Bergisch Gladbach – Die umstrittenen Radstreifen auf der Buddestraße, einer der wichtigsten und am stärksten befahrenen Straßen in Bensberg, sollen dauerhaft eingerichtet werden. Dafür setzt sich die Stadtverwaltung ein. Obwohl der Verkehrsversuch mit den Teststreifen ergeben hat, dass der Radverkehrsanteil sich nicht erhöht hat. Im Gegenteil, er ist sogar um rund ein Viertel gesunken. Dafür gibt es jede Menge Staus auf der Straße und viel mehr Durchgangsverkehr auf den Ausweichstrecken in Wohngebieten. Die Entscheidung liegt nun bei der Politik. Der Ausschuss für Strategische Stadtentwicklung und Mobilität tagt am Dienstag.
Hinter dem Projekt lauert die Grundsatzfrage der Verkehrspolitik: Wie viel Platz können die Autofahrer für Radler rausrücken? Dabei zählt die Buddestraße seit Jahren zu den Sorgenkindern der Verkehrsplaner. Für Radfahrer besonders gefährlich, weil es dort gar keine Radwege gibt.
Auswertung zeigt weniger Radverkehr trotz Radstreifen
Aber das Ergebnis der dreimonatigen Testphase, ausgewertet von einem beauftragten Dortmunder Planungsbüro, lautet: Trotz Radstreifen bleiben die Radfahrer weg. In den beiden Zählzeiträumen vom 29. Mai bis 4. Juni sowie vom 28. August bis 3. September wurden etwa in Richtung Süden 517 beziehungsweise 381 Radfahrer erfasst: Das sind 26 Prozent weniger als vor dem Verkehrsversuch mit den gelb markierten Streifen.
Radverkehrsnetz
Die Buddestraße ist gemäß dem bereits 2016 beschlossenen Bergisch Gladbacher Mobilitätskonzepts ein Baustein, um ein lückenloses Radverkehrsnetz herzustellen. Die Radstreifen auf der stark befahrenen Straße sollen die 2018 bereits umgesetzte Maßnahme an der Kölner Straße ergänzen. Laut Stadtverwaltung stellt die die Streckenführung über die Buddestraße die direkteste Radverbindung zwischen Bensberg und Bergisch Gladbach dar. (ub)
Der Kfz-Verkehr blieb dagegen in den beiden Erfassungszeiträumen gleich hoch: Gezählt wurden etwa in den sieben Tagen im Mai über 93.000 Fahrzeuge in beiden Fahrtrichtungen, im August waren 94.300 Kfz auf der Buddestraße unterwegs.
Zehnmal mehr Autos in der Montanusstraße
Festgestellt wurden lange Rückstaus an den Kreuzungspunkten Kölner Straße, Saaler Straße sowie Gladbacher Straße – bedingt durch die reduzierten Fahrbahnbreiten. Die vom Planungsbüro aufgestellten Kameras zeichneten zudem jede Menge Verkehrsverstöße auf: Rechtswidriges Überfahren der Radstreifen, um sich frühzeitig auf dem Rechtsabbieger einzuordnen, sowie regelmäßiges Überfahren und Blockieren der Radstreifen vor den Straßenkreuzungen von Bensberg kommend.
Um die Staufallen zu umfahren, suchen sich die Autofahrer Ausweichrouten durch Wohngebiete. Geradezu explodiert ist der Kfz-Verkehr auf der Montanusstraße. In der als Spielstraße ausgewiesenen Anliegerstraße hat sich die Zahl der Fahrzeuge verzehnfacht: von vor der Testphase 326 Kfz auf 3124.
Verwaltung will weiter Sicherheitsvorkehrungen für Radler
Das entspricht einer Steigerung von 958 Prozent. Erklärungen zu diesem Fall will das Gutachterbüro erst in der Ausschusssitzung liefern. In der Berzeliusstraße stieg der Verkehr von 22.149 auf 17.550 Fahrzeuge, ein Plus von 44 Prozent. Am Milchbornbach ist der Verkehr um 30 Prozent von 5540 Fahrzeugen auf 7198 gestiegen.
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Das Planungsbüro kommt trotzdem zu dem Ergebnis, die Radstreifen dauerhaft einzurichten. Allerdings müssten Vorkehrungen zur Sicherheit der Radfahrer getroffen werden. So sollen Rotmarkierungen sowie Vibration und Geräusche erzeugende sogenannte taktile Markierungen angebracht werden, um Autofahrer davor zu warnen, die Streifen zu überfahren. Zudem werden Aufstellflächen für Radfahrer vor den Autofahrern vorgeschlagen.
Von dem Gegenvorschlag der CDU-Fraktion, statt Radstreifen auf der Buddestraße eine alternative Route für Radfahrer auf Nebenstrecken auszuweisen, hält die Stadtverwaltung nichts. Solche Strecken seien nur für den Freizeitradverkehr oder wenig geübte Radler ein Angebot. Sie seien höchstens eine Ergänzung, aber kein Ersatz für Vorrangrouten wie die Buddestraße.