Umstrittene NeubepflanzungBensberger kämpfen um ihre Bäume
- Die Bensberger Schloßstraße soll im Zuge ihrer Modernisierung auch neu bepflanzt werden.
- Dafür sollen auch 34 Bäume gefällt und durch 57 neue ersetzt werden.
- Doch warum dabei auch gesunde Bäume der Säge zum Opfer fallen sollen, will vielen Bürgern nicht in den Kopf.
Bergisch Gladbach – Die protestierenden Bürger fühlen sich nicht ernst genommen, die Stadtverwaltung sieht sich unfair behandelt: Wenn es um die Fällung der Bäume an der Bensberger Schloßstraße geht, sind die Fronten verhärtet. Denn obwohl sie alle eine neue, moderne Einkaufsmeile wollen, kommt es bei der Frage nach dem Wie zu heftigen Diskussionen.
Auf der einen Seite sind sich die Planer sicher: Die Fällung von 34 Bäumen an der Schloßstraße ist notwendig, um die Stadtmitte auch langfristig sehenswert zu gestalten. Auf der anderen Seite stehen besorgte Bürger. Sie verstehen nicht, warum auch gesunde Bäume gefällt werden sollen, wenn doch die Ziele der Stadt auch im Klimaschutz liegen.
Für eine Glättung der Fronten sollte ein Baumrundgang an der Schloßstraße sorgen, bei dem Stadt, Planer und Experten erklärten, warum die Baumfällung notwendig sei.
Rund 900 Unterschriften haben Wolfgang und Waltraud Boden gegen die geplante Baumfällung bereits gesammelt. Und sie machen weiter: „So wie es jetzt läuft, haben wir bald 1000 Unterschriften.“ Gemeinsam mit knapp 70 Bürgern sind sie zum Baumrundgang gekommen, um die Stadtverwaltung zur Rede zu stellen.
Doch Verhandlungen wollen Elisabeth Sprenger, Leiterin des Fachbereichs 6 der Stadtverwaltung, Christian Nollen, Baumfachmann und Verantwortlicher von StadtGrün, sowie Planungschef Wolfgang Honecker an dieser Stelle nicht führen. „Wir möchten die Bürger nur informieren. Mehr wollen wir gar nicht“, betont Sprenger.
Schließlich hat das Landschaftsarchitekturbüro Club L 94 aus Köln einen europaweiten Realisierungswettbewerb mit seinem Gestaltungsentwurf gewonnen, und die Ratsmitglieder haben mit Mehrheit für die Umsetzung dieser Planung gestimmt.
Beim Baumrundgang sollen daher Landschaftsarchitekt Tobias Miczka, Denkmalexperte Michael Werling und Fachagrarwirt Stefan Odenthal ihr Wissen mit den Bürgern teilen. Zwei Stunden lang geht es an sechs Stationen entlang der geplanten imaginären Baumbepflanzung; vom Stockbrunnen bis zum Ende der Straße an der Ecke zur Lindenallee, die zum Bensberger Schloss führt.
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„34 Bäume sollen hier gefällt, 57 neue gepflanzt werden“, erklärt Sprenger zu Beginn und betont, dass damit viele neue Bäume dazu kämen, die der Umwelt gut tun. Doch das überzeugt die Klimaaktivisten nicht. Viel zu lange würde es dauern, bis aus ihnen ausgewachsene Bäume werden, die Schatten spenden.
Emotionale Diskussion bei Baumrundgang
Und so kommt es bereits an der ersten Station zu einer emotional aufgeladenen Diskussion. Denn die Bürger fühlen sich in ihren Anliegen nicht ernst genommen. Mehrmals betonen Sprenger, Nollen und Miczka: „Wir befinden und an dieser Stelle in der Planungsphase.“
Doch die aufgebrachten Bürger fragen: „Warum sind wir dann hier?“ Und kritisieren die mangelnde Bürgerbeteiligung. Verstehen können sie auch nicht die Kriterien, nach denen einige Bäume bereits für die Fällung ausgewählt worden sind, andere nicht.
Sie wünschen sich konkrete Antworten und wollen genau wissen, welcher Baum denn nun gefällt werden soll. Das wiederum kann keiner so genau sagen. So klagen die Beteiligten: „Wir dürfen uns nur die Bäume anschauen und die Diagnose anhören, etwas beeinflussen können wir nicht.“
Diese Aufregung kann Sprenger nicht verstehen, sie stört der aufgebrachte Tonfall: „Denn auch wir von der Stadtverwaltung sind für den Klimaschutz.“Welche Rolle dieser bei der Fällung spielt, versucht Nollen zu erklären: Einige Bäume seien krank, andere nicht überlebensfähig im sich verändernden Klima.
Nollen: „Wir wollen der Stadt Struktur geben, aber die Bepflanzung auch an die Bedingungen der Stadt anpassen. Wir brauchen Bäume, die weniger Wasser brauchen und wärmebeständiger sind, so dass sie auch eine Zukunft haben.“
Warum gefällt werden soll
Die zentralen Gründe für die Baumfällung sind aus Sicht der Stadtverwaltung:
Einige Bäume sind krank, wurden bei Unfällen von den angebrachten Drahtkörben irreparabel verletzt oder haben keine lange Lebenserwartung.
Es gibt Bäume, die zwar gesund sind, aber nicht in das neue Parkplatz-Konzept passen.
Der neue Bodenbelag würde die nach außen gewachsenen Wurzeln der Bäume verletzen.
Die Stadt strebt eine Monokultur an, die für mehr Struktur in der Innenstadt sorgt, einige der Bäume passen nicht in das Konzept.
Die neuen Bäume sollen besser an die Stadtbedingungen angepasst werden: Sie sollen weniger Wasser brauchen und wärmebeständiger sein. (kas)
Doch an der Schloßstraße stehen durchaus Bäume, die noch als lebensfähig eingestuft werden. Warum die Veränderungen nicht um die Bäume herum geplant werden können, wenden einige Kritiker ein.
Am Ende steht immer wieder der Vorwurf der Bürger, nicht genügend in die Planung integriert worden zu sein. Also verspricht Sprenger weitere Diskussionsmöglichkeiten bei einer Versammlung für Bürger am 5. November.