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Gegen AerosoleSchüler des Paul-Klee-Gymnasium Overath bauten eigene Abluftanlage

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Über den Schülerpulten hängen die schirmähnlicen Gebilde, die die möglicherweise virenbelasteten Aerosole aus der Atemluft absaugen.

Overath – Es sieht ein wenig futuristisch aus im Englisch-Fachraum in der ersten Etage des Paul-Klee-Gymnasiums: Über den Tischen schweben schirmähnliche Gebilde, dazwischen ziehen sich Rohre an der Decke entlang und auf der Fensterseite hängt ein dickes Rohr, das zu einem Seitenfenster des Klassenraums führt. Und es rauscht im Raum, ein nicht sehr lautes, aber kontinuierlich vernehmbares Geräusch.

Das etwas seltsam wirkende Gebilde im Klassenraum ist etwas, auf das zahlreiche Schüler und Lehrer Dr. Daniel Schiffbauer stolz sind – zu Recht: Sie haben gemeinsam eine funktionierende Abluftanlage für das Klassenzimmer selbst gebaut, mit Materialien aus dem Baumarkt und nach Plänen des Max-Planck-Instituts.

Aufwendige Bauarbeiten

Die schirmartigen, selbst zusammengetackerten Gebilde über den Schülerplätzen saugen die gefährlichen Aerosole ab, über die Rohre an der Decke und seitlich am Fenster über das große Hauptrohr wird die Luft abgesaugt und durch den Ventilator vor dem Fenster nach draußen befördert. „Wir haben das schon mit Räucherstäbchen getestet“, schildert Schiffbauer, „die Anlage funktioniert.“

Die Schüler, darunter der Q 2-Physikgrundkurs und Schülerinnen und Schüler aus der Q 1, waren mit großem Engagement bei der Sache, auch wenn es anfangs nicht ganz einfach war, die benötigten Materialien in Baumärkten aufzustöbern und zu kaufen. Das Bauen der Abluftanlage selbst war auch nicht ganz einfach, schließlich mussten viele Schläuche verlegt und angeschlossen werden, für den Haupt-Abluftkanal wurde ein Skelett aus Kaninchendraht mit Folie bespannt. Die Schülerinnen und Schüler kamen mehr als einmal ins Schwitzen bei den komplizierten Bauarbeiten.

Auch die Stadt Overath handelte schnell und unbürokratisch, ersetzte eine Scheibe im Fenster durch eine Alu-Doppelplatte. In die wurde dann ein Loch gesägt, um die Abluft nach draußen zu leiten. Auch Stephan Hartmann vom Förderverein des Paul-Klee-Gymnasiums engagierte sich und war regelmäßig beim Bau der Anlage dabei.

Umbau anderer Räume soll folgen

Ein Glücksfall für das Projekt war die Förderung aus dem MINT-Programm, die die Beschaffung der nötigen Materialien natürlich sehr erleichterte. Übrig gebliebene Gelder sollen für weitere Abluft-Projekte eingesetzt werden, auch Daniel Schiffbauer und Stephan Hartmann stiften ihr Honorar, das sie als Dozenten aus dem MINT-Förderprogramm erhielten.

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Allerdings wird es in anderen Räumen der Schule nicht ganz so leicht werden, eine Abluftanlage einzubauen: Die Fenster in anderen Klassenräumen sind Schiebefenster, da muss erst eine Lösung her, wie man die Luft nach draußen leiten könnte. Doch Schiffbauer hofft, dass das Projekt für die Gesundheit von Schülern und Lehrkräften weitergehen kann – immerhin, sagt er, wisse man nun genau, wie es gehe. Zunächst aber sollen unter der Abluftanlage Abi-Klausuren geschrieben werden, mit deutlich geringerem Gesundheitsrisiko für die Abiturienten.