Jobsuche in Corona-ZeitenDie Hürden auf dem Weg zur Ausbildung
- Die Corona-Pandemie versetzt viele Firmen in eine Krisenlage und erschwert Jugendlichen die Suche nach einer Ausbildungsstelle.
- Auch Menschen, die auf der Suche nach einem festen Job sind, haben es derzeit schwieriger.
- Besonders schlechte Karten haben Bewerber in Gastronomie und Reisewirtschaft.
Rhein-Berg – Weniger Ausbildungsplätze und Jobangebote sowie die Angst vieler Firmen vor der Insolvenz. Die Situation auf dem Arbeitsmarkt, auch im Rheinisch-Bergischen Kreis, hat sich durch die Corona-Pandemie stark verändert – eine große Herausforderung auch für Jobsuchende.
„Für alle, die gerade auf der Suche nach einer Ausbildungs- oder Arbeitsstelle sind, ist das eine sehr schwierige Situation“, sagt Regina Wallau, Pressesprecherin der Agentur für Arbeit in Bergisch Gladbach.
Corona-Krise wirft einiges durcheinander
Viele Arbeitgeber kämpften derzeit ums Überleben. An die Einstellung von neuen Auszubildenden sei da nicht zu denken, so Wallau. Auch für bereits eingestellte Auszubildende hat die Corona-Krise alles durcheinander geworfen. Eine Betreuung oder Einarbeitung ist schwierig. „Einen neuen Mitarbeiter im Home-Office einzuarbeiten, ist kaum möglich“, meint Wallau. Gestiegen sei zuletzt die Nachfrage nach Existenzgründerberatungen, berichtet Eva Babatz, Leiterin der Industrie- und Handelskammer (IHK) Geschäftsstelle Leverkusen/Rhein-Berg: „Die Krise sorgt für eine größere Bereitschaft, sich als Unternehmer selbstständig zu machen.“
In Branchen wie der Gastronomie und der Reisewirtschaft, die die Corona-Krise besonders getroffen hat, haben Bewerber aktuell besonders schlechte Karten. Besser sieht es dagegen in den Bereichen IT, Lager und Logistik, Handel, in der Pflege sowie bei Transportunternehmen aus. „Die Menschen bestellen zurzeit viel online. Die Transportunternehmen sind gerade sehr gefordert“, sagt Wallau.
Praktika werden abgesagt
Schwer hätten es vor allem Jugendliche, die sich noch in der Berufsorientierung befänden. Praktika, die eigentlich im Frühjahr in vielen Unternehmen starten sollten, mussten aufgrund der Corona-Pandemie wieder abgesagt werden. Bewerbungsgespräche wurden zum Teil als Videotelefonate ins Internet verlagert. „Ich glaube, das persönliche Vorstellungsgespräch bleibt dennoch das Mittel der Wahl, natürlich mit dem gebotenen Abstand. Nur so kann man Bewerber richtig kennenlernen“, meint Babatz.
„Wir werden noch lange mit dieser schwierigen Situation auf dem Arbeitsmarkt zu kämpfen haben“, wagt Wallau eine erste Prognose, denn: „Einige Unternehmen stehen kurz vor der Insolvenz, Auszubildende können womöglich ihre Ausbildungen nicht abschließen oder werden nicht übernommen. Sie kommen dann zusätzlich zu denen, die ebenfalls suchen, auf den Arbeitsmarkt. Das verbessert die Lage nicht wirklich und sorgt für zusätzliche Konkurrenz.“
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Auch in den Handwerksberufen ist jetzt eigentlich die Hochphase der Bewerberzeit. „Die derzeitige Situation zeigt uns sehr deutlich, die Dienstleistungen des Handwerks sind kundennah, dienen der Versorgung der Menschen und sind daher meist systemrelevant“, betont Marcus Otto, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Bergisches Land. Betriebe bräuchten auch in der Corona-Krise gezielte Wachstumsimpulse und Investitionsanreize.
Deshalb schlage der Zentralverband des Deutschen Handwerks für ausbildende Betriebe einen einmaligen Zuschuss vor, der sich an 75 Prozent einer Ausbildungsvergütung über einen Zeitraum von drei Monaten orientieren sollte. „Dies wäre ein motivierendes Signal in einer derzeit eher ungewissen Zeit und sicherlich ein Anreiz für die Betriebe“, so Otto. In der Region stehen derzeit 30 Ausbildungsberufe im Handwerk zur Verfügung.