StadtplanungExperten erläuterten den Denkmalpflegeplan Bergisch Gladbachs
Bergisch Gladbach – Eine Stadt ohne historische Bauten, ohne gewachsene Strukturen und markante Sichtachsen ist gesichtslos: Diese Ansicht vertritt der Architekturprofessor und Denkmalpfleger Michael Werling. Dass Bergisch Gladbach in einer Zeit „rasanter Veränderungen und umfangreicher Stadtplanungen“ nicht sein markantes Gesicht verliert, dabei soll der Denkmalpflegeplan helfen, den die Stadt in Auftrag gegeben hat.
Seine Inhalte für die Stadtmitte und zentrumsnahe Ortslagen stellten Michael Werling und seine Frau Marianne Vogt-Werling, beide Experten für Baugeschichte, in der Villa Zanders vor. Ihren Ausführungen, die sie unter den Titel „Zukunft braucht Herkunft“ gestellt hatten, folgten viele interessierte Zuhörer.
Hauseigentümer äußerten Sorgen
Unter den rund 80 Gästen waren auch etliche Hauseigentümer, die von der Stadt eingeladen worden waren, weil ihre Gebäude im Rahmen der ersten Inspizierung als „denkmalverdächtig“ eingestuft worden sind. Ihnen sollte die Angst genommen werden, dass sie über ihr Haus im Falle einer Eintragung in die Denkmalliste nicht mehr uneingeschränkt verfügen können.
Etwa 800 Objekte sind im Denkmalpflegeplan Stadtmitte (mit Hebborn, Heidkamp, Gronau, Sand, Romaney, Herrenstrunden, Lückerath, Kaule und Moitzfeld) als erhaltenswert gekennzeichnet, etwa 100 nach der ersten Begutachtung von außen als „denkmalverdächtig“. Bei ihnen steht eine Untersuchung durch den Landschaftsverband Rheinland, die oberste Denkmalbehörde, noch aus. Sein Gutachten ist aber entscheidend für jede Eintragung in die Denkmalliste.
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Schützen und Weiterentwickeln
Nicht die Käseglocke, die man über einen Ort stülpe, könne das Ziel sein, versuchte Werling deutlich zu machen, „ab und zu muss man etwas für die Stadtentwicklung opfern“, zeigte er sich realistisch. Doch müsse ein Bewusstsein für die verschiedenen Epochen der Gladbacher Siedlungs- und Baugeschichte entstehen, um erhaltenswerte Objekte und Areale zu schützen und weiterzuentwickeln und bei künftigen Planungen zu berücksichtigen. Werling: „Wo zu viel abgerissen wird, da geht die Identität eines Ortes verloren.“
Vieles sei längst diesen Weg gegangen und abgebrochen worden. Doch bei den Gängen durch die Stadtbezirke entdeckten die Architekten auch etliche verborgene Schätze: „Manchmal muss man schon sehr genau hinschauen, um herauszufinden, dass hinter der stark überformten Fassade eines Hauses ein historischer Kern steckt.“ Etwa in Gronau, wo mit dem ehemaligen Marienhof eine ehemals repräsentative Villa steht, die ein Kalkbrenner im Jugendstil habe bauen lassen. Als Architekt wurde kein geringerer als Ludwig Bopp beauftragt, der auch das Gladbacher Rathaus geplant hat.
Anderes hat im Verborgenen gut die Zeiten überdauert. So in Unterhebborn, das so versteckt liegt, dass man es kennen muss, um es zu finden. „Hier hat sich eine dörfliche Enklave erhalten“, berichtete Werling erfreut. Doch die Mängelliste ist lang: Nicht mehr existierende historische Wegeverbindungen in Romaney, verstellte Sichtachsen in Sand, städtebaulich verschandelte Straßenzüge in fast allen Ortsteilen.
Zwischen Optik und Ängsten
Dass der Blick eines Denkmalpflegers schon mal vom Üblichen abweicht, zeigte sich in der Beurteilung jüngerer Architektur. Dass der Bergische Löwe, 1977 von Gottfried Böhm geschaffen, denkmalwürdig sein könnte, leuchtete vielen noch ein. Bei den drei Hochhäusern an der Marienhöhe, erbaut 1959, kamen schon eher Zweifel auf. Doch auch sie seien typische Zeugnisse ihrer Zeit und Teil der städtischen Silhouette.
Die Stadtsilhouette war allerdings nicht das, was etliche Gladbacher beschäftigt, seit ihr Haus als „denkmalverdächtig“ eingestuft worden ist. Angst vor Wertminderung und Einflussnahme der Behörden standen im Vordergrund. „Leider erleben wir es immer wieder, dass der Denkmalschutz als Einschränkung gesehen wird“, bedauerte Elisabeth Sprenger, Leiterin des Fachbereichs Stadtplanung. Doch selbst wenn eine Prüfung den Denkmalwert eines Hauses zweifelsfrei feststelle und das Objekt in die Denkmalliste eingetragen werde, so die Stadtverwaltung, bedeute dies nicht, dass die Untere Denkmalbehörde künftig bei jedem Nagel, der in die Wand geschlagen werde, gefragt werden müsse.