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Experten befürchten EinschnitteViele Orte für Geburtshilfe durch Krankenhausreform von Schließung bedroht

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Auf einer weißen Tür steht «Kreißsaal» in oranger Schrift zu lesen.

Die Krankenhausgesellschaft NRW warnt: In der Geburtshilfe blieben von aktuell 137 Standorten 35 übrig, würde die vom Bund geplante Krankenhausreform umgesetzt.

Auch bei Schlaganfällen und Herzanfällen sieht die Krankenhausgesellschaft NRW die regionale Patienten-Versorgung in Gefahr, werden die Reformpläne des Bundes umgesetzt.

Mit einer Flut an Zahlen und einem sehr eindringlichen Beispiel aus der realen Welt unterlegte die Krankenhausgesellschaft NRW (KGNW) am Dienstag ihre Kritik an der von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) geplanten großen Krankenhausreform: Würde diese so umgesetzt wie in dem Anfang Dezember vorgestellten 49-Seiten-Planungspapier der Regierungskommission, drohten „rigorose Einschnitte für die Patientinnen und Patienten in Nordrhein-Westfalen“ – und in den Bergisch Gladbacher Krankenhäusern kämen keine Kinder mehr zur Welt.

„Beide würden die Geburtshilfen verlieren, weil sie nicht eine interventionelle Kardiologie und eine Schlaganfall-Station anbieten“, erklärte KGNW-Präsident Ingo Morell: „Was das miteinander zu tun hat, dürfen sie mich nicht fragen.“

Zu sehen ist das Bensberger Vinzenz-Pallotti-Hospital aus der Vogelperspektive: ein Riegelbau mit grüner Umgebung.

Das Bensberger Vinzenz-Pallotti-Hospital - die hiesige Geburtshilfe zählt zu den besten in NRW.

In Bergisch Gladbach hat man sich die Notfallversorgung bereits vor zwölf Jahren aufgeteilt: Im Evangelischen Krankenhaus (EVK) werden Herz-Notfälle behandelt, das Marien-Krankenhaus, das gemeinsam mit dem Vinzenz-Pallotti-Hospital (VPH) die GFO-Kliniken Rhein-Berg bildet, verfügt über eine von der Europäischen Schlaganfall Gesellschaft ausgezeichnete „Stroke Unit“ zur Versorgung von Schlaganfallpatienten. Die Geburtshilfe im VPH in Bensberg gilt als eine der besten in NRW.

In den Regierungsplänen spielten regionale Versorgungsaspekte aber keine Rolle, da werde starr „nach Algorithmus berechnet“, kritisierte Morell. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft hatte bereits am Montag eine Auswirkungsanalyse zu Lauterbachs Plänen präsentiert, das Forschungsinstitut hcb in Kooperation mit Vebeto waren dazu beauftragt worden.

Massive Einschnitte für 337 Krankenhäuser durch Lauterbachs Pläne

Die KGNW rechnete nun am Dienstag vor, welche Auswirkungen sich danach für Nordrhein-Westfalen ergäben. Den 337 Krankenhäusern des Landes drohten demnach massive Einschnitte und den Patientinnen und Patienten in einigen Bereichen eine deutliche Verknappung der medizinischen Versorgung.

Die Regierungskommission sieht eine Einteilung der Krankenhäuser in sechs Level vor. Level I und III sind jeweils nochmal unterteilt, dazu kommen sogenannte „Fachkliniken“. Diese Level haben eine feste Zuordnung von 128 Leistungsbereichen. Bestimmte Behandlungen, etwa die Geburtshilfe, die Betreuung von Schlaganfall-Patienten oder die Notfallversorgung bei Herzanfällen, dürften dann nur noch in Häusern der beiden höchsten Kategorien erfolgen – in NRW wären das nach den Berechnungen der von der KGNW beauftragten Datenspezialisten nur noch 36.

Standorte mit Geburtshilfe würden sich reduzieren: von 137 auf 35

In der Geburtshilfe blieben demnach von aktuell 137 Standorten 35 übrig, in der Neurologie, wo die Schlaganfall-Behandlung erfolgt, wären es noch 33 von 74 Standorten und in der interventionellen Kardiologie, wo akute Herzanfall-Patienten versorgt werden, würde sich die Zahl der Krankenhäuser von 136 auf 34 verringern.

„In vielen Leistungsbereichen müssten zwei Drittel der Bevölkerung umverteilt werden“, sagte Morell und betonte: „Es ist ein Trugschluss, zu glauben, dass man den Fachkräftemangel dadurch behebt, dass wir die Kapazitäten einfach mal so weit runterfahren, dass die Mitarbeiter dann alle in die konzentrierten Krankenhäuser gehen.“

Flexibilität bei der Zuordnung von Leistungsbereichen gefordert

Morell ist auch Mitglied der Geschäftsleitung im GFO-Klinikverbund und der Meinung, Gesundheitsminister Lauterbach halte ihn und die Kollegen in der Deutschen Krankenhausgesellschaft für „Lobbyisten und Bedenkenträger“.

Doch auch mit dem neuen Krankenhausplan NRW, der aktuell vorangetrieben wird, werde es „Fusionen, Verlagerungen und Schließungen von ganzen Krankenhäusern“ geben, sagte Morell: „Davor drücken wir uns nicht in NRW“. Er forderte jedoch vom Bund eine größere Flexibilität bei der Zuordnung von Leistungsbereichen zu einem bestimmten Krankenhaus-Level und dass die Hoheit über die Krankenhausplanung bei den Ländern bleiben solle.

Änderungen aber wird es geben müssen, zumindest darin sind sich angesichts der finanziellen Schieflage vieler Krankenhäuser, des Fachkräftemangels und des sich zuspitzenden demografischen Wandels alle einig.