Zuhause für GeflüchteteNeubau in Bergisch Gladbach ist noch zu wenig
Bergisch Gladbach – Wenn sich ein Bauherr finden lässt, der für Menschen in Not bezahlbaren Wohnraum schafft, dann ist das eine gute Nachricht. Der Stadt Bergisch Gladbach ist dies gelungen. In Heidkamp soll ein Haus mit 36 Einzelappartements gebaut werden zur Unterbringung von Geflüchteten und wohnungslosen Menschen. Das Neubauprojekt wird aber nur kurz für etwas Entspannung sorgen. Die Nachfrage nach Sozialwohnungen wird weiterhin stark steigen.
Die Bauarbeiten für das dreigeschossige Gebäude an der Richard-Seiffert-Straße haben noch nicht begonnen. „Es ist aber damit zu rechnen, dass der Bauantrag bald gestellt werden kann“, berichtet Stadtsprecher Martin Rölen. Es sind 34 bis 37 Quadratmeter große Wohnungen für Einzelpersonen geplant, zudem sind noch 70 Quadratmeter für Betreuung und Büro eines sozialen Trägers vor Ort vorgesehen. Ziel sei es „den Menschen zu helfen, Struktur in ihr Leben zu bekommen und sich in die Gesellschaft zu integrieren“, heißt es in dem Beschluss des Stadtrats vom vergangenen Dezember. Wer in das Haus in Heidkamp einziehen soll, ist noch nicht entschieden. „Die konzeptionellen Überlegungen sind noch nicht abgeschlossen“ , sagt Rölen. Der Bauherr, dem das Grundstück gehört, errichtet das Haus mit Fördermitteln des sozialen Wohnungsbaus. Die Stadt Bergisch Gladbach tritt als Hauptmieter des Objekts auf, um an Wohnungssuchende mit Wohnberechtigungsschein weiterzuvermieten.
Aktuell leben in der Stadt rund 900 Menschen in städtischen Unterkünften, darunter 109 Wohnungslose und immer noch 750 Geflüchtete. Für Letztere ist die Not- zur Dauerunterkunft geworden. „Auch nach ihrer Anerkennung habe sie es sehr schwer, auf dem freien Wohnungsmarkt eine eigene Wohnung zu finden“, sagt Bibi Opiela von der Initiative Willkommen in Refrath und Frankenforst. Außerdem vertritt sie die CDU im Integrationsrat, wo das Heidkamper Bauprojekt in der vergangenen Woche vorgestellt worden ist: „Erstmal sind wir natürlich froh, dass ein Bauherr überhaupt ein solches Angebot macht.“ Es gebe aber noch viele offene Fragen.
Auch Stadt sieht steigenden Bedarf
Opiela selbst habe Zweifel, ob betreutes Wohnen für Geflüchtete die richtige Wohnform sei: „Wenn sie ein abgeschlossenes Asylverfahren und noch dazu einen Job haben, müssen sie eigentlich in ein normales Leben starten können.“ Die Heime könnten längst verlassen werden – wenn es denn Wohnungen gebe. Stattdessen müssten die Geflüchteten wie etwa in der städtischen Unterkunft Senefelderstraße hohe Mieten von über 500 Euro für ein Zimmer bezahlen und sich Sanitärräume und Küchen mit fremden Menschen teilen.
Mietkosten
Die Höhe der Kaltmiete, die die Stadt an den Eigentümer des Wohnhauses in Heidkamp entrichtet, schätzt die Stadtverwaltung auf rund 100 700 Euro pro Jahr. Dazu kommen noch die Betriebskosten, die zum jetzigen Planungsstadium noch nicht benannt werden können. Auf der Ertragsseite sind Mieteinnahmen zu erwarten, die in ihrer Höhe von der jeweiligen Einkommenssituation der Bewohner abhängig sind. Die Verwaltung erwartet eine Refinanzierung von 70 Prozent der Kosten. Für die Wohnungen bestehe eine Mietpreisbindung. Zur konzeptionellen Ausgestaltung des Wohnprojekts kündigt die Verwaltung noch eine eigene Vorlage an, aus der dann auch hervorgeht, wie teuer die Wohnungen inklusive der Kosten für betreutes Wohnen sein werden. (ub)
Auch die Stadt sieht in den nächsten Jahren einen steigenden Bedarf an Sozialwohnungen. Denn die Unterkunft an der Jakobstraße mit rund 100 Plätzen soll demnächst zugunsten einer neuen Kindertagesstätte aufgegeben werden. Das städtische Grundstück liegt mitten in einem geplanten neuen Wohngebiet. „Wie und wann die Unterkunft zugemacht werden kann, ist noch nicht festgelegt“, sagt Rölen. Die Offenlage des Bebauungsplans sei für die zweite Jahreshälfte 2021 vorgesehen.In der größten Gemeinschaftsunterkunft der Stadt an der Senefelderstraße werden die Menschen dann kaum untergebracht werden können: Von 88 Plätzen sind aktuell 78 belegt.
Das könnte Sie auch interessieren:
Mit Sorge betrachten Opiela und ihre Kollegen im Integrationsrat auch, dass Ende dieses Jahres drei Häuser in Paffrath geräumt werden müssen. Die Rheinisch-Bergische Siedlungsgesellschaft hatte die Gebäude vorübergehend der Stadt zur Unterbringung von Flüchtlingen überlassen, bis sie abgerissen und durch Neubauten ersetzt werden. Für Opiela stellt sich die große Frage: „Wo und wie wollen wir mehr Wohnraum für Geflüchtete und andere Wohnungslose schaffen?“ Derzeit bewohnen 51 Personen die Häuser in Paffrath.