Wahlkampfthema ZandersStadt soll Gelände für Chromolux-Produktion stellen
Bergisch Gladbach – Was am Anfang ein wenig nach Schnapsidee klang, nimmt erstens konkrete Formen an – und zweitens entwickelt sich ein hochbrisantes politisches Gemisch: Es geht um die Wiederaufnahme der Produktion von Teilen der Papierfabrik Zanders.
Chromolux-Produktion soll wieder hochgefahren werden
Es soll die Chromolux-Produktion hochgefahren werden. Das Spezialpapier ist bei Kunden sehr beliebt, die Auftragsbücher waren bis zuletzt voll. Und es sind auch Kunden vorhanden, die sich nach Informationen dieser Zeitung als Investoren beteiligen wollen. Zudem ist die Rede von einem großen Investor aus der Papierindustrie, der namentlich noch nicht genannt werden will.
Ein ehemaliger Zanders-Manager, der ebenfalls nicht genannt werden will, ist auch mit von der Partie. Und schließlich ist es die Belegschaft selbst, die die Wiederbelebung maßgeblich vorantreibt. Im Hintergrund zieht die große Gewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) an den Strippen.
Großes Kraftwerk und Kläranlage müssten nicht wieder in Betrieb genommen werden
Technisch, so die vorgestellten Planungen, sollen die bestehenden Produktionsstätten für das Chromolux-Papier separat wieder arbeiten, ohne dass das große Kraftwerk oder die Kläranlage in Betrieb genommen werden müssten. Es reicht, so der Plan, den die Fraktionsspitzen vorgelegt bekommen haben, ein neues kleines Gaskraftwerk und ein kleines Klärwerk. Beides jeweils nicht viel größer als ein Baucontainer.
Das Papier für die Chromolux-Produktion wird nicht mehr am Standort produziert, sondern wird angeliefert. Auf vier Hektar im südlichen Bereich des Zanders-Geländes – also in Richtung Gronauer Kreisel – soll dann die Produktion starten.
Stadt müsste das Gelände zur Verfügung stellen
Die Immobilie gehört der Stadt, deshalb ist von der Politik eine Entscheidung gefordert, ob sie das Gelände zur Verfügung stellt. Rund 100 Menschen sollen in dem neuen Unternehmen (möglicherweise heißt es Zanders-Chromolux) Arbeit finden. Vorrangig arbeitslose Zandrianer. Und nach den ursprünglichen Plänen der Investoren sollte die Produktion bereits zum 1. September hochgefahren werden – daraus wird nichts werden.
Denn der Plan stößt keineswegs auf Begeisterung bei der Politik und Verwaltung. Nach Informationen dieser Zeitung haben sowohl Bürgermeister Frank Stein (SPD), als auch die Fraktionsspitzen noch Erklärungsbedarf angemeldet.
Klar ist, dass die Wiederbelebung allen bisherigen Überlegungen zur Entwicklung des Zanders-Geländes widerspricht. Mindestens eineinhalb Jahre wollte man für das Ganze in Ruhe planen und keinen Quadratmeter vorher für eine Nutzung festschreiben.
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SPD-Funktionär sieht seine Partei in der Pflicht
Die Konfliktlage ist offensichtlich und so zeichnet sich ab, dass Zanders auch zu einem Thema im Bundestagswahlkampf werden wird.
Frank Eschenauer, langjähriger ehemaliger Zanders-Betriebsrat, SPD-Mitglied, Träger der silbernen Ehrennadel der Stadt Bergisch Gladbach und immer bei allen Themen involviert, wenn es um Zanders geht sagte auf Anfrage: „Ich bin die Lippenbekenntnisse der Gladbacher Politik und Verwaltung absolut Leid.“ Insbesondere den Sozialdemokraten droht er unverholen: „Die Zandrianer haben im Kommunalwahlkampf massiv für die SPD und den Bürgermeisterkandidaten Frank Stein Stimmung gemacht. Ich erwarte, dass die Versprechen eingehalten werden – sonst wird es Aktionen gegen die SPD geben.“
Aber auch die anderen Parteien sieht er in der Pflicht. Es gehe schließlich um 100 Arbeitsplätze auf vier Hektar Zanders-Gelände und das Ganze sei auch nur als eine Zwischenlösung für fünf bis sieben Jahre gedacht. „Wie kann man das nicht unterstützen?“