Mobilitätswoche eröffnetGladbacher Familien tauschen Autos gegen Lastenräder
Rhein-Berg – Den Autoschlüssel gegen ein Lastenrad eingetauscht: Darauf haben sich zwei Familien im Rahmen der europäischen Mobilitätswoche eingelassen. Ein Auftakt, der zeigte: Die diesjährige Veranstaltung dreht sich vorwiegend um nachhaltige Radmobilität.
Donnerstagvormittag war es so weit: Familie Rottländer und Familie Weber tauschten ihre Autoschlüssel gegen elektrische Lastenräder und ÖPNV-Tickets. Eine Woche lang fahren sie nun gar kein Auto. Mit diesem Experiment eröffnete die Stadt Bergisch Gladbach die europäische Mobilitätswoche.
Easy Bike-Radstation stellt Lastenrad
Die Familien freuen sich: „Für uns ist das fehlende Auto kein großer Verzicht, weil wir viel mit dem E-Bike so oder so schon erledigen“, sagte Stephan Rottländer. „Einkaufen ist dann aber doch anstrengend; dafür ist das Lastenrad geeigneter.“ Er und seine Frau Lise Rottländer haben eine einjährige Tochter, die vorne im Rad sitzen wird. „Für uns wäre es denkbar, ein Lastenrad zu kaufen“, so Stephan Rottländer weiter. „Deshalb freuen wir uns über die Chance, das jetzt erstmal eine Woche auszuprobieren.“ Mutter Susanne Weber ging es ähnlich: „Ich bin schon als Schülerin ganz viel Rad gefahren, nun fahre ich regelmäßig mit dem Rad nach Leverkusen, jetzt werde ich mit dem Lastenrad auch einkaufen“ Sie hatte sich mit Vater Frank und Sohn Tim für das Experiment beworben.
Eines der Lastenräder hat die Easy Bike-Radstation in Bergisch Gladbach gestellt; das andere kommt vom Kölner Lastenrad-Geschäft Cologne-Cargo Bike. Mit der Aktion wolle das Geschäft allerdings keine Werbung für sich machen, sondern eine für das Lastenrad: „Weniger CO2 , fußgängerfreundliche Straßen, das wollen wir“, so Geschäftsführer Dhyan Borghoff. „Die Stadt Köln hat zweimal eine Lastenradförderung für Privatpersonen ausgeschrieben, das hat viel verändert. Auf diese Weise haben wir Kunden aus allen Schichten bei uns.“ Er würde diese Förderung nach Kölner Vorbild landesweit begrüßen: „Es setzt einfach einen Impuls.“
Lastenradschau am Freitag
Einen Impuls setzte der Rheinisch-Bergische Kreis auch am Freitagnachmittag: Zu dieser Zeit konnten interessierte Menschen auf dem Gladbacher Marktplatz ein Lastenrad „probefahren“. Wie sie das Lastenrad für ihre Arbeit nutzen, stellten ebenfalls diverse örtliche Firmen und einige Vereine vor. Das Land NRW bezuschusst Lastenräder für Unternehmen und Vereine mit 30 Prozent; der Kreis legt eine Förderung von 20 Prozent oben drauf. „25 Unternehmen haben das bis jetzt bei uns in Anspruch genommen“, so Lara Wagner, Stadt- und Regionalplanerin beim Kreis. Damit habe die Stadt ein Viertel des Geldes aus dem Fördertopf investiert. Ob perspektivisch auch Privatpersonen einen Lastenrad-Kauf fördern lassen könnten, müsse die Politik noch diskutieren, so Umweltdezernentin Elke Reichert.
Das könnte Sie auch interessieren:
Eine weitere Möglichkeit, an ein Lastenrad zu kommen, stellte Ehrenamtler Johannes Thies aus Rösrath vor: „RöBike“ nennt sich ein freies Lastenrad, das Bürgerinnen und Bürger bis zu drei Tage am Stück kostenlos leihen können. Sie müssen sich nur zuvor auf der RöBike-Webseite eintragen. „Wir wollen eine Alternative zum Auto anbieten, in einer hügeligen Gegend“, sagte Thies. Auf lange Sicht sollen mehr Lastenräder in mehr Rhein-Berg-Kommunen zur Leihe zur Verfügung stehen. Das Projekt läuft spendenfinanziert.
Die europäische Mobilitätswoche im Kreis Rhein-Berg endet kommenden Mittwoch. Bis dahin bietet der Kreis Aktionen wie ein Pedelec-Training in Odenthal, Ausprobieren der Mobilstationen in Bergisch Gladbach, Kürten und Odenthal und Lastenrad-Probefahrten in Wermelskirchen an. Auch eine Stadtrundfahrt durch den Kreis findet am Montag um 14 Uhr statt sowie eine Aufklärungsveranstaltung für ältere Schülerinnen und Schüler in Burscheid zu Gefahren im Straßenverkehr. Zusätzlich gibt es Aktionen für Kinder und zu inklusiver Mobilität. Das ausführliche Programm steht auf der Webseite der Stadt.
www.bergischgladbach.de