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EmpfangGladbacher Städtepartnerschaften bekommen durch Butscha neue Bedeutung

Lesezeit 3 Minuten

Die Vertreter der Stadt Butscha und Bürgermeister Frank Stein: Mykhailyna Skoryk-Shkarivska (rechts) und Alina Saraniuk waren zum ersten Mal in ihrer neuen Partnerstadt Bergisch Gladbach.

Bergisch Gladbach – Es ist noch gar nicht so lange her, da waren Städtepartnerschaften ziemlich aus der Mode gekommen. Europa war geeint, Deutschland nur umgeben von Freunden – und wer ins Ausland reisen wollte, der konnte das tun, ohne etwa auf ein Netzwerk einer Partnerschaft zurückgreifen zu müssen. Die Zeiten haben sich geändert.

Beim Empfang der Gäste aus Gladbachs Partnerstädten wehte nicht nur ein Hauch von Internationalität durch die Villa Zanders, sondern ein starker Wind eines neuen Zusammengehörigkeitsgefühls.

Alte Freunde treffen sich wieder

Nach zwei Jahren Pandemie und Reisebeschränkungen trafen sich alte Freunde wieder. Und – sozusagen als Dreh- und Angelpunkt für ein neues Partnerschaftsverständnis – die Gäste aus Butscha. Der ukrainischen Partnerstadt, die durch die Gräueltaten der russischen Armee weltbekannt wurde.

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Mykhailyna Skoryk-Shkarivska und Alina Saraniuk vertraten ihre Stadt, sie kamen mit etwas Verspätung zum Empfang. Eisenbahn, Auto, Flugzeug – aber es hat geklappt. Der Bürgermeister von Butscha konnte seine Stadt nicht verlassen. Gladbachs Bürgermeister Frank Stein verlas später einen Brief von ihm.

Dank, für die Hilfe aus einer fremden Stadt

Mykhailyna Skoryk-Shkarivska bedankte sich für die Hilfe aus Bergisch Gladbach. Für die Fahrzeuge, die Medikamente und alle anderen Hilfsgüter. „Und das von Menschen aus einer Stadt, von der wir erst einmal nachschauen mussten, wo sie überhaupt liegt.“ Inzwischen sei das anders, nach dem Besuch von Bürgermeister Frank Stein würden persönliche Freundschaften entstehen.

Sie brachte mehrere Geschenke mit. Unter anderem das Symbol für den Wiederaufbau von Butscha, ein grünes Blatt. „Wir wollen nicht durch die Zerstörung bekannt werden, sondern durch den Wiederaufbau – grüner, schöner denn je.“ Dafür gab es viel Applaus. In seinem Brief drückte der ukrainische Bürgermeister seine Hoffnung aus, dass nach dem Sieg eine neue Ära der Zusammenarbeit beginnen könne.

Schweigeminute für tote Queen eingelegt

Stein hatte sich in seiner Eröffnungsrede zuerst an die Gäste aus Runnymede gewandt und sein Beileid für den Tod der Königin ausgesprochen. Er hielt seine Rede auf englisch. Die Königin sei eine Frau gewesen, die in der ganzen Welt respektiert und geliebt worden sei. Es wurde eine Schweigeminute für sie eingelegt. Stein stellte dann die Frage, ob es angesichts des Besuchs aus der Ukraine, angesichts des Krieges überhaupt angemessen sei zu feiern. „Meine Antwort ist: ja. Wir lassen uns das Feiern und unsere Fröhlichkeit nicht nehmen.“

Was folgte, waren kurze Grußworte aus den jeweiligen Partnerstädte. Ian Patenall aus dem englischen Runnymede sprach von der Trauer in seinem Land angesichts des Todes der Königin. Aber er sprach auch von der Sehnsucht nach Frieden und wie wichtig es sei, sich persönlich kennenzulernen. Issa S. K. Al Qassis aus Beit Jala in Palästina dankte für die Freundschaft und das Engagement der Stadt und der Bürger.

Franzose wurde Opfer der Deutschen Bahn

Bei den Franzosen war es etwas komplizierter, denn Brahim Bahmad war ein Opfer der Deutschen Bahn. Ein Grußwort sprach Benoit Aime von der Musikschule. Als Bahmad dann aber kam, ließ er es sich nicht nehmen mit französischer Schärpe ans Rednerpult zu treten und mit einem großen Satz, des großen französischen Staatsmann Charles de Gaulle auf deutsch zu enden: „Es lebe die deutsch-französische Freundschaft.“

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Bürgermeister Stein erinnerte anschließend daran, dass dieser Satz 1963 gesprochen worden ist. Die Menschen dieser Zeit hätten das friedliche Europa aufgebaut, das für ihn so selbstverständlich gewesen sei. Nun gelte es, sich erneut für Europa zu engagieren.