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FlüchtlingsheimBürgerinitiative wehrt sich gegen Neubau für 60 Menschen in Odenthal-Höffe

Lesezeit 3 Minuten
Ein großes, rotes Plakat steht auf einer Wiese. Darauf ist in einer Sprechblase zu lesen: "Es ist okay, NEIN zu sagen...". Und: "Temporäre Flüchtlingsunterkunft JA - XXL-Bau NEIN". Initiative gegen das geplante Bauvorhaben in Odenthal-Höffe.

Das Plakat, mit dem sich die Initiative gegen das geplante Bauprojekt für 60 Geflüchtete positioniert, wurde beschmiert. Seither fühlt man sich in Höffe bedroht.

Das geplante Gebäude sei für den kleinen Ortsteil überdimensioniert, der Standort ungeeignet, die Integration der Menschen daher unmöglich.

Es formiert sich Widerstand gegen den geplanten Bau einer Unterkunft für Geflüchtete in Höffe. Etliche Anwohner haben sich zur „Initiative gegen das geplante Bauvorhaben in Odenthal-Höffe“ zusammengeschlossen. Sie suchen das Gespräch mit der Verwaltung und mit den Ratsfraktionen und haben nach eigenen Angaben auch schon zahlreiche Unterschriften gegen das Vorhaben gesammelt.

Wie berichtet, plant die Gemeinde auf dem Parkplatz am Feuerwehrgerätehaus im Scherfbachtal Wohnungen in Modulbauweise für bis zu 60 Flüchtlinge zu errichten; Räume, die später auch als Sozialwohnungen genutzt werden könnten. Die Kosten werden bisher auf über zwei Millionen Euro geschätzt.

Odenthaler Flüchtlingsheime sind voll und baulich in schlechtem Zustand

Die Verwaltung begründet die Notwendigkeit des Baus mit den anhaltenden Zuweisungen geflüchteter Menschen nach Odenthal, bisherige Raumkapazitäten seien erschöpft. Die Belegung in bestehenden Unterkünften sei heute schon viel zu eng und einige Gebäude, unter anderem die am Steinhauser Berg, akut renovierungsbedürftig. Der Kreis habe hier erhebliche Brandschutzmängel attestiert.

Ein Feuerwehrgerätehaus, daneben ein Parkplatz.

Den Platz rechts neben dem Feuerwehrgerätehaus in Höffe kann sich die Odenthaler Verwaltung als Bauplatz für eine Geflüchtetenunterkunft vorstellen.

Man schließe eine Flüchtlingsunterkunft in Höffe nicht komplett aus, halte die jetzt geplante Größe aber gleich aus verschiedenen Gründen für überdimensioniert, meint die Initiative: „Temporäre Unterkunft Ja – XXL-Bau Nein“ hat die Gruppe daher plakatiert. Höffe zähle nur 120 Einwohner.

Bürgerinitiative: Für den kleinen Ortsteil Höffe ist das Haus zu groß

„Eine Flüchtlingsunterkunft mit 60 Menschen macht dann 50 Prozent aus und ist nicht verhältnismäßig“, sagt ein Mann. „Integration ist da nicht möglich.“ Zumal der Ortsteil mit der Unterkunft am Steinhauser Berg ohnehin schon seinen Beitrag leiste. „Die Verteilung ist ungerecht“, findet die Gruppe.

Namentlich möchte sich dazu niemand von den rund ein Dutzend Frauen und Männern äußern, die für das Gespräch zum Feuerwehrgerätehaus gekommen sind. Nachdem ein am Straßenrand aufgestelltes Plakat der Initiative über Nacht mit einer antifaschistischen Parole und einer Drohung beschmiert worden sei, gehe die Angst in Höffe um, berichten sie. „Wir fühlen uns bedroht“, sagt einer und andere nicken. Auf weitere Plakate an Häusern habe man aus Sorge vor weiteren Sprayer-Aktionen verzichtet.

Bürgerinitiative will politisch nicht in die rechte Ecke geschoben werden

Gerade in die rechte politische Ecke wolle man nicht geschoben werden, betont die Initiative. In der Flüchtlingswelle 2015 hätten am Feuerwehrgerätehaus zwei Container für insgesamt 30 Menschen gestanden. „Schon damals war die Integration schwierig“, erinnert sich ein Mann, der erzählt, dass er sich damals als ehrenamtlicher Helfer um eine syrische Familie gekümmert habe.

Zudem sei das Areal ungeeignet. Es liegt am Hang und wird von zwei Bächen umschlossen. Daher sei es hochwassergefährdet, meinen die Anwohner, damit habe man nicht erst 2021 Erfahrungen gemacht. Zudem fehle für das Grundstück die Infrastruktur. Der Abwasserkanal in Höffe sei so unterdimensioniert, „dass die Verwaltung uns verpflichtet hat, das Regenwasser auf unseren Grundstücken verrieseln zu lassen“, kritisiert eine Frau. „Wie sollen da zusätzliche Anschlüsse möglich sein?“. Schon allein aus diesem Grund prüfe man rechtliche Schritte.

Das vorhandene Stromnetz reicht für den geplanten Bau nicht aus

Auch das Stromnetz, darauf hatte die Verwaltung selbst hingewiesen, müsse nachgerüstet werden und hat dafür 150.000 Euro beantragt. Es fehle an Parkplätzen und Spielmöglichkeiten für Kinder, die Busverbindung nach Odenthal sei spärlich, an der Straße existiere nicht einmal ein durchgehender Bürgersteig. „Wir haben das Gefühl, dass das hier im Eilverfahren entschieden werden soll“, kritisiert die Gruppe.

Die Initiative fordert die Überprüfung aller Standorte, insbesondere des Neubaus im Geroden, auch die Möglichkeit, Tiny-Häuser aufzustellen oder die Unterkunft Steinhauser Berg nach und nach zu renovieren. So aber bleibe das Gefühl in Höffe: „Wir werden im Stich gelassen.“

Am Donnerstag, 14. November 2024, steht das Thema auf der Tagesordnung des Planungsausschusses, ab 18 Uhr im Bürgerhaus Herzogenhof. Am Donnerstag, 28. November 2024, 19 Uhr, soll im Forum des Schulzentrums Odenthal eine Informationsveranstaltung für Bürger und Bürgerinnen stattfinden.