Kommentar zum Christmetten-VerbotWer gar nicht spricht, vertut Chancen unnötig
Bergisch Gladbach – Dass sich Bergisch Gladbachs Rathauschef vor seine Mitarbeitenden stellt und sie vor unzumutbaren Anforderungen schützt, ist gut und wichtig. Wie er in diesem Fall aber in vorauseilendem Aktionismus Unterstützung für einen Gottesdienst Hunderte Meter vor dem eigenen Strafraum abgeschmettert hat, ist nicht nur kommunikativ ein Desaster.
Da könnte in knapp einem Jahr an Heiligabend jemand benötigt werden, um unter anderem das Licht ein- und auszuschalten – und Bürgermeister Frank Stein hat am ersten Arbeitstag 2022 nichts Eiligeres zu tun, als das gegenüber den ehrenamtlichen Initiatoren schon mal präventiv auszuschließen? Das ist mehr als ungeschickt, zumal die Kirchengemeindemitglieder in beiden vergangenen Jahren nie kurzfristig, sondern stets mit langem Vorlauf auf die Stadt zugekommen waren.
Kirche hat sich bewegt, Stadt sollte Ehrenamt unterstützen
Oft müssen sich Kirchen den Vorwurf gefallen lassen, sich nicht zu bewegen. Viele neue Angebote während der Corona-Zeit zeigen jedoch, wo sich Kirche sehr wohl bewegt hat, auf Menschen zugeht, dort Angebote geschaffen hat, wo Menschen sind, wo sie gerne hingehen. Der Freiluft-Kreuzweg zu Ostern, an dem man Sorgen abladen konnte, war ebenso ein Beispiel dafür wie die durch Wohnsiedlungen rollende Krippe oder die Freiluft-Christmette im Stadion. Und das getragen von großem ehrenamtlichen Engagement.
Wenn die Stadt das Ehrenamt unterstützten möchte, wie auch Bürgermeister Stein das oft betont, könnte man dann nicht auch einen Mitarbeitenden für den Heiligabend-Einsatz frühzeitig auf freiwilliger Basis finden? Oder eine Regelung, in der die Ehrenamtler weitere Aufgaben übernehmen? Im Gespräch ließe sich bestimmt eine für alle Seiten passende Lösung finden. Wer aber gar nicht erst spricht, sondern gleich untersagt, hat solch eine Chance unnötigerweise bereits vorab vertan.