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Corona in Rhein-BergSo ist die Luftfilter-Situation an den Schulen im Kreis

Lesezeit 7 Minuten
Entlüftungsanlage selbstgebaut 310821

Selbstgebaute Entlüftungsanlagen im Schulzentrum Cyriax in Overath.

Rhein-Berg – Mit steigenden Infektionszahlen in besonders jüngeren Altersgruppen fragen sich Eltern und Schüler, welche Vorsichtsmaßnahmen die Schulen treffen. Schon lange im Gespräch: Luftfilter. Wir geben einen Überblick über die Schulen im Rheinisch-Bergischen Kreis.

Bergisch Gladbach: Förderverein will Entkeimungsgeräte selbst anschaffen, aber die Stadt erlaubt es nicht

Wie dringend der Wunsch an den Schulen nach mehr Sicherheit in der Corona-Pandemie ist, zeigt der Vorstoß des Fördervereins der Grundschule Kippekausen. Der Förderverein möchte auf eigene Kosten Luftfilter anschaffen, scheitert aber bisher an den rechtlichen Vorgaben. Das Projekt hängt in der Luft.

„Wir sind in großer Sorge, was der Herbst mit der Delta-Variante für die Grundschüler bedeutet“, sagt Antje Behma, stellvertretende Vorsitzende des Fördervereins der GGS Kippekausen, „für uns Eltern ist es sehr frustrierend zu beobachten, dass Luftreinigungsgeräte in Museen oder Restaurants Standard sind, aber in den Schulen tut sich nichts.“

Deshalb möchte der Förderverein selbst etwas bewegen, aber bisher gibt die Stadtverwaltung keine Erlaubnis. „Wir haben vor, mit Hilfe von Sponsoren in alle acht Klassenräume Luftreinigungsgeräte zu stellen“, berichtet Antje Behma, „aber wir erhielten die ernüchternde Absage, dass wir als Förderverein nicht befugt sind, selbst etwas anzuschaffen.“ Das persönliche Vorsprechen des Vorstands in der Sprechstunde des Bürgermeisters sorgte dann zumindest für einen Lichtblick.

Die Fachfirma, mit der der Förderverein in Kontakt steht, hat angeboten, zwei Klassenräume probeweise mit UV-C-Lichtröhren-Geräten auszustatten, um die Wirksamkeit mit Messungen zu bestätigen. Diese Technik wird in Operationssälen zur Entkeimung eingesetzt: „Für dieses Experiment haben wir bisher noch keine Absage von der Stadt bekommen“, erzählt Antje Behma, die Firma sei dabei, der städtischen Fachabteilung technische Daten der Geräten zu übermitteln.

Sonja Frohleiks, Schulleiterin der GGS Kippekausen, unterstützt die Eigeninitiative des Fördervereins ausdrücklich: „Mich hat überzeugt, dass die mobilen Geräte hier vor Ort getestet werden können.“ Funktionierten sie, seien sie neben Stoßlüften eine gute Strategie, um Schüler vor Infektionen und damit vor Quarantäne zu bewahren. Frohleiks, sie leitet auch kommissarisch die KGS In der Auen, berichtet, dass sie dort gerade erst eine ganze vierte Klasse in Quarantäne habe schicken müssen.

Auch andere Schulen drängen seit dem vergangenen Herbst auf die Anschaffung der Reiniger, bestätigt die Stadtverwaltung, aktuell liege eine Anfrage aus dem Stadtteil Hand vor. „Aber die technischen Anforderungen an die Geräte sind hoch und müssen erfüllt werden“, betont Stadtsprecherin Marion Linnenbrink. Nach einer ersten Einschätzung der zuständigen Fachabteilung seien die vom Förderverein Kippekausen vorgeschlagenen Luftentkeimer zu laut. Es fehle zudem die notwendige Volumenstromleistung.

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Die Politik hat, wie berichtet, mit großer Mehrheit per Dringlichkeitsbeschluss entschieden, Luftfilteranlagen für 20 Grundschulen und zwölf weiterführenden Schulen zu kaufen. Ziel sei es die Schüler unter zwölf Jahren besser zu schützen, da sie momentan keine Möglichkeit haben, sich impfen zu lassen. In einem ersten Schritt sollen testweise 150 Geräte angeschafft werden. Aber wann sie in Betrieb gehen können, ist unklar. „Die Frage zu beantworten, wäre unseriös“, sagt Marion Linnenbrink.

Das Ausschreibeverfahren werde derzeit bearbeitet. Liege dann ein Angebot vor, müssten die Geräte verfügbar sein, sagt Linnenbrink, ein Hinweis darauf, dass aufgrund großer Nachfrage Anbieter lange Lieferzeiten haben könnten.

Die Investition in die Luftfilter geht in Bergisch Gladbach allein zu Lasten des städtischen Haushalts. In der Regel kostet laut Verwaltung ein mobiles Raumluftgerät zwischen 4500 und 6000 Euro. Die Förderprogramme von Bund und Land seien nicht anwendbar, sie gelten nur für Klassenzimmer, die schlecht zu lüften sind. In solche Klassenzimmer hat die Stadt bereits im vergangenen Corona-Winter 50 Lüftungsgeräte reingestellt. Die neuen Geräte sollen in Klassenzimmern stehen, die gut gelüftet werden können.

Für das laufende Schuljahr werden die Geräte, die die Stadt anschaffen möchte, voraussichtlich keine Hilfe sein, befürchtet der Kippekausener Förderverein. „Bis es soweit ist, ist das Schuljahr vermutlich vorbei. Deshalb bleiben wir am Ball“, kündigt Antje Behma an.

Overath: Bald sollen die richtigen Lüftungsanlagen kommen

Auf die von Schülern und Lehrern selbst gebastelten Lüftungsanlagen, wie sie hier in einem Klassenraum des Paul-Klee-Gymnasiums zu sehen sind, will sich die Stadt Overath lieber nicht verlassen. In den vergangenen fünf bis sechs Wochen hat die Stadtverwaltung in allen Schulen und auch Kindertagesstätten den Bedarf an Luftfiltern ermittelt. Die Schulen hatten zuvor angemeldet, wie viele Geräte sie brauchen, dies wurde dann von Mitarbeitern der Stadt konkret überprüft.

Derzeit erstellt das Immobilienamt eine komplette Liste für alle anzuschaffenden Luftfilter. In der kommenden Woche soll die Liste fertig sein. Danach will die Stadt Overath die entsprechenden Förderanträge an das Land stellen. Laut Beigeordnetem Bernd Sassenhof können die Luftfilter mit maximal 4000 Euro pro Stück gefördert werden, einmalig gibt es 500 Euro zusätzlich für die Wartung.

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Noch ist unklar, wann die Förderzusage des Landes in Overath eintreffen wird und wie lange es dauert, bis die bestellten Lüftungsgeräte dann auch in der Stadt ankommen. Die Overather Stadtverwaltung hofft, dass das Verfahren zügig vorangeht und die Schülerinnen und Schüler in der Stadt dank der Lüftungsgeräte bald mit einer größeren Sicherheit im Klassenzimmer sitzen werden als in der Vergangenheit. (jer)

Odenthaler Schulen gehen in zweite Phase: Anschaffung weiterer Geräte geplant

Schon im Februar hatte die Gemeinde vom Land die Förderzusage für 40 mobile Lüftungsgeräte erhalten und die Apparate angeschafft, um die Raumluft in Klassenräumen des Schulzentrums zu verbessern. Damals sei es um Unterrichtsräume gegangen, die nicht auf andere Weise zu lüften seien, erklärte Schuldezernent Martin Stein. Nachdem man damals „das Maximum herausgeholt“ habe, bereitet man jetzt die zweite Phase vor.

Luftfilter Odenthal 310821

Im Schulzentrum Odenthal stehen auch in der Bücherei Luftfilter. Sie entfernen etwa 85 Prozent der belasteten Stoffe.

Nun geht es um Schulräume, die nicht ausreichend quer zu lüften sind. Die Inspektion habe den Bedarf für knapp 30 Geräte ergeben, so Stein. Neben dem Schulzentrum stehen auch Unterrichtsräume der Grundschule Eikamp und Umkleideräume der Grundschule Neschen auf der Liste. Die Grundschule in Blecher habe Interesse an zunächst nur einem Gerät angemeldet, so Schulleiterin Margit Jost. Man wolle erst testen, wie viel Lärm der Betrieb der Lüftungsanlage auslöse, erklärte sie.

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Denn die Geräte arbeiteten grundlegend anders als etwa die Filteranlage in der Turnhalle, die in der Lage sei, 85 Prozent aller belastenden Stoffe aus der Luft zu filtern. Glynis Dirla, stellvertretende Schulleiterin am Gymnasium, rechnet zeitnah mit der Lieferung weiterer Lüftungsgeräte. Die Gemeinde habe die Schule schnell und gut ausgestattet und unterstützt. (spe)

Rösrath hält keine Filter für erforderlich

Anders als die Kreisstadt wird die Stadt Rösrath keine Luftfilteranlagen für ihre Schulen anschaffen. Wie Bürgermeisterin Bondina Schulze (Grüne) am Montag auf Anfrage weiter sagte, habe eine Begehung sämtlicher Schulen in der Stadt ergeben, dass es lediglich in der Grundschule Hoffnungsthal einige Räume gebe, für die es mangels ausreichender natürlicher Lüftungsmöglichkeiten eine Förderung vom Land gebe. In den übrigen Rösrather Schulen bestehe dieses Lüftungsproblem nicht.

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Was die betroffenen Räume der Grundschule in Hoffnungsthal angehe, setze die Stadt im Übrigen auf Platz sparende UV-Lichtfilter unter der Raumdecke statt Geräten mitten im Klassenzimmer. Diese seien zudem wartungsärmer und weniger geräuschintensiv als die von der Stadt Bergisch Gladbach jetzt angepeilten mobilen Raumluftreinigungsgeräte. Aktuell warte die Stadt Rösrath die Anpassung der Förderrichtlinien des Landes ab. (sb)

Kürten: Erstmal abwarten und diskutieren

Seit April wird in Kürten über mehrere Anträge der SPD zu mobilen Lüftern diskutiert. Am Mittwoch im Hauptausschuss erneut: Die Gemeinde soll die Kosten ermitteln für das Mieten von Lüftern in Klassenräumen der bis 12-Jährigen (Herbst und Winter). In der Grundschule Dürscheid hat es einen einwöchigen Test mit einem Gerät gegeben (zum Thema Lüftergeräusche), ein zweiter Ein-Tages-Test folgt im September. Die Verwaltung betont, dass die neuen Richtlinien für Förderprogramme erst abgewartet werden sollten. Die Lüfter reduzierten das Ansteckungsrisiko nur in Kombination mit Abstand und Plexiglasscheiben zwischen den Schülern.

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Laut den Virologen werde sich auch jeder Nichtgeimpfte früher oder später mit dem Virus infizieren, heutige Grundschüler könnten mit den Luftfiltern demnach nicht vor Corona geschützt werden. Sie könnten sich überall anders anstecken. Die Förderprogramme ließen nicht erkennen, ob Lüfter tatsächlich angeschafft werden sollten und verdeutlichten, dass Bund und Land nicht von Lüftern überzeugt seien. Am „Aachener Tag der Luftqualität“ am 29. September gebe es neue Erkenntnisse. Solange solle gewartet werden. (cbt)