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Die klassische Gin-Gin-SituationVom Fernseh- zum Gin-Produzenten

Lesezeit 6 Minuten
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Nach 30 Jahren besucht Alexander von Eisenhart Rothe seine Heimat Bergisch Gladbach und erzählt, wie er vom TV- zum ausgezeichneten Gin-Produzenten wurde.

  1. Alexander von Eisenhart Rothe wuchs in Bergisch Gladbach auf.
  2. Mit seine Frau Luna und zwei Freunden gründete er 2015 „LAW“-Gin.
  3. Ob der ehemalige TV-Produzent damit glücklich ist, lesen sie hier.

Bergisch Gladbach – Vorsichtig gibt Alexander von Eisenhart Rothe die Eiswürfel ins Glas. Dann reibt er eine schmale Limettenschale präzise an den Glasrändern, die er anschließend dekorativ zu den Eiswürfeln hinzufügt. Es folgt die Hauptzutat: sein hausgemachter „LAW“-Gin, den der 50-Jährige schwungvoll auf die Eiswürfel gießt. Nun fehlt nur noch eins – der Tonic. Und der wird nicht einfach so darüber geschüttet. Dafür holt der Gin-Kenner einen langen, spiralförmigen Barlöffel, an dem er gekonnt das bittere Getränk ins Glas befördert.

Das Geheimnis: „Wenn man einen Gin-Tonic macht, muss man den Tonic genau so einschütten. Der Tonic vermischt sich besser mit dem Gin und die Kohlensäure bleibt besser erhalten“, erzählt er, während er das sich langsam füllende Glas beobachtet. Bei diesem Anblick fällt es schwer zu glauben, dass der Gin-Produzent mit Bergisch Gladbacher Wurzeln einmal etwas anderes gemacht hat, als sich seinem Lieblingsgetränk zu widmen.

Bergisch Gladbach ist komplett anders geworden

Dass er vor einigen Jahren mit Bastian Pastewka, bei dem ZDF-Format „Nicht Nachmachen!“ und in der Regie der Reality-Show „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ arbeitete – kaum mehr vorstellbar. Heute trifft er sich lieber mir Marcus Sauer, dem Barchef der Dalí-Bar im Bensberger Schlosshotel, um über „Rezepte zu philosophieren“ und seinen Gin an der Schloss-Bar einzuweihen. „Dass mein Gin hier angeboten wird, macht mich aus offensichtlichen Gründen besonders stolz“, erzählt der gebürtige Bergisch Gladbacher lächelnd.

Seit 30 Jahren war er nicht mehr auf einem längeren Besuch in seinem Heimatort. Nun hat ein besonderes Ereignis ihn wieder nach Gladbach verschlagen: sein Abiturtreffen zum 30. Jahrestag der Schulentlassung vom Nicolaus-Cusanus-Gymnasium. Bei der Gelegenheit, lässt er sich einen Spaziergang durch die Innenstadt nicht nehmen: „Bergisch Gladbach ist komplett anders geworden“, sagt er und erzählt kopfschüttelnd von seinen neuen Eindrücken: „Schon die ganze Verkehrsführung ist anders, plötzlich sind überall Kreisel, die es früher nicht gab.“

Ibiza zum neuen Zuhause geworden

Eins sei jedoch noch genauso geblieben wie damals, worüber er ziemlich froh ist: „Das Eiscafé Venecia gibt es noch. Da habe ich mir heute ein Spaghetti-Eis gegönnt, wie damals“, schwärmt er. Doch vor allem freut er sich auf das Wiedersehen mit Freunden und Familie. In Gladbach zu leben, kann sich von Eisenhart Rothe nicht mehr vorstellen. Zu sehr ist Ibiza zu seinem neuen Zuhause geworden.

Dort lebt er nun seit 13 Jahren mit seiner Frau Luna zusammen. Mit ihr und seinen zwei Freunden Wolfgang Lettner und Dirk Fahrenbruch gründete er vor vier Jahren auch „mehr oder minder aus Versehen“ den „LAW“-Gin. Was anfänglich nur für den Eigenbedarf gedacht war, entwickelte sich schnell zu seinem Hauptjob.

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„Alles fing kurz nach Silvester 2015 an“, erzählt von Eisenhart Rothe. Die Eheleute saßen mit ihren Freunden in einer Bar bei einem Glas Gin, dem Lieblingsgetränk der Gruppe, als sie Lust bekamen, einen eigenen Gin zumachen, der alle Aromen von Ibiza beinhaltet. „Es war im wahrsten Sinne des Wortes eine Schnapps-Idee“, scherzt von Eisenhart Rothe und macht es sich auf seinem Ledersitz gemütlich. Die Freunde nahmen die Herausforderung an. Einige Gin-Destillier-Versuche später entstand der erste leckere Gin der Gruppe.

„Eigentlich wäre die Geschichte mit unserem Gin hier zu Ende gewesen, doch dann ließ Wolfgang, der ein eigenes Restaurant und eine Bar auf Ibiza hat, seine Gäste auch probieren. Und sie fanden ihn alle super.“ Und da Ibiza nicht allzu groß sesprach sich der neue Gin-Geschmack schnell herum und die Einwohner wollten mehr davon. Das brachte die Freunde auf die Idee, es mit der Herstellung professioneller anzugehen: „Wir hatten uns damals zwei mögliche Szenarios überlegt: Entweder wir produzieren massenhaft Gin, alle lieben ihn und wir werden reich davon oder niemand will es und wir haben lebenslänglich Gin zum Trinken – beides fanden wir nicht so schlimm: Wir nannten es die klassische Gin-Gin-Situation“, erinnert sich der 50-Jährige.

Zutaten allesamt auf Ibiza angebaut

Das Besondere an seinem Gin sei die Zusammensetzung der Zutaten, die allesamt auf Ibiza angebaut und geerntet werden. KaktusFeigen, spanische Gurken, eine spezielle Wacholdersorte und die scharfen Pimientos de Padrón, die in Deutschland unter dem Namen „Bratpaprika“ bekannt sind. Manches davon baut von Eisenhart Rothe in seinem Garten selbst an, anderes erntet er bei Bauern oder in der freien Wildnis. Bei 30 Grad in einem Ganzkörper-Anzug - als Schutz vor den Stacheln - kann es schon mal warm werden: „Mehr als eine Stunde hält man es nicht aus“, berichtet er.

Auch die Ernte selbst macht es ihm nicht immer einfach: „Letzte Woche habe ich mir bei der Kaktus-Ernte einen Splitter an der Nase geholt, das sieht jetzt aus wie ein Pickel“, lacht er und zeigt auf den kleinen roten Punkt auf seiner Nase und dann auf die Bilder, die er mitgebracht hat, von saftigen Kaktus-Feigen und dem sperrigen Ernte-Feld. Doch für sein „Baby“, wie er gerne seinen Gin nennt, nehme er die Arbeit gerne in den Kauf, denn nur so entstehe ein waschechtes Ibiza-Produkt.

Gebrannt wird nach alter spanischer Tradition

Deswegen wird auch auf eine traditionelle Art gebraut: „In Spanien gibt es diese alte Brennertradition: gebraut wird in sogenannten Alambiks. Das sind ganz primitive Destillier-Kupfer-Apparate aus dem Mittelalter“, erklärt er und führt fort: „Heutzutage arbeitet keine Destillerie mehr damit, denn es ist viel zu aufwendig und die Technik veraltet. Wir haben uns aber gesagt: Wenn wir einen richtigen Ibiza-Gin brauen, dann nur so.“

Nach längerer Recherchearbeit fanden die Gründer in Nordspanien einige wenige galizische Winzer, die noch mit der Technik arbeiten. „Sie haben uns ihre Bauern-Tricks verraten“, so von Eisenhart Rothe. Dann fehlte nur noch der passende Name, der den Freunden schon „auf der Hand lag“: „LAW entstand nicht nur aufgrund von unseren Initialen. Er hat noch eine andere Bedeutung, nämlich „das Gesetz“, wie es im Englischen heißt. Es solle das ungeschriebene Gesetz von Ibiza repräsentieren: „Ad libitum“. Das bedeute so viel wie: „In Ibiza darf jeder sein und tun, was er möchte, solange er jedem anderen die Freiheit lässt, das gleiche zu tun“, so von Eisenhart Rothe.

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Seine TV-Kariere vermisst er nicht. „Ich habe damals für verschiedene Fernseh-Formate gearbeitet, sowohl als Produzent als auch als Regisseur. Lange Zeit war ich vor allem als Autor für das Format »Vox-Tours« um die ganze Welt gereist“, erinnert er sich. Doch auf Ibiza sei er mehr als glücklich. Mittlerweile gibt es den LAW-Gin auch in Deutschland, Belgien, Österreich, Norditalien und der Schweiz. „Das wollen wir noch ausbauen und bald nach Holland und Skandinavien exportieren“, berichtet er.

Prämiert als „Bester Gin Spaniens“

„Wir sind auch unglaublich stolz auf die zwölf Auszeichnungen, die wir mittlerweile bekommen haben“, darunter als „Bester Gin Spaniens“ bei den World Spirit Awards in New York und eine Goldmedaille bei den Gin-Awards in London. Aktuell freut sich das Gründerteam auf die neue Kooperation mit der Firma DIVERSA/Underberg als einen deutschen Importeur. So schaffte es auch der LAW-Gin in die Dalí-Bar des Grandhotel Schloss Bensberg. Das hätte er niemals geschafft, ohne ein Risiko einzugehen: „Man darf nie Angst haben, etwas Neues auszuprobieren. Das Schwierigste ist immer die Entscheidung zu treffen, etwas Bestimmtes zu tun, der Rest findet sich“ – davon ist er überzeugt.