Der Fluchtpunkt Kürten hat keine Helfer, die die Geflüchteten in der neuen Unterkunft in Kürten-Broch unterstützen.
Für 60 MigrantenFluchtpunkt Kürten kritisiert Unterkunftspläne der Gemeinde
Im Juni kommen die Wohnmodule, 90 Migranten sollen auf einer Wiese in Kürten-Broch unterkommen. Das ist der Plan, den Kürtens Bürgermeister Willi Heider (parteilos) verfolgt. Im Fluchtpunkt Kürten, dem Zusammenschluss der Ehrenamtler in der Geflüchtetenhilfe, ist man über diese Entwicklung nicht begeistert.
„Wir vom Fluchtpunkt werden niemanden haben, der sich in Broch um die Bewohner kümmern kann“, sagt Birgit Oberkötter, Koordinatorin der Ehrenamtler. Es wird das erste Mal sein, dass der Fluchtpunkt eine kommunale Unterkunft nicht ehrenamtlich betreuen.
Die Initiative streckt die Waffen: Viele der engagierten Mitbürger seien in einem vorgerückten Alter, nicht jeder wolle unbegrenzt weitermachen, sagt Oberkötter. Auch persönliche Veränderungen gebe es natürlich. Die Zahl der Helfenden sei nicht sehr groß, und die zu leistenden Aufgaben würden immer größer.
Unterkunft ist zu groß
Eine schwierige Situation für den Fluchtpunkt und auch für die Kommune, die in den Unterkünften oft gemeinsam den Bewohnern halfen. Für den Fluchtpunkt sei die Wohnanlage in Broch auch deutlich zu groß, sagt Oberkötter. 40 Personen sollten nach Aussagen von Nicht-Regierungs-Organisationen die Obergrenze sein. Eine Integration der neuen Bewohner könne ohne Anbindung an einen Ort, wie in Broch geplant, nur schwer gelingen.
Ohne den Einsatz des Fluchtpunkts sind die Mitarbeitenden der Verwaltung stärker gefragt, also Hausmeister und Diplom-Sozialarbeiter. Bei den Hausmeistern stockt die Kommune von drei auf vier auf, zu den zwei Sozialarbeiterinnen soll sich noch eine dritte Person mit einer halben Stelle dazugesellen. „Mit der Schaffung von Infrastruktur allein ist es nicht getan“, findet die Koordinatorin des Fluchtpunkts.
Kürten: Eine Ehrenamtlerin für 60 Personen
Die Menschen müssten an die Hand genommen werden, damit sie sich in Deutschland zurechtfänden. „Der Standort in Broch wird vom Fluchtpunkt nicht gutgeheißt“, fasst Birgit Oberkötter zusammen. Für den in den nächsten Wochen in Betrieb genommenen Standort an der Jugendherberge in Kürten, 60 Plätze in Wohnmodulen, hat der Fluchtpunkt eine einzige Ehrenamtlerin als Unterstützerin gewinnen können.
„Bislang ist sie am Standort in Biesfeld am Schützenplatz im Einsatz.“ Nach Informationen des Fluchtpunkts sollen die Bewohner vom Schützenplatz Biesfeld auf den Platz an der ehemaligen Jugendherberge umziehen. Diese Ehrenamtlerin sei bereit, ihren Einsatz nach Kürten zu verlagern, sagt Oberkötter.
Die Helferin zieht mit um
Sollte die Anlage in Biesfeld jedoch anderenorts im Gemeindegebiet versetzt werden und die Wohnplätze bleiben, würde die Helferin an diesem neuen Standort mitarbeiten. Dann habe der Fluchtpunkt niemanden für die Bewohner der Unterkünfte an der Jugendherberge. Die Betreuung der Bewohner bleibe das wichtigste Thema bei der Zuwanderung, erklärt Oberkötter. Sie berichtet aus der angemieteten Unterkunft in Kürten-Schanze, einem großen Wohnhaus, in dem über 50 Personen wohnten.
„Im größten Zimmer leben sieben Personen aus sieben Nationalitäten, im zweitgrößten sechs Personen aus fünf Ländern.“ Dass dies zu Konflikten führen könne, sei nachvollziehbar. Hoffnung auf Besserung hat Oberkötter nicht. Die Kommune habe nun auch wieder Menschen im Gebäude Alte Schule in Eichhof unterbringen müssen, zwei Großfamilien lebten dort. Auch die Obdachlosenunterkunft am Halfenberg in Kürten werde teilweise für die Migranten genutzt.
Kürten: Weitere Unterkünfte geplant
Aus den afrikanischen Staaten und aus dem Nahen Osten kämen die meisten der Zugewanderten, zuletzt auch wieder verstärkt aus der Ukraine. Neben den Unterkünften in Broch und an der Jugendherberge plant die Verwaltung, im Ortsteil Spitze eine weitere Unterkunft für bis zu 60 Personen zu errichten. Die Wiese an der Bensberger Straße, unmittelbar vor dem Kreuzungsbereich, ist dafür ins Auge gefasst worden. Untersuchungen zum Standort sind bereits vor einigen Wochen angelaufen.
Während diese Standorte mit Modulbauten relativ zügig angegangen werden können, sind in allen Ortslagen feste Wohnhäuser für Zugewanderte geplant. Bislang ist öffentlich über die Planungen in Bechen (am alten Pastorat) und in Dürscheid (gegenüber dem Einkaufsmarkt, Richtung Miebach) diskutiert worden. In Bechen fand auch eine Bürgerversammlung statt, in der zahlreiche Bechener und die örtliche IG den Standort ablehnten. Für Dürscheid ist als Alternative auch noch eine Fläche am Ortseingang aus Spitze in der Debatte.
In welchen weiteren Ortslagen feste Wohnhäuser entstehen könnten, ist noch nicht politisch entschieden. Die Verwaltung plant mit einer Zeit von drei bis vier Jahren bis zur Fertigstellung. Die schnell zu bauenden Modulwohnungen dürfen bis zu sechs Jahre bleiben, dank planerischer Ausnahmegenehmigungen.