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PreisschockGladbacher Hausbesitzer sehen sich durch Gaspreise in der Schuldenfalle

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Im Oktober werden die ersten Rechnungen mit dem teuren Gas verschickt – die Preise werden sich mehr als verdoppeln.

Rhein-Berg – Die konkreten Zahlen für die Erhöhung beim Gas hat die Belkaw auf den Tisch gelegt: Es wird mehr als doppelt so teuer. Diese Dimension war angekündigt, aber nun liegen die Zahlen schwarz auf weiß vor. Und das hat dann doch eine andere Wirkung.

Zum Beispiel auf Peter Müller, Vorsitzender von Haus und Grund. „Ich mache mir große Sorgen um die finanzielle Situation von vielen Vermietern.“

Vermieter treten in Vorkasse

Haus und Grund hat über 6500 Mitglieder – private Häuslebesitzer, aber auch die Eigentümer von Miethäusern. Müller erinnert daran, dass diese Gruppe ihren Mietern die Gaskosten vorstreckt und mit der Jahresabrechnung dann ausgleicht. Diese Vorkasse-Situation drohe zu einer finanziellen Schuldenfalle zu werden.

Erstens könnten viele die verdoppelten Summen nicht mehr in Vorkasse aufbringen, und zweitens drohe, dass viele Mieter ihre Gasrechnungen nicht mehr bezahlen könnten. Für Müller sind Zahlungsausfälle die schon fast zwangsläufige Folge. „Alle denken jetzt an den einzelnen Endverbraucher, aber niemand hat die Situation der vielen kleinen, privaten Vermieter im Blick.“

Mieteinnahme stellten Teil der Altersvorsorg dar

Zwei Drittel der Mietwohnungen in Deutschland gehörten privaten Kleinvermietern – oftmals Rentner. Die Mieteinnahmen stellten einen Teil der Altersversorgung dar. Müller: „Wenn die pleitegehen, landen die Wohnungen bei Großkonzernen, die mit Mieten möglichst hohe Profite erzielen möchten.“

Der Vorsitzende von Haus und Grund fordert die Politik zum Handeln auf. In Richtung Berlin regt er an, die Regelungen der Schuldenbremse (keine Neuverschuldung des Staates) auszusetzen.

Die Grundsteuer soll nicht weiter erhöht werden

Und er hat in Richtung Kommunalpolitik Forderungen. So müsse von weiteren Erhöhungen der Grundsteuer abgesehen werden. Denn dadurch würden die Mieten zwangsläufig steigen. Dabei müsse es aktuell darum gehen, die Mieten im Griff zu behalten, damit die Mieter die erhöhten Gaspreise zahlen könnten.

Stadtwerke unter Druck

Sorge um die eigenen Finanzen

Stadtwerke sehen sich selbst angesichts der Preisexplosionen am Gasmarkt in Gefahr. Klar sei, dass sie an den Preiserhöhungen nichts verdienen würden. Als Grundversorger müssten sie die Versorgungssicherheit gewährleisten. Deshalb müsse schon jetzt das teure Gas für kommendes Jahr eingekauft werden. Das sei alternativlos. Wenn es dann bei den Endkunden zu massiven Zahlungsausfällen komme, würde das voll auf die eigene Finanzlage durchschlagen.

Und noch von einer anderen Seite droht Gefahr. Sollte das Gas im kommenden Jahr wieder billiger werden, könnten all jene, die sich nicht langfristig an einen Versorger gebunden haben, abspringen und zu einem preiswerten Anbieter wechseln. Belkaw und Co. würden so auf ihrem jetzt teuer eingekauften Gas sitzenbleiben. (nie)

„Nach meiner Meinung müssen die Kommunen gerade jetzt jeden Stein umdrehen, um die Nebenkosten zu senken.“ Gegen die hohen Gaspreise könne vor Ort nichts getan werden, aber beim Abwasser oder der Müllentsorgung gebe es Einsparmöglichkeiten. An diesen Schrauben müsse gedreht werden. „Einfach mit den Achseln zu zucken und weiter wie bisher zu machen, das geht gar nicht.“

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Der Städte- und Gemeindebund fordert Hilfen vom Bund. Denn auch in den öffentlichen Gebäuden müsse geheizt und das bezahlt werden. Darüber hinaus müssten die Kommunen die Nebenkosten der Hartz IV-Empfänger übernehmen. Auch da seien erhebliche Mehrbelastungen zu erwarten. Angemahnt werden von verschiedenen Seiten, Anreize für Hartz IV-Empfänger zu schaffen. Gasrechnungen dürften nicht als durchlaufender Posten verstanden werden, sondern es müsse auch dort versucht werden, Gas einzusparen.