Weil die Zuweisungen geflüchteter Menschen nach Odenthal anhalten, verstärkt die Verwaltung die Suche nach neuen Unterbringungsmöglichkeiten.
FlüchtlingeVerwaltung Odenthal schlägt Areal in Höffe als Standort für neue Unterkunft vor
Die Gemeinde wird nicht ohne zusätzliche Flüchtlingsunterkünfte auskommen. Das ist Fazit der Ausführungen der Verwaltung im jüngsten Planungs- und Bauausschuss. Neu in den Überlegungen ist der Standort Höffe im Scherfbachtal. Neben dem Feuerwehrhaus könnte hier ein Haus in Mobilbauweise für bis zu 80 Personen entstehen.
Auf Begeisterung im Ausschuss stieß diese Idee nicht, aber man konnte die Planung angesichts der Raumnot nachvollziehen. 556 Menschen sind derzeit in der Gemeinde untergebracht, 328 von ihnen in Notunterkünften, die übrigen in privaten Wohnungen. „Wir sind bei einer Auslastung von 300 Prozent und wir haben kaum Hoffnung, dass der Zustrom in absehbarer Zeit nachlässt“, sagte Integrationsbeauftragte Claudia Kruse.
Odenthal will an der dezentralen Flüchtlingsunterbringung festhalten
Das zeige die Zahl der Neuzuweisungen, zu deren Unterbringung die Gemeinde gesetzlich verpflichtet sei: In diesem Jahr seien bisher schon 161 Flüchtlinge neu nach Odenthal gekommen, fünf weitere würden in der kommenden Woche erwartet. Zum Vergleich: 2023 gab es 117 Zuweisungen, im Jahr 2021 waren es 71 Menschen.
An der dezentralen Unterbringung will die Verwaltung festhalten, allein etliche der bisherigen Flüchtlingsheime seien stark sanierungsbedürftig. 180 Personen seien in maroden Räumen untergebracht, oft vier bis sechs Personen auf durchschnittlich 18 Quadratmetern.
Das Grundstück am Steinhauser Berg bietet sich für eine neue Bebauung an
Am dringendsten seien Renovierungsarbeiten an den Standorten Steinhauser Berg, Bergstraße in Blecher und Schallemicher Straße in Eikamp. Besonders die Gebäude in Steinhaus seien marode, die Auflagen des Kreises – besonders hinsichtlich des Brandschutzes stiegen daher – Nachbesserungen seien teuer.
Das große Grundstück biete gute Möglichkeiten, hier neu zu bauen, das Areal besser auszunutzen, so die Verwaltung. Dafür müssten aber während der Bauzeit die hier lebenden Menschen – zumindest zeitweilig - ausquartiert und an anderer Stelle untergebracht werden.
Neben der Feuerwehr in Höffe könnte in Modulbauweise gebaut werden
Hier kommt Höffe ins Spiel. Auf dem gemeindeeigenen Grundstück neben der Feuerwehr könnte eventuell ein zwei- maximal dreigeschossiges Gebäude mit abgeschlossenen Wohneinheiten für 22 bis 24 Personen je Etage entstehen. Gemeinschaftsküchen oder -flure soll es nach den Vorstellungen nicht geben, alle Wohnungen sollten über eine eigene Küche verfügen – eine Planung, die auch eine Nachnutzung etwa als Sozialwohnungen erleichtern soll.
In Modulbauweise könnte das Haus in nur 43 Wochen errichtet werden, erklärte Anne Jansen vom Hochbauamt. Bei einem Bau mit zwei Etagen rechne man mit Kosten von zwei Millionen Euro.
Die Gemeinde sucht weiter nach Flächen und Immobilien
Parallel dazu sucht die Gemeinde aber auch weiter Flächen oder Immobilien, die für die Unterbringung von Flüchtlingen geeignet sind und überlegt, vorhandene Grundstücke etwa durch Tiny-Häuser besser auszunutzen. Grundsätzlich will man nachhaltig planen, Nachnutzungen mitbedenken, um die Investitionen nicht zu verlieren. „Wir wollen nicht gutem Geld schlechtes hinterherwerfen“, erklärte Bürgermeister Robert Lennerts (parteilos) mit Blick auf Steinhaus, wo allein Maßnahmen zum Brandschutz große Summen verschlängen.
Die Politik begrüßte den nachhaltigen Ansatz bei der Flüchtlingsunterbringung. „Ob wir wollen oder nicht, es ist kommunale Aufgabe, Kapazitäten vorzuhalten“, sagte Johannes Dünner (CDU). „Wir bauen ja auch nicht erst ein Feuerwehrhaus, wenn es schon brennt.“ Erhard Schulz (SPD) plädierte für minimalistische Bauweise.
Politik gab noch kein grünes Licht für die weitere Planung in Höffe
Grünes Licht für die weitere Planung in Höffe wollte der Ausschuss dennoch nicht sofort geben. Eva Kuhl (FDP) forderte weitere Informationen, insbesondere über die Finanzierung, Dirk Braunleder (Grüne) plädierte dafür, die Bürger bei diesem emotionalen Thema „an die Hand zu nehmen“ und erst eine Informationsveranstaltung abzuhalten.
Diese Reihenfolge hielt der Bürgermeister für falsch: „Es sollte zunächst ein politisches Votum geben. Die Bürger entscheiden zu lassen, wo was hinkommt, das wird nicht funktionieren.“ Die nächste Etappe für das Thema ist der Haupt- und Finanzausschuss.