ZandersInsolvenzverwalter hofft auf Entscheidung bis Ende des Jahres
Bergisch Gladbach – Drei potenzielle Käufer wurden allein in der vergangenen Woche in der Papierfabrik Zanders empfangen. Und Insolvenzverwalter Marc d’Avoine ist zuversichtlich, dass Zanders noch in diesem Jahr einen Käufer finden wird. Er ist auch zuversichtlich, dass ein Großteil der Arbeitsplätze erhalten werden kann. „In den bisherigen Sanierungskonzepten ist kein radikaler Arbeitsplatzabbau vorgesehen.“ Zanders hat aktuell rund 500 Mitarbeiter. Zu den besten Zeiten des Werkes waren es über 3500.
Interessenten für die tiefrote Zahlen schreibende Papierfabrik kämen, so der Insolvenzverwalter, auch aus China. „Und dass die wirklich ein Interesse haben, sehe ich daran, mit wie viel Personal sie bei uns auftauchen.“ Wenn zum Beispiel der Geschäftsführer mit einem ganzen Stab sich vor Ort schlau mache, sei das ein deutliches Indiz dafür, dass ein ernsthaftes Kaufinteresse vorliege.
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D’Avoine spricht von einem achtköpfigen Team, das ihm bei den Verhandlungen mit den Interessenten zur Verfügung stehe. „Da greife ich fallweise auf meine Experten zurück, die gerade gefragt sind.“ In den Verhandlungen gehe es um Finanzen, die Produktion, juristische Fragen und auch um die Bewertung von Immobilien. D’Avoine: „Eine extrem komplexe Materie.“
Er selbst will seine Arbeit bei Zanders mit keinem seiner bisherigen Tätigkeiten als Insolvenzverwalter vergleichen. Es habe da zwar auch schon andere größere Produktionsbetriebe gegeben, aber Zanders sei mit diesen nicht vergleichbar. „Es gibt keine Blaupause für meine Arbeit hier bei Zanders. Wir müssen kreativ sein.“
Je ernsthafter das Interesse, desto mehr Daten gibt es
Interessenten fürs Werk werden mit Daten versorgt – je ernsthafter das Interesse, desto mehr Daten gibt es. „Wir achten natürlich darauf, dass keine Betriebsgeheimnisse preisgegeben werden.“ So gebe es drei unterschiedliche Datenpakete. Im Paket eins würden die Grunddaten der Firma zusammengefasst, im Datenpaket drei sehr detaillierte Zahlen offengelegt. Die würden dann präsentiert, wenn ein Kaufvertrag sehr wahrscheinlich sei. Aber soweit sei man noch nicht. Derzeit hätten einige Interessenten Einblick in das Datenpaket zwei.
Es würden alle Optionen zur Weiterführung des Betriebs geprüft, so d’Avoine. Die schlechte Nachricht sei allerdings, dass das Werk weiterhin Verluste schreibe. Deshalb stünden alle Verhandlungen auch unter einem gewissen Zeitdruck.
Belegschaft schon jetzt der zweitgrößte Gläubiger
Der Betriebsrat prüft zusammen mit der Gewerkschaft aber auch, ob ein „Management-Buy-out“ in Frage kommt. Vereinfacht gesagt geht es darum, ob die Belegschaft das Werk kauft. Nach Darstellung von Armando Dente, dem Bezirksvorstand der IG BCE Bezirk Köln-Bonn, ist die Belegschaft schon jetzt der zweitgrößte Gläubiger von Zanders. Er rechnet wie folgt: Die Zandrianer haben in den vergangenen Monaten und Jahren für die Existenz des Werkes auf ihnen zustehende Leistungen (zum Beispiel Überstunden) nicht verzichtet, sondern dem Unternehmen einen Zahlungsaufschub gewährt. Rechne man alles zusammen, komme ein zweistelliger Millionenbetrag zusammen. Dente: „Deshalb ist die Belegschaft hinter dem Pensionssicherungsfonds der zweitgrößte Schuldner.“ Dente bestätigte, dass es die Überlegungen der Übernahme durch die Belegschaft gebe. „Aber das ist für uns wirklich die letzte Möglichkeit, um die Fortführung des Betriebes zu ermöglichen.“
Ob ein Kauf durch die Belegschaft wirklich eine realistische Variante ist, ist vollkommen unklar. D’Avoine: „Sicher haben wir auch diese Möglichkeit auf dem Schirm.“ Aber der Insolvenzverwalter sagt auch gleich, wo er eine große Schwierigkeit sieht: „Wir suchen für Zanders einen Investor, der die Mittel hat, um zu investieren.“ Und das ist für Dente eine riesige Hürde: „Ich weiß natürlich auch, dass Zanders Liquidität braucht.“ Aber für ihn ist auch klar, wer sich wirklich für die Interessen der Belegschaft interessiert – die Belegschaft.