Seit 125 Jahren als Retter mittendrin: Der Löschzug Refrath hat eine turbulente Geschichte und feiert Jubiläum an diesem Samstag (24.8.).
125 Jahre Feuerwehr RefrathMit einer kleinen Druckspritze fing es 1899 an
Wenn es vor 1899 in Refrath gebrannt hat, dann musste jeder selbst ran. Per Feuerordnung war den Bürgern auferlegt, dass sie Löscheimer, Einreißhaken und Leitern im Haus vorzuhalten hatten – für den Fall des Falles. „Von einem organisierten Löscheinsatz konnte da keine Rede sein“, heißt es in der Chronik des Löschzugs Refrath, der an diesem Wochenende sein 125-jähriges Bestehen feiert. Denn im Mai 1899 wurde die Freiwillige Feuerwehr Refrath durch Bürgermeister Bausch ins Leben gerufen.
Die Anfänge waren wohl recht betrüblich: Die Ausrüstung bestand laut Chronik lediglich aus einer kleinen Druckspritze, die von zwei Mann bedient wurde, Druckschläuchen, Feuereimern und einer Leiter. Weiße Drillichröcke, Helme und schwarz-rote Tuchgurte bildeten die Ausrüstung der zunächst 22 Feuerwehrleute, die sich zum freiwilligen Dienst gemeldet hatten.
Turnfeuerwehr: In den Anfangsjahren übernahm der Turnverein den Brandschutz
Zum ersten Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr Refrath wurde Peter Müller aus Lustheide gewählt. Von 1900 bis 1901 wurde die Einheit von Peter Jansen aus Vürfels geleitet, ihm folgte Josef Blum aus Alt–Refrath, bis 1903 der örtliche Turnverein den Brandschutz übernahm und sich bis 1908 Turnfeuerwehr nannte.
Völlig neu organisiert wurde die junge Feuerwehreinheit dann im Mai 1908 durch den Bürgermeister und Oberleutnant der Reserve Karl Klee. Die Ausrüstung bestand nun aus einer neuen Saug- und Druckspritze, die von acht Mann bedient wurde. Darüber hinaus wurde ein vorschriftsmäßiger Schlauch- und Leiterwagen angeschafft. Zusätzlich zu ihren Drillichröcken bekamen die ehrenamtlichen Feuerwehrleute neue blaue Tuchröcke sowie laut Chronik „alles, was zu einer vorschriftsmäßigen Uniform gehört“.
Die Führung bestand nun aus dem Ersten Brandmeister Anton Melcher, dem Zweiten Brandmeister Gottfried Kombüschen, dem Spritzenführer Wilhelm Schlebusch und dem Steigerführer Peter Werheid. Das Spritzenhaus befand sich an der Schule in der heutigen Wilhelm-Klein-Straße. Die Ausrüstung wurde mit einem Pferdekarren transportiert. Wenn ein Einsatz anstand, fuhr jemand mit dem Fahrrad durch das Dorf und alarmierte die Feuerwehrleute mit dem Signalhorn.
Feuerwehr Refrath setzte auch Kulturell Zeichen in dem Ort
Auch kulturell setzte die Feuerwehr Maßstäbe: Bereits im Herbst 1908 hatte die Feuerwehr eine neunköpfige Musikkapelle, die 1912 aus finanziellen Gründen in ein Tambourkorps umgewandelt wurde, das sich allerdings 1966 auflöste.
Gleich nach Ende des Ersten Weltkrieges rekrutierte sich die Feuerwehr neu. Unter anderem wurde eine Fahne angeschafft, die im Mai 1921 feierlich geweiht wurde. In den 20er Jahren folgte dann auch das erste Fahrzeug für die Feuerwehr Refrath: Es handelte sich um einen offenen Mannschaftswagen, die Ausrüstung wurde nun in einem Anhänger transportiert. 1934 übernahm Peter Forster als Erster Brandmeister die Leitung der Feuerwehr.
Im Zweiten Weltkrieg verstärkte eine Frauenabteilung die Refrather Feuerwehr
In der Zeit des Nationalsozialismus wurden die bis dahin selbstständige Feuerwehren im Bensberger Gebiet zu einer Feuerwehr zusammengefasst und die einzelnen Einheiten in ihrer Mannschaftsstärke stark zwangsreduziert. Dabei gab es insbesondere während des Krieges verheerende Brände. Gegen Kriegsende verstärkte eine eigene Frauenabteilung die Refrather Feuerwehr.
In den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg war es nicht leicht, die Feuerwehr Refrath wieder aufzubauen, da die Alliierten über jeden einzelnen Schritt zu entscheiden hatten. Die Familie Hollweg, die an der Schule neben dem Spritzenhaus wohnte, hatte neben der Alarmierung auch noch die Aufgabe, im Winter dann sofort Wasser heiß zu machen. Dieses wurde über den Kühler des Einsatzfahrzeuges gegossen, damit dieses ansprang und die Wehr ausrücken konnte.
Die Feuerwehr schützte mit der Polizei auch die Umtauschlokale bei der Währungsreform
Erst 1947 normalisierte sich das Leben im Löschzug allmählich. Übungen und Versammlungen konnten wieder durchgeführt werden. Auch bei der Einführung der D-Mark übernahm die Feuerwehr eine wichtige Rolle und leistete im Juni 1948 zusammen mit der Polizei Schutz in den Währungsumtauschlokalen. Immer mehr Menschen zogen in der Folgezeit nach Refrath.
Sie wurden zunächst in behelfsmäßigen Baracken untergebracht, von denen etliche ob der offenen Feuerstellen abbrannten. Die Einsatzzahlen des Löschzuges stiegen. Es gab Zeiten, an dem an jedem zweiten Tag die Refrather Feuerwehr gerufen wurde. Meist handelte es sich um kleinere Feuer und Wasserschäden, es gab aber auch Waldbrände, Großbrände und Hochwassereinsätze. Dringend wurde ein neues Löschgruppenfahrzeug benötigt. 1959 holten Peter Forster, Willi Trompertz und Michael Cramer das moderne Fahrzeug in Karlsruhe ab.
Anfang der 60er Jahre berichtet die Chronik von einem Großeinsatz anlässlich eines Brandes der Firma Reifen Henrich. Im Juli 1964 erhielt der Löschzug ein neues Tanklöschfahrzeug und im August 1966 bezog die Wehr ein neues geräumiges Gerätehaus an der Steinbreche.
1980 war wohl das schlimmste Jahr in der jüngeren Geschichte der Feuerwehreinheit
Die kommunale Neugliederung 1975 brachte auch für den Refrather Löschzug einige Veränderungen. Die neue Stadt Bergisch Gladbach verfügte nun über zwei hauptamtlich besetzte Wachen mit insgesamt mehr Personal. Das hatte zur Folge, dass die kleineren Einsätze nun ohne die Unterstützung des Löschzuges Refrath durchgeführt werden konnten und die Refrather nur noch bei größeren Einsätzen alarmiert wurden. Die Einsatzzahlen sanken deutlich. In diesem Jahr wurde auch die Erweiterung des Gerätehauses vollendet. Zu der Fahrzeughalle kam nun ein Anbau in dem sich Sanitäranlagen sowie ein Schulungs- und Aufenthaltsraum befinden.
Das Jahr 1980 war wohl das Schlimmste in der neueren Geschichte der Feuerwehr. Bei einem Brand in der Thomas-Morus-Akademie in Bensberg kamen zwei Feuerwehrkameraden der Wache in Bergisch Gladbach ums Leben. Zwei weitere wurden schwer verletzt. Im Sommer kam es zu einem Großeinsatz in einer Holzhandlung, der die gesamte Feuerwehr und etliche andere benachbarte Wehren zwei Tage lang in Atem hielt. Weiterhin kam es in diesem Jahr zu einem Großeinsatz bei einem Scheunenbrand in Herkenrath.
2011 wurde der Neubau an der Steinbreche errichtet
Anfang 2004 wurde eine eigene Abteilung der Jugendfeuerwehr gegründet. 2011 lässt die Stadt Bergisch Gladbach das neue Feuerwehrhaus an der Steinbreche errichten.
In ihm ist außerdem der Rettungsdienst der Feuerwehr Bergisch Gladbach mit einem Rettungs- und einem Krankentransportwagen untergebracht – gleich neben dem Platz, auf dem an diesem Samstag das 125-jährige Bestehen der Feuerwehr Refrath gefeiert wird.