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„Sie wollen mich nicht impfen?“Wieso ein Kürtener am Impfzentrum abgewiesen wurde

Lesezeit 3 Minuten

Nach umfangreichen Recherchen hat Dieter Backhaus herausgefunden, was schiefgelaufen ist.

Rhein-Berg – „Wie bitte?! Sie wollen mich nicht impfen?“Am 13. September hat Dieter Backhaus zum ersten Mal das Corona-Impfzentrum in Bergisch Gladbach besucht. Er wollte sich impfen lassen. „Meine erste Impfdosis abholen“, sagt der Kürtener. Erwartungsfroh sei er ins Impfzentrum gegangen. Dann die unerwartete Wendung. Er durfte sich nicht impfen lassen.

Ein Mitarbeiter des Impfzentrums verweigerte ihm die Impfung. „»Sie sind bereits geimpft worden von uns« sagte er mir.“ Und zwar am 26. April und 7. Juni. Sogar das Europäische Impfdokument wurde ihm ausgehändigt, mit diesen Daten. Aber Dieter Backhaus schwört, dass er vor dem 13. September keinen Fuß ins Impfzentrum gesetzt hat. „Wie kann das sein?“, fragt er empört.

12.000 Kartons sichten, um Fehler zu finden

Auch nach einigen Wochen hat sich die Erregung nicht gänzlich gelegt bei dem Kürtener. Mittlerweile ist er zweimal geimpft worden gegen Corona, von seinem Hausarzt. Einen Antikörpertest hat er zuvor machen lassen, die Kosten von 14,90 Euro aus eigener Tasche bezahlt. „Natürlich sind keine Antikörper gegen das Coronavirus gefunden worden bei mir“, sagt er. Es habe ja auch keine Impfung gegeben. „Was ist da schiefgelaufen?“, fragt Backhaus. Schließlich bedeute eine Impfung auch, dass es eine Einverständniserklärung des Geimpften geben muss. „Ich habe im Impfzentrum keine Dokumente unterschrieben.“

Zuständig für die Abläufe in der bis Ende September geöffneten Einrichtung ist die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein. Der stellvertretende Pressesprecher Christopher Schneider bittet um mehrere Tage Recherchezeit. Schließlich seien die Dokumente bereits archiviert, es habe in NRW sechs Millionen Impfungen über die Impfzentren gegeben, 12.000 Kartons müssten gesichtet werden.

Termin abgesagt, aber scheinbar falsch verbucht

Nach Prüfung der fraglichen Datensätze meldet der Sprecher ein Ergebnis: Es sind keine Dokumente von Dieter Backhaus gefunden worden. Ein Telefongespräch zwischen einem Mitarbeiter der Buchungs-Hotline und der Ehefrau von Dieter Backhaus könnte der Auslöser gewesen sein, meint Schneider. Seinerzeit seien die Impftermine ins Buchungssystem eingetragen, dann aber aus Termingründen gecancelt worden.

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„In Summe gehen wir nach diesen intensiven Recherchen davon aus, dass es im Rahmen des Telefonates zu einer irrtümlichen Eingabe ins Datensystem gekommen ist in dessen Folge Herr Backhaus als Impfling für die besagten Tage registriert wurde. Daher war auch der Ausdruck der Zertifikate aus dem System möglich.“ Dass eine fremde Person in betrügerischer Absicht eine Impfung erhalten haben könnte, sei durch die nicht vorhandene Einverständniserklärung „nahezu ausgeschlossen“.

Der Sprecher: „Wir bedauern die entstandene Verunsicherung und entschuldigen uns bei Herrn Backhaus für die Unannehmlichkeiten.“ Weil Fremdgelder für die Krankenversicherung verwaltet würden, „ist eine Erstattung der Kosten für den Antikörper-Test leider nicht möglich.“