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Straßen und SchienenNeue Straßen und Tunnel sollen Gladbacher Verkehrsnetz verändern

Lesezeit 4 Minuten

Die Bahnbrücke Buchholzstraße

Bergisch Gladbach – Vieles ist bei den Planungen für Straße und Schiene in der Kreisstadt in Bewegung. Wir fassen den Stand der Dinge zusammen.

Was passiert mit dem Bahnübergang an der Tannenbergstraße in der Stadtmitte?

Er wird bald nach 127 Jahren geschlossen. Das hat die Politik im September im Ausschuss für Stadtentwicklung und Mobilität einstimmig beschlossen.

Wann passiert das, und vor allem: warum?

Kommt das zweite S-Bahn-Gleis zwischen Dellbrück und Gladbach, profitieren Pendler von einem dichteren Takt. In den Hauptverkehrszeiten sollen neun S-Bahnen von und nach Köln fahren, das ist fast ein 5-Minuten-Takt. Alle über den Bahnübergang. Die Stadt rechnet, dass das Schrankenwerk 50 Minuten pro Stunde geschlossen ist. Ein Schließdatum nennt die Stadt nicht, es wird im zeitlichen Zusammenhang mit dem zweiten Gleis stehen. Also in ein paar Jahren.

Wie wird der Übergang aktuell genutzt?

Das weiß die Stadt sehr genau. Pro Tag überqueren ihn im Schnitt rund 49 Motorräder, 2429 Pkw, 96 Lkw, 101 Lastkraftzüge, 458 Fahrräder und 471 Fußgänger. Da ist immer was los.

Der S-Bahnhof Bergisch Gladbach

Und nach der Schließung?

Neue Wege müssen her. Das ist eines der spannendsten Themen der Stadtplanung derzeit. Die Politik hat, nach Antrag der Ampel, im September eine Lösung beschlossen: Die Eisenbahnüberführung an der Buchholzstraße und eine neue Straße von dort durch das Gleisdreieck werden neu gebaut. Diese neue Straße könnte an die Kalkstraße angeschlossen werden.

Kennt jeder das Gleisdreieck in Bergisch Gladbach?

Eher nicht. Gemeint ist das Gewerbegebiet Am Kuhlerbusch, das von der Mülheimer Straße aus angefahren wird. Früher liefen auf beiden Seiten der Grundstücke Gleisstränge, die sich vor der Bahnbrücke Mülheimer Straße vereinigten und weiter nach Bensberg führten, auf der als Bahndamm bekannten Trasse. Daher der Name. Vorhanden sind nur noch die Gleise ab Schienenabzweig Tannenbergstraße. Für Eisenbahnhistoriker ist das schon immer ein beliebtes Thema.

Der Gewerbepark Kuhlerbusch

Wie soll die neue Straße verlaufen?

Da gibt es offenbar noch keine konkreten Planungen, der Beschluss stammt ja aus dem September. Sie soll irgendwie das Gewerbegebiet durchschneiden und eine neue Verbindung zur Innenstadt bringen. Mit Anschluss an der Kalkstraße. Die Stadt besitzt im Gleisdreieck ein Vorkaufsrecht auf Grundstücke, das ist günstig. Ein zentrales Grundstück am Kuhlerbusch gehört ihr.

Und die Radfahrer?

Im Papier der Ampelkoalition ist von einer „optimierten Alternativroute“ über das Gleisdreieck die Rede. Die Wegezeit in die Stadtmitte soll sich nicht erhöhen. Mehr gibt es dazu aber aktuell nicht.

Was ist mit der Bahnüberführung an der Buchholzstraße?

Sie wird neugebaut, in einer laut Beschluss reduzierten Form, die CDU hatte sich vergeblich für die größere Version stark gemacht, aus verkehrlichen Gründen. Die neue Brücke mit Straßenanschluss soll eine Spannweite von 58 Metern bekommen. Das gesamte Bild wird sich an dieser Stelle verändern. Die alte Buchholzstraße soll voraussichtlich abgebunden werden.

Was kosten die Brücke und die neue Straße?

Im September hat die Stadt eine Zahl genannt, aber nur für die Brücke und für die Straße im Bereich der Brücke: 13,8 Mio. Euro, eine Schätzung. Die Fortführung der Straße ist da nicht drin und auch keine Kosten für den Ankauf von Grundstücken. Offenbar ist auch nicht auszuschließen, dass Häuser abgebrochen werden müssen für das Projekt.

Der Bahnübergang Tannenbergstraße

Wer zahlt diese 13 Millionen?

Gute Frage. Die Stadt muss zunächst den Rückbau des Bahnübergangs beschließen und dann alles Weitere mit der Bahn vereinbaren. Der Ausbau an der Buchholzstraße wäre dann ein Ersatz für den ehemaligen Bahnübergang, dann wäre die DB laut Eisenbahnkreuzungsgesetz der Finanzier für die Brücke. Ziemlich viel Konjunktiv.

Was passiert, wenn die Planungen nicht vorankommen?

Es gibt eine alternative Option: Eine neue Straße von der Buchholzstraße entlang des ehemaligen Gleisbogens zur Mülheimer Straße. Das war zunächst der Top-Vorschlag der von der Stadt beauftragten Planer des Büros Orange Edge. Aber womöglich könnte das als der Einstieg in eine Straße über den alten Bahndamm gesehen werden. Die Ampel jedenfalls hat diese Variante erstmal nach hinten geschoben.

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Was passiert, wenn nichts passiert?

Der Stadttunnel zwischen Jakobstraße und Stadtmitte ist für die meisten Fahrzeuge die einzige Alternative, um die Gleise in der Innenstadt zu queren. Ihn dürfen Gefahrguttransporter aber nicht nutzen, weite Umwege durch das Hermann-Löns-Viertel müssten sie fahren. Mehr Verkehr im Stadttunnel bedeutet auch mehr Verkehr am Kreisverkehr Schnabelsmühle.

Passiert noch etwas für Fußgänger und Radfahrer? Was ist mit dieser Überführung am Bahnhof über den Gleisen?

Kommt, ist jedenfalls beschlossen, und zwar zwischen Jakobstraße und Stationsstraße in Höhe des Radstation-Gebäudes, auch mit Anschluss an den künftigen Mittelbahnsteig am S-Bahnhof. Drei barrierefreie Aufzüge ohne Rampe sind beschlossen.