- Eigentlich ist die Erddeponie Lüderich seit dem Jahreswechsel geschlossen.
- Trotzdem bemerkten Anlieger jüngst massive Erdbewegungen auf der Deponie. Täglich bis zu hundert Lastwagen steuerten die Deponie an.
- Jetzt hat der Kreis ein Versäumnis bei der Information im Umwelt- und Planungsausschuss eingeräumt und offene Fragen beantwortet.
Rhein-Berg – „Man darf die Geschichte der Deponie nicht vergessen“, mahnte CDU-Fraktionsvize Uwe Pakendorf, nachdem CDU und Grüne von der Kreisverwaltung Aufklärung über die jüngsten massiven Erdbewegungen auf der eigentlich seit dem Jahreswechsel geschlossenen Erddeponie Lüderich gefordert hatten.
Anlieger, die örtliche Bürgerinitiative und Politiker hatten mit Unverständnis und Ärger auf die täglich bis zu hundert Lastwagen reagiert, die jüngst wieder das Deponiegelände ansteuerten und dort abkippten.
Initiative will nach vorne sehen
Vor Ort könne man als Anlieger nicht unterscheiden, ob es sich dabei um Rekultivierungsarbeiten handele, wie Kreisverwaltung und Deponiebetreiber Avea beteuert hatten, oder die Einbringung neuen Abraums, so Pakendorf. Transparenz und das Vertrauen der Bevölkerung in die Beteiligten aber seien wichtig, um auch anderenorts im Kreisgebiet noch einmal eine Erddeponie „hinzubekommen“.
Der Bericht in der Umweltausschuss-Sitzung im März sei „zu kurz gefasst“ gewesen, räumte denn auch Umwelt- und Planungsdezernentin Elke Reichert ein und bedauerte, dass sie damals lediglich auf die Anlieferung weiteren Rekultivierungsbodens hingewiesen habe, ohne Mengen zu nennen. Bis jetzt seien das mehr als 36 000 Kubikmeter lose Masse gewesen, die eingebaut und verfestigt rund 29 000 Kubikmeter feste Masse ergäben, so dass noch 5600 Kubikmeter fehlten.
Zu hohe Aufschüttungen sollen verschwinden
Ursprünglich habe die Planung vorgesehen, die verschiedenen Schüttphasen der Erddeponie in den vergangenen Jahren Zug um Zug zu rekultivieren. Der dazu nötige Rekultivierungsboden sei aber lange Zeit nicht zu bekommen gewesen, begründete Reichert in einem detaillierten Bericht, warum teilweise Deponiematerial an anderen Stellen auf dem Deponiegelände zwischengelagert werden musste und erst nach Schließung der Deponie an die eigentlich vorgesehene Stelle verlagert werde.
Die von Bürgerinitiative und Politik kritisierten zu hohen Aufschüttungen würden noch verschwinden, wenn der Eingangsbereich der Deponie rekultiviert werde, so Reichert. Auch seien wegen des lange nicht verfügbaren Rekultivierungsbodens ältere Schüttphasen der Deponie teilweise erst jetzt mit dem Rekultivierungsboden überdeckt worden, der größtenteils von einer Großbaustelle am Bockenberg bei Bensberg stamme. Die Qualität des Bodens sei von zwei unabhängigen Gutachtern beim Laden am Bockenberg sowie auf der Deponie überprüft worden.
Die meisten Fragen sind beantwortet
Ihr Ziel sei es, so Dezernentin Reichert im Umwelt- und Planungsausschuss des Kreises, dass auch bei der Festlegung der Wanderwege, die nach der Rekultivierung über das Deponiegelände verlaufen sollen, Konsens mit allen Beteiligten erreicht werde – auch wenn dafür gegebenenfalls der zugrundeliegende Planfeststellungsbeschluss noch einmal geändert werden müsse.
Wenngleich der Sprecher der Bürgerinitiative im Ausschuss nicht nachvollziehen konnte, warum es offenbar so schwer war, Rekultivierungsboden zu bekommen, wo doch von Anfang an vorgesehen gewesen sei, dass die Deponie sukzessive rekultiviert werden müsse, so bemühte er sich doch, nach vorne zu schauen. Zwar sei die Deponielaufzeit durch die Arbeiten de facto um ein Jahr verlängert worden, er sei jedoch optimistisch, dass die Arbeiten dann auch zum Jahresende abgeschlossen seien.
„Die Steinenbrücker haben ein Vierteljahrhundert viel Last für den gesamten Kreis getragen“, sagte Landtagsabgeordneter und Kreistagsmitglied Rainer Deppe (CDU) und begrüßte, dass der Blick der Bürgerinitiative trotz der neuerlichen Irritationen nach vorne gerichtet sei.
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Die meisten Fragen seien beantwortet, konstatierten Uwe Pakendorf und Friedhelm Weiß (Grüne), wenngleich auch Wolfgang Reuschenbach (SPD) noch einmal daran erinnerte, dass noch 2019 statt von „Rekultivierungsboden“ im Kreis-Umweltausschuss von „Mutterboden“ die Rede war.
Paul Falk von der Bürgerinitiative präsentierte nach der Ausschusssitzung Sitzungsunterlagen des Kreises aus dem Jahr 2010, in denen es hieß, dass „praktisch der gesamte auf der Deponie abgelagerte Bodenaushub . . . kulturfähiger Boden im Sinne des Deponierechts sei“ und es keines besonderen Rekultivierungsbodens bedürfe. Gut möglich also, dass auch die jüngste Sitzung des Umwelt- und Planungsausschusses nicht die letzte war, auf der das Thema Erddeponie Lüderich diskutiert wurde . . .