„Ausverkauf mit anzusehen, tut weh“Insolvenzverwaltung – Zanders versteigert Inventar
Bergisch Gladbach – Die Online-Auktionen für das Zanders-Inventar laufen und die Diskussion um die Zukunft des Areals will die Stadt in Kürze strukturieren. Wir fassen die Entwicklungen zusammen und erklären, wie es weitergeht.
Fangen wir beim Ausverkauf an: Wo stehen wir da?
Über die Firma Dechow wird der gesamte Verkauf abgewickelt. Dechow arbeitet mit dem holländischen Auktionshaus Troostwijk zusammen. Es wird mehrere Online-Versteigerungen geben. Aktuell abgeschlossen ist Online-Versteigerung 37511. Da gab es zum Beispiel Nähmaschinen, einen Tischkicker, Tiefkühlschränke, Werkzeugkisten, Schweiß- und Schneidemaschinen und hundert weitere Posten zu kaufen. Vieles, wie die Nähmaschinen, überrascht bei einer Papierfabrik. Aber die Liste zeigt eben, was alles für eine Papierfabrik gebraucht wird. Und es wird noch viele weitere Auktionen, mit überraschenden Angeboten, geben. Es muss ja alles raus. Aktuell mitbieten kann man bei der Laborausstattung. Da ist etwa ein „CEW Labwave 9000 Mikrowellen-Feuchtigkeits-/Feststoffanalysator im Angebot. Am Freitag lag der Preis bei 110 Euro.
Ist die Auktion was für Schnäppchenjäger?
Ja klar. Aber der Bedarf für einen Mikrowellen-Feuchtigkeitsanalysator ist übersichtlich. Dechow wirbt damit, dass seine Kunden weltweit am Bildschirm sitzen und die Auktionen verfolgen. Und es mag ja sein, dass just in diesem Augenblick ein Labor in Australien einen Mikrowellen-Feuchtigkeitsanalysator braucht. Da kommt das Angebot aus Bergisch Gladbach gerade recht.
Und gibt es Schnäppchen für Otto Normalverbraucher?
Auch. Bei der Ausschreibung zum Labor werden zum Beispiel auch Büromöbel angeboten. Marken-Schreibtische für über 100 Euro, aber auch einfache Schreibtische für einen Euro oder Klappleitern für fünf Euro. Es ist erstaunlich, wie kleinteilig der Verkauf organisiert wird. Aber Kleinvieh macht offensichtlich auch Mist und spült Geld in die Kasse des Insolvenzverwalters. Die großen Posten – bis hin zur Papiermaschine – werden nicht online verkauft, sondern über ein Ausschreibungsverfahren. Das Schraubenlager soll auch en bloc verkauft werden. In eineinhalb Jahren, so der Plan von Dechow, soll Zanders komplett geräumt sein und die Hallen stehen dann der Stadt besenrein zur Verfügung.
Ist das realistisch?
Zuletzt hat noch Gladbachs Bürgermeister Frank Stein diesen Fahrplan wiederholt. Die Stadt will dann in dieser Zeit ihre Hausaufgaben gemacht haben und einen Entwicklungsplan für das gesamte Gelände vorlegen. Ein holländisches Büro ist beauftragt worden, den Prozess für die Erstellung des Plans zu organisieren. Einige Eckpunkte sind klar. Es wird zum Beispiel weitere Bürgerbeteiligungen geben. Aber ganz wichtig: Bis zur Ausarbeitung dieses Gesamtplanes wird auf dem Zanders-Gelände nichts geschehen.
Warum ist diese Feststellung denn so wichtig?
Es leuchtet ein, dass ein Gesamtplan nur Sinn macht, wenn er tatsächlich das gesamte Areal im Auge hat. Wenn jetzt Teile herausgebrochen werden, hat das zwangsläufig Auswirkungen für die Nutzung der Restfläche – die Planungen sind dann nicht mehr frei und müssen auf die Nutzung der Teilfläche Rücksicht nehmen. Ganz aktuell gibt es das Problem mit einem Standort für eine neue Grundschule.
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Da können sich viele in der Verwaltung einen Platz im südlichen Teil von Zanders vorstellen. Sich jetzt aber schon jetzt darauf festzulegen, widerspricht der beschriebenen Logik einer Gesamtplanung – vielleicht stellt sich ja heraus, dass andere Nutzungen in diesem Bereich wichtiger sind. Und Anfragen von kommerzieller Seite für die Grundstücke gibt es bei der Stadt fast täglich. Alle werden im Augenblick vertröstet.
Apropos trösten. Nehmen denn viele ehemaligen Zandrianer an den Versteigerungen teil? Sie könnten ja einiges aus sentimentalen Gründen kaufen wollen.
Der ehemalige Zanders-Betriebsratsvorsitzende Taner Durdu winkt ab. „Die Belegschaft hat null Interesse. Den Ausverkauf mit anzusehen, tut einfach weh“, sagt er. Der Verwerter Dechow hatte nach der Inventarisierung ebenfalls festgestellt, dass erstaunlich wenig aus dem Werk mitgenommen worden sei, als das Ende beschlossene Sache war. Das sei in anderen Werken ganz anders gewesen. Da hätten sich die ehemals Beschäftigen reichlich bedient.