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Gelbe Tonne in KürtenÄnderung des Müllsystems frühestens 2022 möglich

Lesezeit 4 Minuten

Politisch ist die Rückkehr der gelben Tonne gewollt – aber schwer umsetzbar.

Kürten – Klar ist nach dem jüngsten Kürtener „Müll“-Beratungen nur, das nichts klar ist bei den Gelben Säcken und Gelben Tonnen. Nach CDU- und Grünen-Antrag soll die Bergische Wertstoff-Sammel GmbH (BWS) ein mögliches Klageverfahren gegen den zuständigen Vertreter des Dualen Systems für Kürten, Reclay Systems GmbH, prüfen. Reclay gilt in Kürten als Hauptverantwortlicher dafür, dass seit Januar ausschließlich Gelbe Säcke für Leichtverpackungen genutzt werden dürfen. Gelbe Tonnen werden nicht mehr abgeholt.

Kann die Gemeinde oder können die Ratsvertreter selbst entscheiden, Gelbe Tonnen wieder einzuführen?

Nein. Die Dualen Systeme (zuständig Reclay) schließen dafür einen Vertrag mit einem Entsorger ab. Für Kürten ist dies die Firma Neuenhaus. Das Unternehmen erfüllt lediglich den Auftrag, den es von Reclay bekommt: Gelbe Säcke abholen, Gelbe Tonnen stehenlassen.

Hat die Bergische Wertstoff Sammel-GmbH Einfluss auf den Vertrag?

Indirekt. Sie ist der Verhandlungsführer der Kommunen mit den Dualen Systemen. Die Geschäftsführerin der Muttergesellschaft Bergischer Abfall-Wirtschaftsverband (BAV) hat nach dem Kürtener Beschluss angekündigt, der BWS den Gesprächswunsch zu übermitteln.

Haben die Kürtener unmittelbar Einfluss als Gesellschafter?

Nein, weder im BAV noch in der BWS haben sie Anteile. Der BAV gehört je zur Hälfte den Kreisen Rhein-Berg und Oberberg. Die BWS ist eine GmbH mit zahlreichen kommunalen Gesellschaftern. Der BAV hält 46,44 Prozent, der Oberbergische Abfall- Sammel- und Transportverband Asto 22,32 Prozent. Dazu kommen Kleinbeteiligungen. Stadtwerke Rösrath und die Kommunen Lindlar, Nümbrecht, Morsbach, Odenthal, Overath und Wermelskirchen halten je 3,72 Prozent, die Avea Leverkusen (Entsorgungstochter von BAV und Stadt Leverkusen) 5,1 Prozent.

Wie lange läuft der bestehende Vertrag zwischen Reclay und Neuenhaus?

Bis 31. Dezember 2022. Gelbe Tonnen könnten mit einem neuen Vertrag frühestens ab Januar 2023 wieder zurückkommen.

Gibt es Hoffnung für die Gelben Tonnen?

Jetzt muss zunächst die rechtliche Prüfung abgewartet werden, die bei BAV und BWS anläuft. Bleibt dies ohne Erfolg soll die Gemeinde Kürten Klageaussichten prüfen.

Wie ist die Argumentation von Reclay?

Aus Sicht des Dualen Systems führt das Wiegen des Restmülls zu vermehrten Fehlwürfen bei den Leichtverpackungen, also den Gelben Tonnen und Gelben Säcken. Gelbe Tonnen seien dabei noch stärker problematisch als die Gelben Säcke, weil es beim Einladen der Säcke keine Kontrollmöglichkeit über das Gewicht gebe. Diese Argumentation zweifelt Kürten an.

Die Hürde ist für Reclay das Wiegen des Restmülls und des Biomülls. Das Wiegen habe für Fehlwürfe in den Gelben Tonnen gesorgt. Seit wann wird in Kürten der Restmüll gewogen?

Mitte der 1990er-Jahre brachte die SPD die Idee auf, die CDU unterstützte damals die Einführung.

Steht die SPD heute weiter hinter dem Wiegen?

Im Wahlprogramm findet sich die Forderung für ein „modernes, langfristig angelegtes Müllsystem“, das Müllvermeidung und ökologische Aspekte berücksichtigt.Die Kürtener sollen das bestmögliche Müllsystem haben. Aktuell sei dies das Wiegesystem. Die FDP steht auf der anderen Seite und argumentiert gegen das Wiegen. Ihr Antrag, eine Bürgerbefragung zum Wiegen durchzuführen, scheiterte zuletzt im Rat an Gegenstimmen von SPD und Grünen.

Könnte der Rat über eine Abschaffung des Wiegesystems entscheiden?

Ja, diese Hoheit hat der Beirat für Abfallentsorgung.

Sind die Kürtener Müllmengen tatsächlich anders als in anderen Orten?

Ja. Für das Jahr 2017 hat der BAV die Abfallmengen des Restmülls je Einwohner ermittelt. In Kürten waren es 83 Kilogramm, die niedrigste Menge der Kommunen in Rhein-Berg und Oberberg. Wiege-Unterstützer führen das auf eine konsequente Müllvermeidung zurück. Wiege-Gegner sagen hingegen, dass die Kürtener ihren Restmüll oft woanders entsorgen, unter anderem über Gelbe Säcke oder Gelbe Tonnen.

Gibt es auch Zahlen für die Leichtverpackungen?

2019 sammelte jeder Kürtener laut BWS 36,044 Kilogramm Leichtverpackungen. Der Mittelwert für 20 Kommunen aus Rhein-Berg und Oberberg liegt bei 29,933 Kilogramm.

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Auch das wird unterschiedlich ausgelegt: Die Dualen Systeme berichten von vielen absichtlichen Fehlwürfen wegen des Wiegens. Die Wiege-Befürworter sagen, die Mülltrennung funktioniere wegen des Wiegens besonders gut in Kürten.