Der Royal, der Breibach kannteWarum Prinz Philip einen Brief nach Kürten schickte
Kürten – Vor fünf Jahren schickte Prinz Philip einen Brief nach Kürten. Keine Kanzleipost, sondern persönliche Zeilen. Der Prinzgemahl, damals schon hochbetagt, schrieb an Christa Liedtke, die in einem Haus in der Nähe des Landgutes Breibachs wohnte. Es ging um den drohenden Abbruch des Gebäudes, das aus Sicht der Kreises nicht genehmigt war.
In ihrer Not hatte Christa Liedtke an Philip geschrieben, zum Buckingham-Palast nach London. Auf eine Reaktion hatte sie nicht gehofft. Aber Philip antwortete, auf Büttenpapier und mit königlichem Siegel. Leider könne er sich nicht einmischen in die deutsche Politik, bedauerte der Prinzgemahl. Aber er kenne Kürten und er kenne auch das Landgut im Weiler Breibach. Das war der Ort, in dem Philips Mutter Alice jedes Jahr ihre Sommerfrische verbrachte.
Auf Breibach sei sie von ihrer Nervenkrankheit genesen, sagt heute Kurt Peters, der das Landgut gemeinsam mit seiner Ehefrau Doris führt. Vom Brief des Prinzgemahls weiß auch er. „Das müssen Sie sich mal vorstellen, nach so vielen Jahren ist der Name Breibach bei Philip noch bekannt.“ Das zeige, wie eng die Verbindung der Royals ins Bergische gewesen sei.
Alice kam immer zur Sommerfrische. Seit 1936 reiste die Prinzessin mit ihrer Hofdame nach Kürten in das vornehme und luxuriöse Landgut Breibach, das erste Haus am Platz. Bis 1964 sind die Aufenthalte belegt, dem prominenten Gast muss es im Bergischen gut gefallen haben. Abseits der Fahrstraße nach Bergisch Gladbach gelegen, bot Breibach Erholung und Ruhe für die blaublütigen Gäste. Lange Spaziergänge gehörten zur Beschäftigung. In Bonn ließ sich Alice wegen einer Nervenkrankheit behandeln, von Kürten ist die Entfernung nicht all zu weit.
In späteren Jahren berichtete sie ihrem Sohn von ihren Aufenthalten in Breibach, vom Leben im Bergischen, von den Menschen, die ihr in Kürten begegneten. Philip, 1921 geboren und damals ein Heranwachsender, fand später Gefallen an einer gewissen Elizabeth. 1947 heiratete er die britische Thronfolgerin, die weitere Geschichte ist bekannt. Am Samstag, zur Trauerfeier, nimmt die Welt Abschied von Philip, dem Prinzgemahl. Und eine Lebensspur führt auch nach Kürten, zur Sommerfrische der Mutter.
Biographie
Alice von Battenberg kam 1885 in London zur Welt. 1904 heiratete sie Andreas von Griechenland, aus dieser Ehe ging unter anderem Prinz Philip hervor.
1922, nach der Niederlage des griechischen Heeres gegen die Türkei, musste die Familie Griechenland verlassen. Alice trennte sich von ihrem Ehemann und lebte in den folgenden Jahren verarmt in Paris. Seit 1930 wurde Alice wegen Schizophrenie behandelt. Im Weltkrieg half sie, Juden vor der Ermordung durch die Nazis zu retten. 1967 zog sie zu Prinz Philip. 1969 starb Alice, ihre letzte Ruhe fand sie zunächst in der Gruft der Windsors. Seit 1988 befindet sich ihr Grab in einer Kirche auf dem Ölberg in Jerusalem.
Vieles aus der Vergangenheit ist verweht, mittlerweile. Aber es gibt sie noch, die Erinnerungen an Alice. Vor einigen Jahren, als die jetzigen Eigentümer Doris und Kurt Peters auf dem Dachboden stöberten, fanden sie einen braunen Seekoffer. Neben vergilbten Fotos und Dokumenten fand sich auch ein Schreiben des Gemeindebürgermeisters.
Es datiert vom 27. November 1936 und fordert Alice auf, sich unverzüglich unter richtigem Namen auf dem Rathaus zu melden. Angereist war die Besucherin offenbar als eine „Komtess Hohenstein“. Aber ihr inkognito hatte sich schnell herumgesprochen, und auf dem Amt musste alles seine Ordnung haben. 1936 ist das erste Jahr, in dem der Aufenthalt der Prinzessin auf Breibach bekannt ist.
Eine Freundschaft entstand mit Reinhold und Hedwig Markwitz. Aus Duisburg kommend hatte Rechtsanwalt Markwitz, ein Sozialdemokrat, 1933 seine Anwaltskanzlei aufgeben müssen. In Breibach betrieb er die Pension, die für damalige Verhältnisse luxuriös ausgestattet gewesen sein muss, mit Zentralheizung, fließendem Wasser, Höhensonne und Holzfeuerkaminen.
Der besondere Gast, so erinnern sich Zeitzeugen, war wie eine Nonne in Grau gekleidet. Schleier und Haube trug Alice immer. Kindern steckte sie gerne ein Bonbon zu, in ihre Taschen seien immer welche gewesen. Sie wird als bescheiden, geistreich und kinderlieb beschrieben.
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Die Erinnerung an Breibach, sagt Kurt Peters, habe die Mutter an Philip, und Philip an seinen Sohn Charles weitergegeben. 1986, als der Enkel von Alice zum Deutschlandbesuch in Köln weilte, sei Charles in einem Flugzeug auch eine Runde über Landgut Breibach geflogen, berichtet Kurt Peters. Charles habe unbedingt sehen wollen, wo einst seine Großmutter die Sommermonate verbrachte und wo sie sich bei lieben Freunden von ihrer Nervenkrankheit erholte.