Zittern bis zur EröffnungRhein-Berg-Galerie feiert zehnjähriges Bestehen
- Aus der Bergisch Gladbacher Innenstadt ist die Rhein-Berg-Galerie nicht mehr wegzudenken.
- In diesem Jahr wird ihr zehnjähriges Bestehen gefeiert.
- Projektentwickler Herbert Krämer erinnert sich an das Zittern vor der Eröffnung.
Bergisch Gladbach – Die Rhein-Berg-Galerie ist aus der Innenstadt nicht mehr wegzudenken – dabei ist sie noch gar nicht so alt. In diesem Jahr wird das zehnjährige Bestehen gefeiert.
Im Jahr 2005 war die untere Hauptstraße ein absoluter Schandfleck. Politik und Bürgerschaft wünschte sich sehnlichst eine Änderung. Aber das Areal gehörte verschiedene Parteien, deren wirtschaftlich Interessen nicht unter einen Hut zu bringen waren. Bei diesem Immobilien-Monopoly trat Herbert Krämer und seine Firma HKM auf den Plan. Mit der IKB-Bank im Rücken sollte der kordische Knoten dadurch zerschlagen werden, dass alle Grundstücke in eine Hand kommen.
Durchbruch mit kompliziertem Dreiecksvertrag
Eine Verhandlungsrunde jagte die andere und immer wieder sah es so aus, als wenn Krämers großer Plan doch noch scheiterte. Ende 2005 wurde ein komplizierter Dreiecksvertrag zwischen dem Immobilienbesitzer Michael Hahn, HKM und der Stadt Bergisch Gladbach geschlossen. Dieser Vertrag war der Durchbruch für die Rhein-Berg-Galerie, denn mit ihm wurden die Grundstücksfragen geklärt.
Was dann folgte, war im Vergleich zu diesem Vorspiel fast schon langweilig: Das Konzept der Galerie wurde immer wieder in Frage gestellt und die Baukosten stiegen. Dann aber gab es noch einmal große Aufregung, denn die IKB-Bank geriet in eine existenzbedrohende Krise. Die hatte nichts mit der Finanzierung der Rhein-Berg-Galerie zu tun, sondern war das Ergebnis der Spekulationen auf dem amerikanischen Immobilienmarkt. Der Staat musste einspringen und die Bank mit einer Milliardensumme retten.
2010 an jetzigen Eigentümer, die Sparkasse, verkauft
Dennoch zog die Bank das Projekt durch. Erst kurz vor der Eröffnung wurde das Einkaufszentrum von der IKB-Bank an eine niederländische Finanzgruppe verkauft. 2010 wurde das Center an die Deka Immobilien GmbH, die zur Sparkasse-Finanzgruppe gehört, verkauft. Sie ist bis heute der Eigentümer. Als Kaufpreis wurden 63 Millionen Euro genannt. Branchenexperten gehen davon aus, dass die tatsächlichen Entstehungskosten für die Rhein-Berg-Galerie wesentlich höher lagen.
Mit seinen rund 12 500 Quadratmeter Verkaufsfläche, verteilt auf drei Ebenen, ist die Rhein-Berg-Galerie ein vergleichsweise kleines Einkaufscenter. Zum Vergleich: Die Köln- Arcaden sind mit 27 000 Quadratmeter Verkaufsfläche mehr als doppelt so groß.
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Für den damalige Bürgermeister Klaus Orth (SPD) war die Rhein-Berg-Galerie der entscheidende Schlüssel für Attraktivierung der Innenstadt. Dahinter stand auch sein klares Bekenntnis zur Innenstadt als Zentrum von Bergisch Gladbach. Bensberg war in diesem Konzept nicht mehr gleichberechtigt, sondern ein Nebenzentrum. Die Verhandlungen für die Stadt führte der heutige Co-Dezernet Bernd Martmann. Mit der Rhein-Berg-Galerie wurden Fakten für die Stadtentwicklung auf Jahrzehnte geschaffen.
Interview mit Projektentwickler Herbert Krämer
„Hoffentlich gibt es in Zehn Jahren noch eine intakte Innenstadt“
Mit dem Projektentwickler und „Vater“ der Rhein-Berg Galerie sprach Matthias Niewels.
Herr Krämer, vor zehn Jahren wurde die Rhein-Berg Galerie eröffnet. War es der Beginn einer Erfolgsgeschichte?
Krämer: Zunächst einmal war der Bau ein großer Erfolg. Die Realisierung stand immer wieder auf der Kippe, bevor es uns gelang sämtliche Grundstücke zu erwerben. Und für Bergisch Gladbach war und ist die Rhein-Berg Galerie ein absoluter Glücksfall. Wir konnten mehr als 40 neue Mieter für die Stadt gewinnen.
Weil es gelang, die Gladbacher Innenstadt zu vitalisieren? So haben Sie sich jedenfalls 2009 ausgedrückt.
Das Konzept, die Einkaufszentren wieder in die Innenstadt zu führen, hat in Bergisch Gladbach funktioniert. Stellen Sie sich die Innenstadt doch einmal ohne die Galerie vor! Die Menschen vergessen sehr schnell, wie es dort einmal ausgesehen hat. Wer kann sich noch an die Brandruinen erinnern!
War es auch für Investoren eine Erfolgsgeschichte?
Ich würde es so formulieren: Mit der Rhein-Berg Galerie wird Geld verdient. Allerdings hat sich die gesamte Welt des Einzelhandels deutlich verändert. Heute muss ein Einkaufscenter die Aufenthaltsqualität mit attraktiven Gastronomieangeboten steigern und den Wünschen der Mieter viel stärker entgegenkommen. Ansonsten droht Leerstand.
Sie meinen bei den Mietpreisen?
Klar, die Miete ist der wichtigste Hebel. Schauen Sie sich den Textilmarkt an. Den Ketten geht es schlecht. Das ist teilweise selbst verschuldet, weil viel zu viele Läden eröffnet wurden. Im Ausland und an Flughäfen zum Beispiel. Aber vor allem trifft die Textiler, wie alle Einzelhändler, die Konkurrenz aus dem Internet. Die Umsatzrückgänge sind dramatisch und ein Ende ist nicht in Sicht.
Sie haben sich mit ihrer Firma komplett aus dem Bau, der Vermarktung und der Betreuung von Einkaufszentren zurückgezogen?
Im Grunde ist das so, ja. Das Geschäftsmodell für den stationären Einzelhandel funktioniert nicht mehr. Wir arbeiten an Standorten für große Fachmärkte, für Hotels und generell bei der Immobilienentwicklung. Heute wäre es absolut ausgeschlossen, ein Projekt wie die Rhein-Berg-Galerie zu realisieren. Und auch damals schon ist es uns in letzter Sekunde gelungen.
In Bensberg wird gerade ein kleines Einkaufszentrum eröffnet. Es gibt also Gegenbeispiele.
Was in Bensberg entsteht, ist kein klassisches Einkaufscenter. Dafür ist es viel zu klein und für den täglichen Bedarf konzipiert. Aber ich gebe Ihnen gerne Recht, dass es natürlich immer Ausnahmen von der Regel gibt. Das ändert aber leider nichts an dem generellen Trend. Wenn wir uns in zehn Jahren zusammensetzen, kann Bergisch Gladbach froh sein, wenn es noch über eine intakte Innenstadt verfügt. Es wird schwer werden. Dabei hat Gladbach mit der Rhein-Berg-Galerie, im Vergleich zu anderen Städten noch gute Voraussetzungen. Wir leben in einer prosperierenden Region.
Die Bergisch Gladbacher wissen demnach gar nicht, wie gut sie es haben?
Das haben Sie gesagt – aber ich würde es unterschreiben.