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NachrufTrauer um Bergisch Gladbachs Ehrenbürger Walter Hanel

Lesezeit 4 Minuten
Walter Hanel in seinem Atelier in seiner Bergisch Gladbacher Wohnung.

Walter Hanel in seinem Atelier in seiner Bergisch Gladbacher Wohnung.

Bergisch Gladbach war die Wahlheimat des national und international berühmten Karikaturisten.

Ehrenbürger von Bergisch Gladbach wurde Walter Hanel schon 2003. Damit würdigte die Stadt nicht nur den bundesweit beachteten Karikaturisten, der sich mit seiner jahrzehntelangen zeichnerischen Begleitung von Politik und Gesellschaft den Ruf als „Chronist der Bonner Republik“ erwarb.

Vielmehr zeigte sich die Stadt auch dankbar für Hanels lokales Engagement, etwa seinen intensiven Kontakt zur Volkshochschule Bergisch Gladbach. Dass er nun im Alter von 93 Jahren verstorben ist, ist daher eine traurige Nachricht für viele Menschen in der Stadt, die ihn bei Ausstellungen seiner Arbeiten oder wohltätigen Kunstauktionen kennenlernten und sein Schaffen als Karikaturist und Zeichner schätzten.

Hanel, der im böhmischen Teplitz-Schönau geboren und nach dem Zweiten Weltkrieg als Angehöriger der deutschen Minderheit vertrieben wurde, kam auf Umwegen über Sachsen und Bayern nach Köln – seine Umzüge seien stets mehr oder weniger unfreiwillig erfolgt, sagte er im Rückblick.

Ich bin aus freien Stücken nach Bergisch Gladbach gezogen
Walter Hanel

Nur einmal sei er freiwillig umgezogen, sagte er bei der Verleihung der Bergisch Gladbacher Ehrenbürgerwürde in der Villa Zanders: Er sei „aus freien Stücken von Köln nach Gladbach“ gezogen. „Und dies ist die volle Wahrheit und dafür bin ich Bergisch Gladbach dankbar“, stellte er fest.

Nach der Flucht aus seiner böhmischen Heimat kam Hanel zunächst ins sächsische Eilenburg, wo er eine Ausbildung als Lackierer absolvieren konnte. Nach seiner Ankunft in Köln fand er bei Ford eine Stelle als Autolackierer. Doch sein Drang war es, zu zeichnen, er wollte Künstler werden. Ein Ford-Kollege nahm ihn mit in die Kölner Volkshochschule: „Hier habe ich das Fundament, das Wesentliche des Zeichnens gelernt“, sagte er später.

Hanel veröffentlichte in vielen angesehenen Zeitungen

Schließlich erhielt er auch einen Studienplatz bei den Kölner Werkschulen, wurde Meisterschüler und machte durch den ersten Platz bei einem Karikaturenwettbewerb der Zeitung „Die Welt“ auf sich aufmerksam. Er veröffentlichte Karikaturen in den Zeitschriften „Pardon“ und „Simplicissimus“, schließlich im „Rheinischen Merkur“. So kam er 1971 zum „Kölner Stadt-Anzeiger“, wo seine zeichnerischen Kommentare zum Zeitgeschehen über Jahrzehnte nicht wegzudenken waren. Parallel dazu zeichnete er auch für die „Frankfurter Allgemeine“, den „Spiegel“, den „Stern“ oder die „Zeit“.

„Seine Zeichnungen sind im wahrsten Sinne des Wortes ein Weckruf, geprägt von den Ereignissen des Krieges und der Flucht“, sagt Bergisch Gladbachs Bürgermeister Frank Stein zu Hanels Schaffen. „Dies blitzt auf in vielen Zeichnungen gegen Gewalt und Terror, gegen Hunger und Armut, gegen Bedrohung und Aufrüstung, gegen Nationalismus und Rassismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit.“

Viele Zeichnungen haben ihre Aktualität nicht eingebüßt

Viele Zeichnungen hätten auch nach 40 oder 50 Jahren „an Aktualität nichts eingebüßt“, die einstigen Probleme hätten sich teilweise sogar noch verschärft. In den Arbeiten werde deutlich, „auf wessen Seite“ Hanel stand, stellt Stein fest: „auf der Seite der sozial und wirtschaftlich Benachteiligten, der politisch Vergessenen oder Verfolgten, auf der Seite von Menschenrecht und Gerechtigkeit“.

In Bergisch Gladbach war Hanel immer wieder mit Ausstellungen präsent. 2003 waren unter dem Titel „Denkschule für Demokratie“ einige seiner Arbeiten in der Volkshochschule zu sehen, er bedankte sich damit bei seinen Lehrern in einer solchen Bildungseinrichtung, wie er sagte. Unter dem selben Titel veröffentlichte er mit der VHS auch ein Buch mit politischen Zeichnungen.

2019 würdigte eine Ausstellung sein Lebenswerk

Auch einen Band „Baustelle Europa“ mit Arbeiten von Hanel brachte die VHS Bergisch Gladbach heraus. Neben den Karikaturen zum aktuellen politischen Geschehen lagen ihm seine freien Zeichnungen, in denen er seine Erfahrungen als Kriegskind verarbeitete, besonders am Herzen.

Sein Lebenswerk als Zeichner würdigte 2019 eine Ausstellung in der heutigen Galerie Basement in Bensberg, das Kunstmuseum Villa Zanders ehrte Hanel zuletzt mit einer Ausstellung zu seinem 85. Geburtstag im Jahr 2015.

In Bergisch Gladbach aktiv war der Zeichner auch als Mitinitiator der wohltätigen Kunst-Auktionen „Kunst gegen Gewalt“ und „Kunst tut gut“, deren Erlös wechselnden sozialen Anliegen zugute kam, vom Frauenhaus bis zur Musikschule. Hanel spielte dabei gerne die Rolle eines Zugpferds, zugunsten eines guten Zwecks.