Hygiene und Belegung: Das Kernteam des Fluchtpunkts Kürten wirft dem Bürgermeister Desinteresse vor.
„Verhältnisse drohen zu eskalieren“Fluchtpunkt Kürten schreibt Brandbrief an Bürgermeister
„Die Verhältnisse in den Unterkünften drohen zu eskalieren, da die hygienischen Bedingungen weit entfernt von anerkannten Standards sind. Die Belegungsdichte und Zusammensetzung bergen erheblichen Sprengstoff.“ Mit einem Brandbrief zur Flüchtlingssituation am Ort haben sich Leo Wulf und Vertreter aus dem Kernteam des Fluchtpunktes Kürten an Bürgermeister Willi Heider (parteilos) gewandt. Kopien des offenen Briefes gingen an die Ratsfraktionen und Bundestagsabgeordnete aus dem Kreis.
Die Helfer, die seit Jahren im Einsatz sind, um geflüchtete Menschen in Kürten zu unterstützen, fühlen sich zunehmend alleine gelassen. Zwar werde auf der Ebene der Sozialarbeiter und Hausmeister „Hervorragendes geleistet“, meint Wulf, doch in den oberen Verwaltungsetagen herrschten Desinteresse, Teilnahmslosigkeit, Ablehnung fast jeglicher Vorschläge und lückenhafte Kommunikation, so seine Kritik. „Die Flüchtlinge werden nur noch verwaltet und wir sind lästig, weil wir für Mindeststandards eintreten“, ärgert sich der Ehrenamtler. Dabei müsste das Thema Chefsache sein, findet er.
Kürten: Helfer kritisieren unhygienische Zustände
Die Helfer kritisieren unhygienische Zustände in den Unterkünften, bis hin zu Schimmelpilzen unter Tapeten und Böden sowie Baumängel. Besondere Sorgen macht den Beschwerdeführern das Thema Sicherheit: „Die Sicherheitslage in den Unterkünften wird ignoriert.“ Statt wenigstens sporadisch ohne Vorankündigung Kontrollen durchzuführen, „wird das Thema ausgesessen, bis es möglicherweise dramatisch eskaliert“, befürchtet Wulf.
So existiere in der Unterkunft in Schanze weder Putz- noch Sicherheitsdienst, die Leute seien sich weitgehend selbst überlassen. „Es müsste wenigstens punktuell kontrolliert werden, dass sich hier keine Fremdschläfer aufhalten.“
Durch den immer stärkeren Rückzug der Verwaltung finde „eine Erosion“ im Fluchtpunkt statt, bedauert Wulf: „Frust bis hin zur Aufgabe der Ehrenamtstätigkeit“, seien Folgen.
„Die Flüchtlingsunterbringung ist mit Chefsache“, widersprach Bürgermeister Willi Heider den Vorwürfen. Gemeinsam mit der Leiterin des Geschäftsbereichs Soziales, Monika Chimtschenko, sei er tätig. „Aber wir sind immer wieder im Krisenmodus und mittlerweile an den Grenzen der Belastbarkeit angelangt“, sagte der Verwaltungschef. „Es kommen tagtäglich neue Personen, die unterzubringen sind und wir wollen nicht wieder Turnhallen belegen“, erklärte Heider. Auch die Hausmeister seien überlastet, alle Mängel in den Unterkünften sofort zu beseitigten. „Das ist ein Riesenproblem.“
In den Unterkünften würden Kontrollen durchgeführt, die aber immer nur Momentaufnahmen seien, sagte Heider zum Aufenthalt von nicht gemeldeten Menschen in Unterkünften. „Um das Problem der Fremdschläfer zu unterbinden, müssten wir rund um die Uhr eine Security beauftragen.“ Vieles sei derzeit nicht mehr zu leisten. Über die Einrichtung eines Runden Tisches zum Thema habe die Politik noch nicht entschieden.