AboAbonnieren

Offene Ateliers15 Kunstorte in Rhein-Berg öffneten ihre Türen

Lesezeit 3 Minuten
Offene Ateliers Bergisch Gladbac

Zahlreiche Besucher schauten am Wochenende im Atelierhaus vorbei, wie hier bei Lydia Czeranski.

Bergisch Gladbach – Es riecht nicht nach Farbe. Keine Spritzer, Späne, Kleckse auf den Holzböden. Noch nicht. Am Eröffnungswochenende des neuen Atelierhauses in der Grube Weiß in Bensberg hat man fast das Gefühl, auf einer Hausbesichtigung zu sein, bei der die Bewohner stolz ihre neuen, mit Kunst vollgepackten Wohnungen präsentieren.

Und tatsächlich ist das historische Verwaltungsgebäude des alten Erzbergwerks nach der Sanierung ein wahres Schmuckstück geworden, das von den Kreativen mit einer Art begeistertem Staunen wahrgenommen wird. „Ich muss mir das erst aneignen“, sagt Margret Schopka. Beatrix Rey und Christine Burlon, die sich mit Antje Schlenker-Kortum einen großen Raum teilen, erzählen lachend, dass sie fast Hemmungen haben, „etwas dreckig zu machen“.

Bergisch Gladbach: Optimale Arbeitsbedingungen

Aber das wird sich wohl bald legen, wenn der Bann gebrochen ist. Denn die Arbeitsbedingungen im Haus der Künstlergemeinschaft können besser kaum sein: Abgeschiedenheit, schönes Licht und eine zentrale Eventhalle im ehemaligen Magazin des Gebäudes, die den Charme der Industriekultur mit moderner Technik verbindet. Die Tage der Offenen Ateliers nahmen zahlreiche Kunstinteressierte zum Anlass, durch das Gebäude zu flanieren.

Das Atelierhaus

Kündigung 2019

Jahrelang hatten 24 Künstlerinnen und Künstler im Atelierhaus 24 im Technologiepark Bergisch Gladbach ihr kreatives Zuhause. Es war ein Schock, als sie 2019 vom neuen Betreiber des Parks Knall und Fall gekündigt worden waren, mangelhafter Brandschutz lautete das Argument.

Das Gebäude sollte abgerissen werden, ist es aber bis heute nicht. Die Gruppe zerstob in viele Winde. Einige – Margret Schopka, Sigrid Fischer, Gisela Eich-Brands und Lydia Czeranski – fanden beispielsweise in den alten Werkstätten der Firma Clemens in Herkenrath Asyl. Andere – Beatrix Rey, Christiane Klapdor, Antje Schlenker-Kortum, Wolfgang Byrna und Mechthild Kober – kamen in einer alten Wäscherei in Köln-Holweide unter. Marjan Dadic, Matthias Menne und Maria Strippgen zogen ins Gemeindehaus von St. Nikolaus Bensberg.

Zusammengehalten wurden die Fäden hauptsächlich durch die Netzwerke des AdK, der seitdem viele neue Mitglieder gewinnen konnte. (eck)

Zwar waren im Kreis insgesamt 15 Kunstorte an diesem Wochenende geöffnet, aber die Grube war der Renner. Am Eröffnungsabend am Freitag drängelte sich jedenfalls das Publikum, um das Jazzkonzert von Fritz Herweg und Holger Crump in der besonderen Atmosphäre der Halle zu genießen. Kommen und Gehen auch am Samstag und Sonntag.

Moitzfelder Unternehmer hatte Gebäude gekauft

18 Künstlerinnen und Künstler haben sich eingemietet. Dazu der Arbeitskreis der Künstler (AdK), der hier seinen Treffpunkt eingerichtet hat. „Dass es hier Ateliers geben wird, hat sich in der Szene wie ein Lauffeuer herumgesprochen“, berichtet die Vorsitzende Gisela Schwarz. „In einer Woche waren die Räume weg“, bestätigt Oliver Vogt. Der Unternehmer aus Moitzfeld hatte 2019 drei Gebäude auf dem Gelände der ehemaligen Erzgrube gekauft und aus den Ruinen einen Begegnungsort für Kultur und Feiern gemacht.

Offene Ateliers

Fritz Herweg (vorne r.) und Holger Crump gestalteten den Eröffnungsabend.

„So habe ich mir das vorgestellt“, sagt er zufrieden, jetzt, wo Leben im Haus ist. „Es ist sogar besser geworden, als ich dachte“, schiebt er nach. Er meint die Gemeinschaft der Kreativen, die auch Projekte realisieren können, wie sie es zur Eröffnungsausstellung bereits getan haben. Hilfreich ist, dass viele sich bereits kennen aus der Zeit des Atelierhauses 24 im Technologiepark Bergisch Gladbach, das 2020 geräumt werden musste.

Das könnte Sie auch interessieren:

Deshalb ist es fast eine „Wiedervereinigung“, die sich hier abspielt. Finanzieren will Oliver Vogt die sozial kleinen Ateliermieten, indem er die „Kathedralenhalle“ für Hochzeiten, Fotoshootings und Ähnliches vermietet. Man darf gespannt sein, wie sich das kreative Arbeiten im ersten und zweiten Stock mit den Aktivitäten im Erdgeschoss verträgt.