Weichenstellung bei ZandersVorläufige Insolvenz endet für die Papierfabrik
Bergisch Gladbach – Heute ist der letzte Tag der vorläufigen Insolvenzverwaltung für die Firma Zanders. Drei Monate hat sich die Papierfabrik unter dem Schutzschirm der vorläufigen Insolvenz befunden. So wurden die Gehälter von der Agentur für Arbeit bezahlt. Mit dem 31. August endet diese Phase und das Unternehmen muss wieder auf eigenen Beinen stehen. Wir erklären, wie es weitergeht.
Was folgt auf die „vorläufige Insolvenz“?
Ein Richter wird anhand der ihm vorliegenden Informationen entscheiden, ob aus dem vorläufigen Insolvenzverfahren ein Regel-Insolvenzverfahren wird. Niemand zweifelt wirklich daran, dass dies geschehen wird. Nur wenn der Richter zu der Überzeugung käme, dass die Insolvenzmasse nicht ausreicht, würde das Verfahren nicht eröffnet. Davon ist nicht auszugehen.
Also wird auch noch nächste Woche im Werk produziert?
Das Ende des vorläufigen Insolvenzverfahrens bedeutet nicht, dass bei Zanders am Samstag die Lichter ausgehen. Weit davon entfernt. Der Richter wird einen Insolvenzverwalter einsetzen – in der Regel wird der vorläufige Insolvenzverwalter zum Regel-Insolvenzverwalter. Konkret würde Dr. Marc d’Avoine bei Zanders weiter machen.
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Und er hat dann auch das alleinige Sagen?
Genau. Über den Schreibtisch des Insolvenzverwalters gehen alle Entscheidungen. Er wird, in Absprache mit den Gläubigern, den weiteren Kurs des Unternehmens bestimmen. Im Gespräch mit dieser Zeitung betonte d’Avoine gestern, dass zunächst die Entscheidung des Gerichts abgewartet werde müsse. Richtig sei aber, dass er an einem Sanierungskurs arbeite. Parallel dazu würde mit potenziellen Kaufinteressenten verhandelt. Und diese Verhandlungen seien sehr erfolgversprechend. Möglich sei schon ein Abschluss in 2018.
Welche Rolle spielt der ursprüngliche Eigentümer Mutares?
Für die Ausrichtung des Sanierungskurses spielt Mutares keine Rolle mehr. Zuletzt hatte der Gläubigerausschuss den Sanierungsplan der von Mutares eingesetzten Geschäftsführer einstimmig abgelehnt. Die Mutares-Manager strebten ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung an, wollten also operativ den Kurs der Firma bestimmen.
Warum stimmte der Gläubigerausschuss gegen Mutares?
Das ist offiziell nicht bekannt. Nach Informationen dieser Zeitung kündigte Mutares sogar an, eigenes Geld in Zanders zu investieren. Dennoch haben die Gläubiger offensichtlich kein Vertrauen in die alte Geschäftsführung.
Aber Mutares bleibt der Gesellschafter, ist also Eigentümer von Zanders?
Das ist so. Aber zu sagen hat Mutares nichts mehr.
Gibt es Hinweise, welchen Sanierungskurs der vorläufige Insolvenzverwalter künftig einschlagen wird?
Nein, nichts Offizielles. Aber als das Geld für die Umstellung von Kohle auf Gas im vorläufigen Insolvenzverfahren bereitgestellt wurde, konnte das schon als klares Zeichen für den Fortbestand der Produktion gesehen werden. Wer ein Werk schließen will, investiert nicht mehr in neue Technik. Im Gespräch sprach d’Avoine davon, dass zu einer erfolgreichen Sanierung sicher auch „Anpassungen“ bein Personal notwendig seien.
Wie kommuniziert das Aktienunternehmen Mutares die Entwicklung seiner Beteiligung?
Gar nicht. Presseanfragen werden in München nicht beantwortet und in den eigenen Veröffentlichungen spielt Zanders keine Rolle. Dort werden ausschließlich positive Nachrichten, etwa über neue Beteiligungen, verbreitet.