Für Bernhard Graner-Sommer, Unternehmer aus Bergisch Gladbach und IHK-Vize, sind die Herausforderungen für die lokale Wirtschaft groß..
Zanders, BahnhöfeWas der IHK-Vize für die Wirtschaft in Rhein-Berg fordert
Die steigenden Energiekosten, die Suche nach Fachkräften, der Ausbau von Bahnstrecken und Bahnhöfen im Rheinisch-Bergischen Kreis: Das Paket an Aufgaben für lokale Wirtschaftsunternehmen ist nicht kleiner geworden. „Wir müssen für die Betriebe im Bergischen deutlich stärker die Wege ebnen“, betont Bernhard Graner-Sommer, Unternehmer in Bergisch Gladbach und Vizepräsident der Industrie- und Handelskammer Köln.
Mit Blick auf die kommenden Jahre fordert der Geschäftsmann weniger Regularien, damit die Unternehmen schneller agieren können. „Mein Vorschlag ist ein neues Denken – mit weniger Bürokratie. Dann können wir, die Unternehmen vor Ort, auch mehr erreichen“, ist sich Graner-Sommer sicher. Der gelernte Kaufmann ist gemeinsam mit seiner Frau Brigitte Graner geschäftsführender Gesellschafter von Graner und Partner Ingenieure.
Rhein-Berg: IHK-Vize beklagt „Borükratieflut“
Als Beispiel für die „Bürokratieflut“ nennt er die Energiepreisbremsen. Zwar sichere die Strompreisbremse das kurzfristige Überleben vieler Betriebe. Doch die Anforderungen und Restriktionen, diese auch in Anspruch nehmen zu können, seien hoch und forderten viele Ressourcen der Unternehmen. Graner-Sommer: „Die Melde-, Berichts- und Prüfpflichten sowie die Verpflichtung zum Erhalt der Arbeitsplätze wird vor allem mittelständische Betriebe schlicht überfordern.“
Mehr Tempo bei der Planung des Ausbaus erneuerbarer Energien fordern IHK und Wirtschaft von der Landesregierung. „Wir brauchen jetzt einen Flächenplan, wo und welche Form der regenerativen Energie ermöglicht wird. Auch für Flächen im Bergischen Land. Denn wir wollen verbindlich planen können“, erläutert der Geschäftsmann. Wenn sich die Standortfaktoren verschlechtern, würden Unternehmen nicht investieren und auch abwandern.
Mit Blick auf die künftige Planung des Zanders-Areals in Bergisch Gladbach wünscht sich Graner-Sommer eine ausgewogene Verteilung von „Wohnen und passendem Gewerbe“. „Wir begleiten dieses städtebauliche Projekt natürlich auch im IHK-Wirtschaftsgremium. Denn für die 34 Hektar große Fläche muss ebenso ein funktionierendes Verkehrskonzept überlegt werden.“ Wichtig sei, dass die Stadt ein übergeordnetes Ziel anstreben müsse: „Das heißt, es muss sorgfältig über den Zeitraum einer Legislaturperiode des kommunalen Parlamentes hinaus geplant werden. Weitsichtig und auch mit dem Ziel, dort Arbeitsplätze zu schaffen.“
Der durchgehend zweigleisige Ausbau der S-Bahn-Strecke zwischen Gladbach und Köln ist seit langem Thema in den IHK-Wirtschaftsgremien in Rhein-Berg. Auch der Ausbau der Bahnhöfe in Rösrath und Overath wird gefordert. „Diese Projekte werden die Städte beleben“, betont der Unternehmer.
Für gute Arbeitsplätze gilt es, auch gute Fachkräfte zu finden. Wie schwer das ist, erfährt Graner-Sommer selbst im eigenen Betrieb. Um das Team des Ingenieurbüros zu verstärken, lockt er auf seiner Firmenseite mit der Frage „Traumjob gesucht?“. Die fehlenden qualifizierten Arbeitskräfte machen auch ihm Sorgen. „Wir müssen dranbleiben. Angesichts der vielen Abgänge von erfahrenen Fachkräften, die in die Rente gehen, suchen viele Unternehmer im Ausland nach Personal“, sagt er.
Sein Rat an den Nachwuchs bei der Berufsorientierung: „Junge Leute sollten mehr auf ihre Neigungen und Fähigkeiten schauen. Auch nach einer Berufsausbildung bieten sich Studiengänge an. Warum nicht erstmal die Praxis erlernen?“ Diesen Weg ist der 59-jährige Kaufmann selbst gegangen – und bereut es nicht, sagt er.
Fachkräfte in Rhein-Berg
Zum Fachkräftebedarf und demografischen Wandel teilt die IHK mit: 9,7 Prozent der Beschäftigten in Rhein-Berg werden bis 2028 in Rente gehen. In Leverkusen ist die Lage mit 9,6 Prozent ähnlich. Das verdeutliche, wie wichtig die Ausbildung von Fachkräften sei. 2019 standen der Wirtschaft in NRW rund sechs Millionen Fachkräfte zur Verfügung. 2030 werden es laut IHK noch 4,8 Mio. mit Fachausbildung sein.
Die Zahl der Fachkräfte in Unternehmen und öffentlichen Verwaltungen in NRW wird zwischen den Jahren 2019 und 2030 voraussichtlich von 6,5 Millionen auf etwa 5,5 Millionen schrumpfen. Der Frauenanteil bei den Fachkräften wird leicht ansteigen von 46,7 auf 47,2 Prozent. Das Durchschnittsalter bei den Beschäftigten mit einer qualifizierten Ausbildung erhöht sich nach den Prognosen von 44,9 auf 47,6 Jahre.