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Trotz höherer KostenBensberger Schloßstraße soll Naturstein-Pflaster bekommen

Lesezeit 3 Minuten

Die Schloßstraße steht vor großen Veränderungen.

  1. Wieviel darf eine schöne Optik kosten? Und fühlt man sich wirklich besser, wenn man über Granit läuft, statt über Beton?
  2. Der Rat jedenfalls besteht auf den Naturstein für die Bensberger Schloßstraße.
  3. CDU, SPD und Grüne waren sich einig, dass man nicht erleben wolle, was man in Gladbach mit der Fußgängerzone erlebt habe, die im Zuge der Regionale 2010 mit Betonstein in Basaltanmutung ausplattiert worden war.

Bergisch Gladbach – Wieviel darf eine schöne Optik kosten, vor allem dann, wenn man das Geld dafür eigentlich gar nicht hat und wichtige Investitionen etwa für Schulausstattung und Kinderbetreuung dafür zurückstehen müssen? Fühlt man sich wirklich besser, wenn man über Granit läuft, statt über Beton?

Und kann man mit dem Argument, dass beim Brechen von Natursteinen weniger Kohlendioxyd in die Atmosphäre gelangt als bei der Produktion von Betonplatten, erhebliche Zusatzkosten moralisch zwingend rechtfertigen, die sonst als Luxusausgaben zu bezeichnen wären? Das waren einige der Fragen, um die im Stadtrat jüngst wacker gefochten wurde, als der Beschluss zu bekräftigen war, im Zuge der Bensberger Innenstadtreparatur die Schloßstraße mit Granit zu pflastern.

Kleinfraktionen in Bensberg gegen Granit

Bei 15 000 Quadratmetern schlägt das mit einem Aufschlag von 670  000 Euro zu Buche. Bereits im Verkehrsausschuss hatte sich eine breite Koalition für das Natursteinthema abgezeichnet: CDU, SPD und Grüne waren sich einig, dass man in der Schlossstadt nicht erleben wolle, was man in der Stadtmitte mit der Fußgängerzone erlebt habe, die im Zuge der Regionale 2010 mit Betonstein in Basaltanmutung ausplattiert worden war.

Schäden am Pflaster in der Gladbacher Innenstadt

Das Material zeigt nach wenigen Jahren bereits erhebliche Gebrauchsspuren, die mit echtem Basalt nicht aufgetreten wären. Was der Natursteinfront außer dem Klimaeffekt in die Karten spielt, ist, dass durch die Umlage des Straßenausbaus auf die Anlieger, die ursprünglich nicht einkalkuliert war, der Zusatzbetrag, den die Stadt für Granit aufbringen muss, nur noch 230 000 Euro beträgt.

Gegen die Granitkoalition erhoben sich aber auch im Rat erneut die Stimmen, die schon im Verkehrsausschuss dagegen Sturm gelaufen waren: ein ideologisch ausgesprochen weit gefächertes Bündnis der Kleinfraktionen quer über das politische Spektrum: von der Linken/BP über die FDP bis zur Fraktion Mitterechts und dem von dieser abgespaltenen, der AfD zuzurechnenden fraktionslosen Ratsmitglied Fabian Schütz.

Anti-Beton-Haltung beruhe auf Mythen

Für Jörg Krell (FDP) basiert die Anti-Beton-Haltung vor allem auf Mythen: „Der Beton in Gladbach ist falsch verlegt und falsch gepflegt worden. Deswegen zeigt er Schäden.“ Ansonsten könne ein Laie bei frisch verlegtem Material den Unterschied gar nicht wahrnehmen. Dagegen beschwor Ausschusschef Lennart Höring bleibende Werte. Der natürliche Bodenbelag sei auch in 30 Jahren so gut wie neu.

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Das Thema Nachhaltigkeit beschwor wortreich auch Andreas Ebert (SPD): Alleine der Unterschied im Kohlendioxid-Ausstoß erübrige jede weitere Diskussion. Ebert sprach vom Acht- bis 15-Fachen, wobei allerdings in der Verwaltungsvorlage Werte verglichen wurden, die man unter anderen Umständen als Äpfel und Birnen bezeichnet hätte. Für den Naturstein wurde nur der Energieverbrauch beim Transport zugrunde gelegt: 160 Gramm pro 100 Kilometer (laut Selbstauskunft des Deutschen Natursteinverbandes) für eine Fläche von einem Quadratmeter.

Die gleiche Fläche als Betonplatte von zehn Zentimeter Dicke ergibt in der Produktion einen Kohlendioxidausstoß von 25 Kilogramm. Zum Vergleich: Ein Transatlantikflug in einer Maschine mit 320 Passagieren bringt einen Pro-Kopf-Ausstoß des Treibhausgases von 2,6 Tonnen mit sich.

Bensberg solle Geld für Wichtigeres nutzen

Ebert wandte sich aber auch gegen das Argument: Schönheit, Ästhetik, Optik, Stadtbildpflege seien Bereiche, bei denen man als erstes den Rotstift ansetzen müsse. Es sei wichtig, dass man auch die Attraktivität der Stadt steigere und sie nicht nur unter reinen Nutzaspekten sehe.

Dagegen hielt Krell fest, was man mit 670 000 Euro im Stadthaushalt alles Wichtiges machen könne. Zum Beispiel dringend erforderliche Plätze in Offenen Ganztagsschulen schaffen oder den Medienplan zur Schulausstattung voranbringen. Ganz überzeugen konnte er nicht: Am Ende gab es selbst in der dreiköpfigen FDP-Fraktion eine Enthaltung und insgesamt nur sieben Stimmen gegen den Granit.