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LuxushotelDas sind die Pläne des neuen Eigentümers für Schloss Lerbach

Lesezeit 4 Minuten

Schloss Lerbach 2015 nach dem Auszug der Althoff-Gruppe (oben) und 2021.

  1. Dies ist ein Text aus unserem Archiv, er erschien ursprünglich am 22. Oktober 2021.

Bergisch Gladbach – Seit Jahren ist der Park geschlossen und verbarrikadiert. Gebüsch rankt in die Höhe und versperrt die Sicht auf Schloss Lerbach, das im Dornröschenmodus schlummert. Fast schien vergessen, dass hier einmal ein Luxushotel war und eines der berühmtesten Restaurants der Republik. Dass Spaziergänger im Park um den Teich flanierten, Picknicks stattfanden. Doch nun kommt Bewegung auf. Die Nachricht vom Verkauf des historischen Ensembles an eine Kölner Geschäftsfamilie lässt aufhorchen.

Die Familie von Siemens als Eigentümerin des 26,4 Hektar großen denkmalgeschützten Areals hat mit der Kölner Leskan Grundstücksgesellschaft einen Kaufvertrag geschlossen. Wenn die Stadt Bergisch Gladbach nicht von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch macht– woran nach Auskunft von Sprecher Martin Rölen auch kein Interesse besteht –, wird Leskan am 1. Januar 2022 rechtmäßiger Eigentümer von Schloss Lerbach sein.

Immobilie steht seit sieben Jahren leer und zum Verkauf

Geplant ist, das Landgut wieder als Hotel zu führen und auch eine Gastronomie zu betreiben, erklärt Leskan-Geschäftsführer Dr. Heribert Landskron-Reißdorf. Auch Henrik von Siemens bestätigt den Verkauf von Schloss, Schlosspark und drei Häusern, die teils von Familienmitgliedern bewohnt werden; das soll auch so bleiben. „Von außen haben wir die Gebäude in einem guten Zustand saniert“, erklärt von Siemens.

„Aber innen ist noch viel zu tun.“ Das wissen die neuen Eigentümer. Seit fast sieben Jahren steht die prominente Immobilie leer und zum Verkauf. Pächter Thomas H. Althoff hatte das Luxushotel mit Gourmetrestaurent Ende 2014 kurzfristig geschlossen, weil es Unstimmigkeiten zwischen ihm und der Eigentümerfamilie gegeben hatte.

„Die Menschen sollen dort wieder hingehen“

„Die Substanz ist ordentlich“, bestätigt Landskron-Reißdorf. „Und wir haben viel Erfahrung mit dem Wiederaufbau historischer Immobilien, die unter Denkmalschutz stehen.“ Beispiel dafür seien das Deutz-Kalker Bad und das Belgische Haus in Köln. „Ich bin optimistisch, dass wir das gut hinbekommen werden.“ Wenn die Verträge unter Dach und Fach sind, soll ein Betreiber für das Hotel gesucht werden.

Wichtig ist der Familie Reißdorf, dass sich das Gelände wieder für die Öffentlichkeit öffnet: „Wir haben bei den Vorgesprächen, auch mit dem Bürgermeister der Stadt Bergisch Gladbach, schon erlebt, wie wichtig Schloss Lerbach für die Menschen in der Gegend ist.“ Dem wolle man Rechnung tragen: „Die Menschen sollen dort wieder hingehen.“ Deshalb sei auch keine Drei-Sterneküche mehr angepeilt, sondern ein zeitgemäßes, bezahlbares Angebot mit Anspruch.

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Für die Verwaltung des Schlossparks mit dem Haupthaus und Nebengebäuden wie Reitstall, alte Schreinerei und Pförtnerhaus ist am 23. September 2021 die Landhaus Lerbach GmbH gegründet worden, eine Kommanditgesellschaft zu „Erwerb und Verwaltung von Immobilien sowie land- und forstwirtschaftlicher Flächen, Betrieb eines Hotels und Baumaßnahmen“. Kommanditistin ist Ute Reißdorf aus der bekannten Kölner Brauereifamilie; das Engagement in Lerbach sei allerdings rein privat, betont ihr Ehemann Heribert Landskron.

Die wechselvolle Geschichte des Landguts

1898 beginnt das Fabrikantenpaar Richard und Anna Zanders, geborene von Siemens, am Standort eines mittelalterlichen Rittersitzes mit dem Bau des Landhauses Lerbach. Der umgebende Landschaftspark wird um 1900 gestaltet und steht heute unter Denkmalschutz. Nach dem Tod von Anna Zanders, deren Ehe kinderlos blieb, geht das Anwesen 1939 auf ihre Neffen Rupprecht und Wendelin von Siemens über und bleibt bis heute im Besitz der Familie. Von nun an erlebt das Haus immer wieder neue Nutzungen: als Altersheim, Waisenhaus, Erholungsheim für belgische Offiziere, Kneipp-Sanatorium, Tagungshaus, Location für die Fernsehserie „Forstinspektor Buchholz“.

1990 eröffnet Thomas H. Althoff als Pächter das Hotel Schloss Lerbach. Die Idee: Luxushotellerie mit Gourmetküche zu verbinden. Dieter Müller ist der Mann, der Lerbach berühmt macht. Als Müller 1992 aus den Schweizer Stuben in Wertheim nach Bergisch Gladbach kam, war die gesamte Region eine kulinarische Diaspora - einschließlich Köln. Keine vier Jahre nach dem Start kam der dritte Michelin-Stern, und Lerbach wurde zur Pilgerstätte der Feinschmecker.

2015 wird Althoffs Pachtvertrag nicht verlängert, das gibt er wenige Wochen vor Jahresende 2014 bekannt. Zu diesem Zeitpunkt hat sich Dieter Müller bereits zur Ruhe gesetzt; seine rechte Hand und Nachfolger Nils Henkel sowie die gesamte Crew erwischt die Schließung kalt. Es beginnt eine umfangreiche Sanierung des Gebäudes durch die Eigentümerfamilie von Siemens. Insbesondere in Brandschutz und Außenfassaden wird investiert. Der Innenausbau jedoch stagniert. Kurze Zeit später wird auch der Schlosspark geschlossen. Seitdem dringt kaum eine Information nach außen. (eck)