Düsseldorf – Ob Herzoperationen oder Knieprothesen: In zwei Jahren soll für jedes Krankenhaus feststehen, auf welche Leistungen es sich spezialisiert. Kliniken in NRW sollen sich künftig auf Leistungen konzentrieren, die in umliegenden Krankenhäusern nicht angeboten werden.
Das teilte Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Düsseldorf mit und stellte einen konkreten Zeitplan vor. Bis zur tatsächlichen Umsetzung dieses Planes werden jedoch noch mehrere Jahre vergehen.
Planungsverfahren soll ab September über Spezialisierungen entscheiden
Welches Krankenhaus künftig welche Leistungen anbietet, soll in einem regionalen Planungsverfahren entschieden werden, das am 1. September beginnt: Alle Krankenhäuser erhalten umfassende Informationen über das anstehende Planungsverfahren und sechs Wochen Zeit, ein Schwerpunktkonzept zu erstellen. Am 17. November beginnen die sechsmonatigen Verhandlungen zwischen Krankenhäusern und Krankenkassen, begleitet von der Bezirksregierung.
Anschließend prüfen die Bezirksregierungen und abschließend das Gesundheitsministerium die regionalen Konzepte. Dafür werden auch Verbände, Gesellschaften und Kammern angehört. Schlussendlich entscheidet das Gesundheitsministerium über den Versorgungsauftrag der einzelnen Krankenhäuser. Ein Feststellungsbescheid legt fest, welches Krankenhaus künftig welche Leistungen in welchem Umfang anbietet.
SPD warnt vor Kahlschlag
Während bisher die Bettenzahl das wichtigste Planungsinstrument der Krankenhäuser war, sollen sich die Krankenhäuser künftig auf bestimmte Leistungen wie Geburtshilfe, Bauchspeicheldrüsen-Operationen oder Knieoperationen spezialisieren. Nordrhein-Westfalen ist das erste Bundesland, das ein solches Modell anstrebt.
„Wir wollen nicht, dass sich ein Krankenhaus auf einen Bereich spezialisiert und das benachbarte Krankenhaus ein paar Monate später sagt: Wir machen genau dasselbe“, sagt Laumann. Die starke Konkurrenz unter den Krankenhäusern verhindere derzeit die zielgerichtete Einsetzung von Ressourcen und Fachkräften. Es gehe nicht darum, „Tabula Rasa" bei den Krankenhäusern zu machen und Kliniken zu schließen, so Laumann, sondern in allen Regionen ein ortsnahes Angebot zu schaffen.
Durch die Spezialisierung soll die Qualität der Behandlung verbessert und eine vielfältigere Verteilung der Leistungen in Nordrhein-Westfalen geschaffen werden. Die Grundversorgung bleibt laut Plan erhalten: Mindestens 90 Prozent der Bevölkerung soll innerhalb von 20 Autominuten ein Krankenhaus mit internistischer und chirurgischer Abteilung erreichen können.
Die SPD warnt derweil vor einem Kahlschlag in der Krankenhauslandschaft. Mit dem regionalen Planungsverfahren schiebe das Gesundheitsministerium zudem die Verantwortung in die Regionen ab, kritisiert Lisa-Kristin Kapteina, stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion im Landtag. Dabei fehle es an Zusagen des Landes zur finanziellen Unterstützung der Krankenhäuser, um diese Umstrukturierung zu bezahlen. „Der Krankenhausplan bleibt Leitfaden für Klinikschließungen“, so Kapteina.