richtig ist. So ist der Radstreifen auf der Buddestraße erst einmal abgewehrt, aber der grundsätzliche Konflikt ist nicht gelöst.

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Eine Verkehrswende kann nur funktionieren, wenn eine Mehrheit sie mitlebt. Das gilt rund um die Buddestraße, aber auch für die Altenberger-Dom-Straße. Am besten wirken positive Beispiele, die sich konkret auf das eigene Leben übertragen lassen. Denn Menschen wollen mitgenommen werden. Im Vollbesitz der Wahrheit kann eine Minderheit der Mehrheit Veränderungen und Einsichten auch aufoktroyieren. Geht, ist aber, zurückhaltend formuliert, inakzeptabel. Das Radwegekonzept soll jetzt noch einmal neu angefasst werden. Hoffentlich mit wenig Ideologie und dafür mit ganz viel Pragmatik. Sonst klappt das mit der Verkehrswende nicht.

Pro: Dringender Baustein für die Verkehrswende

Aktuell läuft der Test mit Radstreifen auf der Buddestraße.

Von Thomas Rausch

Für den Fahrradverkehr in Bergisch Gladbach ist die Kehrtwende der Ampel-Koalition ein massiver Rückschlag. Wer mehr Menschen zum Umstieg auf das Rad motivieren will, muss dafür attraktive Bedingungen schaffen. Der Lückenschluss an der Buddestraße gehört dazu. Natürlich ist die dort anvisierte Radspur nur einer von vielen erforderlichen Bausteinen, aber ein besonders dringender. Denn an dieser Stelle ist die Situation ohne Radspur besonders schlecht. Die Stadt sollte trotz des absehbaren Protestes nicht einknicken. Dass nun eine Verbesserung, die zum Greifen nah war, abgesagt wird, wäre ein völlig falsches Signal. Es wird Zögernde, die für das Radfahren in der Stadt ansprechbar wären, vom Umstieg auf das Rad abhalten.

Eine Alternative zum erforderlichen Lückenschluss im Radwegenetz, der an der Buddestraße, geplant war, ist nicht in Sicht. Wo sollen Ausweichrouten über Lückerath denn konkret entlangführen? Dem Radverkehr würden damit nur umständliche Umwege angeboten. Wenn der Kfz-Verkehr auf direktem Weg fahren darf, muss das auch für den Radverkehr gelten.

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Das Radfahren soll nicht nur Freizeitsport, sondern eine alltagstaugliche Form des Verkehrs sein. So fordert auch die Straßenverkehrsordnung eine Gleichbehandlung der verschiedenen Verkehrsarten. Stattdessen will die Stadt Bergisch Gladbach den Autoverkehr weiter bevorzugen. Dass das den Zeichen der Zeit widerspricht und die geforderte Verkehrswende keineswegs befördert, ist offenkundig.

Einzuräumen ist, dass das Umdenken in Bergisch Gladbach bisher nur langsam vorankommt: Ein Großteil des Verkehrs entfällt weiter auf das Auto. Das ist aber nicht nur einer unerschütterlichen Autofahrer-Mentalität in weiten Teilen der Stadtgesellschaft geschuldet, sondern eben auch Ergebnis der weiter sehr verbesserungswürdigen Infrastruktur für den Radverkehr.