Kotfund in Bergisch GladbachMachen Wölfe den Königsforst jetzt zu ihrem Revier?
Bergisch Gladbach – Mit einem Kotfund aus dem Königsforst ist der erste Wolf auf Bergisch Gladbacher Stadtgebiet nachgewiesen wurden (wir berichteten).
Der Kot stammt wahrscheinlich nicht von jenem Wolf, der in der Nacht zum 19. Mai in Köln-Ehrenfeld gesichtet und von Überwachungskameras aufgenommen wurde. Davon geht der bergische Wolfsberater Dietmar Birkhahn aus.
Abstecher von Kölner Wolf in Gladbacher Königsforst unwahrscheinlich
„Wölfe würden notfalls sicher auch über Brücken gehen, notfalls auch den Rhein durchschwimmen, aber Köln ist so eine pulsierende Stadt und die Brücken sind so stark genutzt, dass ich einen Abstecher des Kölner Wolfs in den Königsforst für sehr unwahrscheinlich halte“, sagt Dietmar Birkhahn, der sich im Auftrag des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) mit dem Wolf in der Region befasst.
Zudem habe der im linksrheinischen Köln gesichtete Wolf die Stadt ja auch nach Norden wieder verlassen und sei auch dabei auf der linken Rheinseite geblieben, so Birkhahn.
Köln-Ehrenfeld: Gesichteter Wolf stammt aus Alpen-Population
Wie das Lanuv am Dienstag veröffentlichte ist mittlerweile sogar die Identität des linksrheinischen Kölner Wolfs geklärt. Nachdem er in der Folgenacht in der nördlichen Kölner Rheinaue vier Schafe gerissen hatte, konnte er anhand von dort zurückgelassenem Genmaterial als Wolf aus der sogenannten Alpenpopulation identifiziert werden.
Bereits im Februar 2020 war ein solcher Wolf aus den Schweizer, italienischen oder französischen Alpen auch in Rhein-Berg nachgewiesen worden. Damals war der Rüde GW 1559m in eine Fotofalle in Odenthal getappt, hatte danach an einem Wildtierkadaver gefressen und so DNA-Material zurückgelassen.
Wie das Lanuv jetzt mitteilte, war derselbe Wolf danach offenbar nach Niedersachsen weitergezogen, wo er am 15. Oktober 2020 im Landkreis Lüchow-Dannenberg erneut identifiziert wurde.
Herkunft des Wolfes vom Königsforst in Gladbach nicht mehr feststellbar
Es handelte sich also auch bei ihm um einen jener durchziehenden Wölfe, von denen Wolfsberater Dietmar Birkhahn auch nach dem Kotnachweis vom 29. April im Königsforst gesprochen hatte, den das Lanuv jetzt zweifelsfrei einem Wolf zuordnen konnte.
Welchem Tier genau, ließ sich mangels verwertbarem Genmaterial nicht feststellen. „Bei Regen zersetzt sich das sehr schnell“, erläutert Birkhahn.
Wolf könnte sich im Königsforst dauerhaft niederlassen
Bislang seien im Königsforst wie auch am 27. Juli 2019 auf der Wildbrücke über die A3 lediglich durchziehende männliche Tiere nachgewiesen worden, so der Wolfsberater: „Langfristig ist allerdings damit zu rechnen, dass sich der Wolf auch in bislang nicht besetzten Revieren wie dem Königsforst oder dem Wald bei Engelskirchen niederlässt.“
Die Reviere würden in der Regel die weiblichen Tiere aussuchen und dann auf den passenden Rüden warten, erläutert Birkhahn.
Derzeit, so der Wolfsberater, gebe es aber offenbar in Deutschland noch genug freie Reviere, so dass – aus Sicht des Wolfs – „weniger schöne“ Reviere frei blieben.
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Wölfe in Bergisch Gladbach?: „Einiges in Bewegung"
Aktuell gebe es keinen Hinweis darauf, dass sich Wölfe oder gar ein Rudel länger im Königsforst aufhielten, so Birkhahn. Allerdings sei im Wolfsgebiet „Oberbergisches Land“ rund um das Rudel bei Leuscheid an der Sieg derzeit „einiges in Bewegung“, so Birkhahn.
Deshalb werde man sich demnächst unter den Wolfsberatern in der Region auch noch einmal austauschen: „Irgendwas tut sich da gerade.“