Bergisch Gladbachs ZukunftZanders denkmalgeschützte Hallen sollen saniert werden
Bergisch Gladbach – Wie die begehrtesten 37 Hektar von Bergisch Gladbach einmal aussehen könnten, wird auch in Hilversum in Holland beraten. Das weltweit tätige Planungsbüro Karres en Brands hat den Auftrag, Konzepte für die Umgestaltung der Zanders-Fläche zu entwickeln. Die Umplanung des „Zanders-Viertels“ gilt als Jahrhundertchance, Wohnraum für Tausende Menschen könnte entstehen. Stadtbahn-Anschluss, Schulneubau und Feuerwehrgebäude werden aktuell als erste Infrastruktur-Anker diskutiert.
Dass das Gelände schon jetzt der Stadt als Eigentümerin Kosten verursacht, ist auch bekannt. Und diese Kosten gehen in die Millionen. Dabei geht es vor allem um die grundsätzliche Sicherung der Industriehallen, von denen einige unter Denkmalschutz stehen, und deren Anschluss an Strom und Wasser wiederhergestellt werden muss. Welche Gebäude saniert werden und welche nicht (also auch abgebrochen werden könnten), ist aktuell ein Kernthema in der Verwaltung.
Ein Konzept wird erarbeitet
Ein Konzept für eine Generalsanierung der erhaltenswerter Gebäude wird erarbeitet. Dass in die alten Zanders-Hallen investiert werden muss, ist dabei der rote Faden. Für 2022 rechnet die Stadt mit einem Zanders-Defizit von 6 Millionen Euro (mittelfristig soll es aber erhebliche Gewinne aus dem Projekt Zanders geben, über Verkauf und Erbpacht von Grundstücken).
Recht konkret sind die Ausgaben bereits bei der großen Halle mit dem hellblauen Leuchtreklame-Schriftzug „Gohrsmühle“. Diese Backsteinhalle prägt das Stadtbild. Sie gilt bei der Stadt als Mittelpunkt ihrer städtebaulichen Planungen. Diese Halle, intern als „1B“ bezeichnet, sollte „zumindest mittelfristig in jedem Fall erhalten bleiben“, heißt es in der Verwaltung. Vorgeschlagen wird eine Generalsanierung, um Zwischennutzungen zu ermöglichen.
Kosten sind nicht abschätzbar
Rund 780 000 Euro kalkuliert die Stadt für die Sanierung des Daches, für den Einbau einer Heizung und für die Instandsetzung von Vordächern und Toren. Für den Brandschutz veranschlagt die Stadt 220 000 Euro; in Summe also eine Million Euro. Dies reiche aber nicht aus, betonen die Planer. Erforderlich sei ein „höherwertiger Zustand“. Die Kosten hierfür seien aber nicht abschätzbar.
Investiert wird auch in die Backsteinhalle, in der im Jahr 2020 die ersten Strategiediskussion und Vorträge stattgefunden hatten („Halle 720“). Sie sei etabliert, ein Scharnier zwischen Stadt und Zanders-Gelände und eigne sich hervorragend für Veranstaltungen. Kultur, Feste und Lesungen werden beispielhaft genannt. Etwa 500 000 Euro müssten aber eingebracht werden (Bodenplatte, Heizung, Dachsanierung usw.), um die Halle langfristig zu erhalten. Mit dem Gohrsmühlenplatz hatte die Stadt schon vor einigen Monaten eine neue Veranstaltungsfläche beworben. Die Halle grenzt an den Platz an.
Stadt investiert in die Grundsubstanz
Der Blick der Stadt geht auch zu den eingetragenen Baudenkmälern auf Zanders. Diese Liste reicht vom Verwaltungsgebäude über Pförtnerhaus, Schornsteine, Dampfspeicherlok, Maschinenhaus, Bleicherei bis zum Lagerhochhaus und dem Sortiersaal. Was in Gänze auf die Stadt an Kosten zukommen könnte, sei aus heutiger Sicht kaum abschätzbar. Rund zwei Millionen Euro investiert die Stadt zunächst in diesem und dem nächsten Jahr in die Grundsubstanz der Gebäude.
Zanders in Bergisch Gladbach
Historie
Die Geschichte der Papierfabrik Zanders begann mit der Firmengründung am 28. Juli 1829, und sie endete mit dem letzten Betriebstag am 30. April 2021. Auf Gründer Johann Wilhelm Zanders folgte in der zweiten Generation dessen Sohn Carl Richard Zanders. In dritter Generation die Enkel Richard und Hans Zanders, in vierter Generation dessen Urenkel Karl Richard und Johann Wilhelm Zanders, in fünfter Generation Hans Wolfgang Zanders. 1980 Umwandlung in eine Aktiengesellschaft in 100-prozentigem Familienbesitz. 1984 Gang an die Börse, Familie Zanders hält 51 Prozent. 1989 Rückzug der Familie mit Oberhaupt Hans Wolfgang Zanders und Einstieg der US-amerikanischen International Paper Company (IPC). 2000 bis 2014 Metsä Serla/M-real. 2015 Mischkonzern Mutares. 2018 erste Insolvenz, Einstieg von Terje Haglung und Tom Olander (Jool Invest). März 2021 zweite Insolvenz.
Dieser Ansatz sei schon aus heutiger Sicht knapp bemessen, meinen die Planer skeptisch. Noch eine höhere Summe setzt die Stadt an für die Neuanschlüsse der Zanders-Gebäude. Drei Millionen Euro sollen 2022/23 investiert werden. Der Insolvenzverwalter der ehemaligen Papierfabrik übergebe die Gebäude ohne Anschlüsse, sämtliche Infrastruktur für Strom, Abwasser und Frischwasser müsse neu aufgebaut werden.
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Gehofft wird bei allem auf Fördergelder, etwa aus dem Denkmalschutz. Auch das Strukturförderprogamm Regionale 2025 Bergisches Rheinland spielt eine große Rolle. Derzeit wird Zanders mit dem B-Status bewertet: als konkretisiertes Vorhaben, bei dem jedoch zusätzlicher Qualifizierungsbedarf besteht. Für eine Umsetzung der Ideen mit Landesunterstützung ist eine Aufstufung auf den A-Status erforderlich.
Politisch beschlossen ist von den Instandsetzungen indessen noch nichts. Vor jeder Sanierungsmaßnahme ist ein Beschluss im Hauptausschuss und im Rat erforderlich. Im Dezember hatte der Rat die Ausgaben mit einem sogenannten Sperrvermerk versehen: Die Verwaltung muss vorab die Politik informieren, und danach wird zu jeder einzelnen Maßnahme separat beraten und abgestimmt.