Hinter der Abschaffung des Amts des rheinisch-bergischen Kreisdirektors steckt politisches Kalkül, meint unser Autor. Ein Kommentar.
KommentarDie Pläne zum Sturz von Rhein-Bergs Kreisdirektors zeigen politische Abgründe


CDU-Fraktionschef Johannes Dünner und Grünen-Fraktionsvorsitzende Ursula Ehren wollen die Hauptsatzung ändern, um den Posten des Kreisdirektors abzuschaffen.
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So springt man nicht mit jemandem um, der in turbulenten Zeiten die Kreisverwaltung zusammengehalten und die Krise nicht mit, sondern gegen das krisenverschärfende Verhalten des Landrats gemanagt hat. Dass CDU und Grüne mit ihrer Verwaltungsreform am Donnerstag im Kreistag das Amt des Kreisdirektors abschaffen und damit auch eine erneute Kandidatur von Amtsinhaber Dr. Erik Werdel verhindern wollen, ist menschlich ein Unding.
Aber auch strukturell bleiben die Beteiligten in der formalistischen Begründung ihres Antrags eine Antwort schuldig, warum der neue Allgemeine Vertreter, der jederzeit wieder abberufen und durch einen anderen ersetzt werden kann, ein besseres Gewicht an der Verwaltungsspitze sein sollte, als ein auf acht Jahre gewählter Kreisdirektor respektive eine Kreisdirektorin.
Kreistagsmehrheit scheint, Landrat für eigene Zwecke halten zu wollen
Sollte das Bedürfnis der Grünen, mehr Gewicht in der Verwaltungsspitze zu bekommen, der eigentliche Antrieb gewesen sein, dann ist bei der geplanten Besetzung des Allgemeinen Vertreters durch einen CDU-Dezernenten erstmal für sie nichts gewonnen. Und die CDU gibt ebenfalls ihren Langstreckenläufer auf. Also nur Verlierer durch einen menschlich nicht nachzuvollziehenden politischen Schachzug?
Nicht, wenn's eigentlich um etwas ganz anderes geht: nämlich Landrat Stephan Santelmann (CDU) den Rücken frei zu halten – auch für eine erneute Kandidatur 2025. Wie sagte gestern ein Politiker der Kreistagsmehrheit hinter vorgehaltener Hand? „Wir brauchen einen Landrat, der frei handeln kann, um unsere Ziele weiter durchzubringen.“ Sollte das der Antrieb sein, macht es das geplante Vorhaben menschlich noch schäbiger.